Katholische Aktionen

r. k. Predigt am 1. Adventsonntag

Gehalten am 27. November 2022 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Mt 24, 37-44    Kurzfassung
 
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema: Evangelium
  Seid wachsam, dass ihr nicht zurück bleibt.

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Das Kirchenjahr ist ein Durchgehen durch die ganze Wirklichkeit unserer Erlösung. Wir feiern die Menschwerdung, das Leiden, die Auferstehung Christi, die Geistsendung und die anderen Heilsereignisse. Das Kirchenjahr ist gewissermaßen eine Katechese, die sich jedes Jahr wiederholt, um unseren Glauben zu vertiefen. Sowohl am Ende wie am Beginn des Kirchenjahres lenkt die Kirche unseren Blick auf den wiederkommenden Herrn. Denn unser Leben muss geprägt sein von der Erwartung der Wiederkunft Jesu.
 
Aber rechnen die Christen überhaupt noch damit, dass es nach dem Tod weitergeht, rechnen wir damit, dass er, der uns unendlich liebt, uns abholen und dorthin führen wird, wo er ist, in seine Vollendung und Herrlichkeit. Manchmal spüren wir in uns die Sehnsucht danach, merken aber auch, dass sie in der Welt nicht erfüllt wird. Darum hilft uns der Beginn des Kirchenjahres wieder die richtige Richtung einzuschlagen. Das Kommen des Herrn darf für uns kein Erschrecken sein, etwas, vor dem wir uns fürchten. Nein, es soll mehr ein Erwarten, ja sogar ein Sehnen sein. Wir sollen ja zur Erfüllung unseres Lebens finden, wie wir sie uns überhaupt nicht vorstellen können. Es gilt einfach, bereit zu sein, wenn ER kommt.
 
Jesus spricht von den Tagen des Noach. Wie war es damals. Noach baute die Arche. Die Mitmenschen haben ihn verspottet. Sie haben gegessen, getrunken, geheiratet. Sie haben lauter Dinge getan, die zum Leben gehören, nichts Außergewöhnliches, auch nichts Schlechtes. Sie haben sich so im Leben eingenistet, dass es darüber hinaus nichts gab. Doch dann wurden sie von der Flut überrascht. Sie sind nicht vorbereitet. Sie haben Noach nicht geglaubt.
 
Die Bilder von den zwei Männern und den zwei Frauen gehen in die gleiche Richtung. Wenn der Herr kommt, gibt es eine Scheidung. Die Entscheidung, die der Einzelne getroffen hat, wird zur Scheidung führen. Der eine wird die Ankunft des Herrn nicht aushalten und er wird hinweggerafft, der andere wird es mit der Gnade Gottes aushalten können. Er bleibt. Die Entscheidung, die der Einzelne getroffen hat, führt zur Scheidung unter denen, die miteinander gelebt, gegessen, getrunken, geheiratet haben. Die Scheidung geht durch die engste Lebensgemeinschaft, sie trifft jene, die miteinander gelebt und gearbeitet haben, wie die zwei Männer und die zwei Frauen.
 
Aber die Entscheidung, die zur Scheidung führt, trifft jeder Einzelne selbst vorher. Darum geht es und darauf weist der Herr uns hin. Nach diesem Bild wird das Kommen des Herrn plötzlich über uns hereinbrechen. Zwar gehen einem Kommen Zeichen voraus, aber niemand achtet auf sie. In ihrer Gleichgültigkeit sind die Menschen zu Ahnungslosen geworden – zur Zeit des Noach und auch heute! Deshalb fordert Jesus ganz dringlich auf, wachsam zu sein. Wachen aber heißt, sich nicht überraschen lassen, weder bei Tag noch bei Nacht. Wir sollen den Herrn, das Höchste unseres Lebens, den ganzen Sinn und das Ziel unseres Lebens als Christen Tag und Nacht erwarten.
 
Das kann man vorbereiten, indem man sich immer wieder erinnert, wer da kommt: Der Herr, der mich liebt, der mich zur Hochzeit abholt, der mir alles bereitet hat, der meine ganze Sehnsucht, mein ganzes Sein zur Vollendung führen will. Paulus sagt es den Christen in Rom ganz deutlich: Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf.Jetzt ist das Heil uns näher, als zu der Zeit, da wir gläubig wurden! Das hat Konsequenzen für unser Leben.
 
So will Paulus die Christen in Rom und uns heute anspornen zu einem beispielhaften ehrenhaften Leben. Jeder ist eingeladen und gerufen, den Herrn Jesus Christus anzuziehen. Dazu will auch Jesaja helfen. Er war nahezu 40 Jahre lang Prophet in Juda in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts vor Christus. Er wirbt im eigenen Volk: Ihr vom Haus Jakob, kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Lichte des Herrn. Er sieht genau alles, was um ihn herum geschieht, aber er klagte nicht nur an. Er zeigte immer wieder Wege der Besinnung und Türen zur Umkehr. Mit Leidenschaft weckte er die Hoffnung auf Erlösung vom Übel. Er wurde seinem Namen gerecht: Jesaja – der Herr rettet. Das Buch des Propheten Jesaja zeigt seinen tiefen Glauben an den rettenden und heilenden Gott. Dieser Glaube ist niemals Stillstand, sondern Dynamik.
 
Denn Glaube ist lebendige Beziehung zwischen dem Glaubenden und Gott. Er ist Vertrauen in göttliche Hilfe und die gleichzeitige Bereitschaft des Menschen, sich mit ganzem Herzen einzubringen. Es ist ein ständiges Geben und Empfangen, es ist Liebe schlechthin. Dazu müssen wir uns einbringen, jeder einzelne. Ungezählte male müssen wir über unseren eigenen Schatten springen, dürfen unser vermeintliches Recht nicht rücksichtslos einklagen, sollten uns in den anderen hineinversetzen, ohne alles gut zu heißen. Schon Jesaja wusste vor 2.700 Jahren, dass dies sehr harte Arbeit bedeuten kann. Es ist kein leichter Lernprozess. Er bleibt unsere Lebensaufgabe.
 
Aber wir haben Helfer, die uns das vorgelebt haben: Unsere Mitpatronin, die hl. Theresia von Lisieux und auch Elisabeth von Dijon, um nur zwei zu nennen. Sie sind diesen Weg in Treue gegangen. Sie werden uns helfen, wenn auch wir jetzt im Advent beginnen, diesen Weg zu gehen: Wachsam sein und den Herrn erwarten durch ein Leben in dem Christus mehr in uns gegenwärtig wird: Daran sollen alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: Dass ihr Liebe habt untereinander.


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Diese Seite wurde am 19. Februar 2023 von Familie Wimmer erstellt
und am 17. März 2023 zuletzt bearbeitet.