Katholische Aktionen

r. k. Predigt am 3. Adventsonntag

Gehalten am 11. Dezember 2022 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Mt 11,2-11    1. Lesung Jes 35,1-6a.10
 
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema: Evangelium und 1. Lesung
  Haltet geduldig aus,
bis zur Ankunft des Herrn.

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Gaudete – freut euch, so beginnt der Eröffnungsvers des heutigen 3. Sonntags im Advent. Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe.
 
Von dieser Freude spürt Johannes der Täufer nichts. Er sitzt im Gefängnis, und er hat Fragen. Johannes rechnete mit dem Kommen des Herrn als Richter, mit dem alles abgeschlossen wird. Er verkündet Jesus als den, der stärker ist als er, und er ist es nicht wert, ihm die Schuhe auszuziehen. Er wird euch mit Feuer und Heiligem Geist taufen. Jesus aber richtet nicht. Deshalb hat der Täufer Zweifel und schickt seine Jünger zu Jesus. Er will wissen, ob Jesus wirklich dieser Kommende ist. Er will eine klare Auskunft.
 
Jesus sagt nun nicht einfach den Jüngern des Johannes: Ja, ich bin es. In seiner Antwort geht er zurück auf das, was die Propheten über den Messias gesagt hatten, denn das Wort des Jesaja ist in Jesus Christus erfüllt: Der Geist Gottes des Herrn ruht auf mir. … Er hat mich gesandt, dass ich den Armen eine frohe Botschaft verkünde. Für diese Frohe Botschaft sind die Jünger des Johannes Augen- und Ohrenzeugen. Jesu Hilfe gilt den Blinden, Lahmen, Stummen, Aussätzigen, Toten und den Armen. Denn der Schwerpunkt, der sogar die Totenerweckung noch übertrifft, ist die Verkündigung des Evangelium, der Frohen Botschaft an die Armen, das heißt an die Demütigen, die bereit sind zu hören.
 
Denn der Tod der Sünde ist eigentlich der größere Tod, der ewige Tod, aus dem Jesus durch sein Wort die Menschen zum Leben erweckt. Die Jünger sehen und hören die Frohe Botschaft und können deshalb zu Johannes sagen: Dieser Jesus erfüllt die Prophetie des Jesaja. Ja, Jesus ist der Heilbringer vor dem von Johannes erwartetem Gericht. Selig, wer an mir keinen Anstoß nimmt. Diese Warnung Jesu will ein falsches Messiasbild korrigieren. Johannes sah den Messias nur als Richter, nicht als Erlöser. Jesus verkündet seine Frohe Botschaft, damit die geistig Toten zum Leben kommen.
 
Ist es nicht auch heute oft so, dass die Menschen an Gott zweifeln, weil er nicht dreinschlägt, weil er nicht als Richter kommt, sondern noch immer seine Barmherzigkeit anbietet? Noch ist die Zeit der Barmherzigkeit, aber Jesus sagt zu Schwester Faustina ganz deutlich: Wer nicht freiwillig durch das Tor der Barmherzigkeit geht, muss durch das Tor der Gerechtigkeit und das kann niemand bestehen. Nach dem Weggang der Johannesjünger spricht Jesus über die Bedeutung des Täufers in der Heilsgeschichte. Er ist der Bote, der dem Messias den Weg bahnt.
 
Mit Jesus ist eingetroffen, was Jesaja in der 1. Lesung verkündet. Es ist ein Trostwort an das Volk in der Babylonischen Verbannung und wirbt um ungebrochene Treue zu Jahwe, trotz allen erlittenen Leids. Die lebensfeindliche Wüste, der Ort der Entbehrung, der Bedrohung und der Einsamkeit, sie wird blühen. Der Libanon mit seinen edlen Zedern, die Mannigfaltigkeit des Karmel und die Fruchtbarkeit der Scharonebene halten in der Wüste Einzug. Ursache der Freude ist Gott selbst, der sich den Menschen rettend zuwendet. Es wird geschehen. Darum gilt es die schlaffen Hände zu stärken und die wankenden Knie zu festigen. Denn Gott kommt sicher, um sein gebeugtes Volk aus dem babylonischen Exil zu erlösen. Er wird sie zurückführen in ihre Heimat. Er stellt die alte Ordnung wieder her und er vergibt alle Schuld.
 
Wir wissen, dass diese Verheißung Wirklichkeit geworden ist. Israel durfte aus der Verbannung zurück in das Gelobte Land, nach Juda und Jerusalem. Auf dieses Ziel hin bereitet der Prophet das Volk Gottes vor. Er ermahnt es zu Treue im Glauben, zu Geduld.
 
Geduld ist ein hohes Gut und in unserer Zeit selten geworden, sogar in unseren Gebeten. Wenn Gott nicht sofort auf unsere Gebete reagiert, haben wir ein Problem. Ungeduldig waren auch die Christen der frühen Kirche. Sie konnten kaum die Wiederkunft Christi erwarten. Als diese sich verzögerte, wurde das Durchhalten im Glauben, die Treue schwer. Im Schwung der ersten Begeisterung hatten sich die Gemeinden zusammengefunden. Aber auf die Dauer wurde es anstrengend, miteinander zu leben, denn die Unterschiede traten immer mehr zutage. In dieser Situation mahnt der Jakobusbrief: Haltet geduldig aus bis zur Ankunft des Herrn! Und dann verweist er auf die Landwirtschaft. Auch dort bedarf es der Geduld, ja, großer Geduld, damit Wachstum möglich ist. Und dann ein Satz, der nichts an Aktualität verloren hat: Klagt nicht übereinander – damit ihr nicht gerichtet werdet!
 
Wie viel reden wir übereinander und klagen übereinander. Von den ersten Christen wird ein respektvoller Umgang miteinander erwartet. Wie oft aber braust unser ICH auf, wenn uns etwas Unangenehmes widerfährt. Mit mir nicht! Das lass ich mir nicht bieten! Warte nur …! Und dann frisst es weiter in uns, bis wir die Rache gefunden haben. Der Mensch, der sich in Geduld übt, verzichtet aber auf Rache. Jakobus erinnert an die Propheten, die im Leiden und in der Geduld viel durchgemacht haben. Sie sollen wir uns als Vorbilder nehmen.


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Diese Seite wurde am 7. März 2023 von Familie Wimmer erstellt
und am 16. März zuletzt bearbeitet.