Katholische Aktionen

r. k. Predigt am 33. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 13. November 2022 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr C:
 
Evangelium:    Lk 21,5-19    1. Lesung Mal 3,19-20b
2. Lesung 2 Thess 3,7-12
 
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema: Evangelium, 1. und 2. Lesung
  In der Nachfolge standhaft bleiben, treu sein und darauf vertrauen, dass Got auch in der Krise zu seinem Volk steht.

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Wir feiern den vorletzten Sonntag des Kirchenjahres. Wie immer wird in dieser Zeit der Blick auf das Weltende gelenkt, das ja sicher kommen wird. Die Lesungen wollen helfen, uns darauf vorzubereiten, damit wir nicht überrascht werden, wenn es soweit ist.
 
Das Buch des Propheten Maleachi steht am Ende des AT. Maleachi (mein Bote) lebt am Ende des 5.Jhdt vor Christus. Was war die Situation damals in Israel? Die Aufbruchstimmung nach der Rückkehr aus dem Exil war verflogen. Der Tempel und Jerusalem sind zwar wieder aufgebaut, aber der innere Aufbau wurde nicht vollzogen, das heißt die Orientierung des Volkes an der Tora hatte merklich nachgelassen. Der Prophet kämpft gegen Kleinmut, Zweifel, Kleinglaube und Resignation. Denn die Erfahrung zeigt: auch die Ungerechten kommen weiter; auch ohne die Beachtung der Tora lässt es sich scheinbar gut leben.
 
Religiöse und gesellschaftliche Missstände greifen um sich. Es stellt sich die Frage, ob es sich mit Ellenbogen, Skrupellosigkeit und Ungerechtigkeit nicht viel einfacher leben lässt. Korruption und Ausbeutung zerrütteten das Volk. Warum sich die Mühe geben und den Weisungen Gottes anhängen, oder anders gesagt: Was haben wir davon, wenn wir auf Gottes Anordnungen achten?
 
Das ist im Kern auch heute vielfach die Frage unter den Menschen: Was bringt mir der Glaube? Und weil wir für die geistige Welt vielfach blind und taub sind, werden nur materielle Gaben erwartet. Wann wird sich das alles ändern? Für Maleachi steht fest: es gibt den Tag des Herrn, den Gerichtstag, der die Gottlosen fürchten lässt, während die Gerechten diesen Tag froh erwarten dürfen.
 
Die Sonne der Gerechtigkeit wird aufgehen und ihre Flügel bringen Heilung. Der Prophet verwendet das Bild vom Weizen und Spreu – Bilder von Vernichtung, aber auch Heil. Die Überheblichen und Frevler sind wie Spreu. Sie werden vom Feuer vernichtet, verbrannt, weder Wurzel noch Zweig wird ihnen dann bleiben.
 
In unserem Evangelium nach Lukas ist Jesus auf seinem langen Weg endlich in Jerusalem angekommen. Er steht mit den Jüngern im Tempel. Sie staunen über dessen Schönheit. Jesus benutzt die Situation, um prophetisch vom Reich Gottes in Zukunft zu sprechen. Der Tempel, in dem Gott wohnt, ist Vorbild für die Kirche. Sie ist, wie Paulus sagt, der Tempel Gottes, in dem der dreifaltige Gott wohnen wird.
 
Aber es werden Tage kommen, in denen der Tempel niedergerissen wird, so dass kein Stein auf dem anderen bleibt. Die Jünger fragen: Wann wird das geschehen, und an welchen Zeichen wird man erkennen, dass es beginnt? Jesus beantwortet nur die Frage nach den Zeichen, die vorausgehen werden. Die Frage nach dem Wann beantwortet er nicht. Jesus geht es nicht um den Weltuntergang, sondern darum, wie seine Jünger bestehen können, wenn die allgemeine Ordnung zerfällt.
 
Jesu Botschaft lautet: standhaft bleiben in der Nachfolge Jesu, treu sein und darauf vertrauen, dass Gott auch in der Krise zu seinem Volk steht. Spekulationen helfen nicht, Horrorszenarien sind sinnlos und Ängste schwächen. Veränderungen sind nicht das Ende. Die Zerstörung des Tempels bedeutet das Ende des dortigen Opferkultes, aber nicht das Ende des Glaubens. Deshalb spricht Jesus seinen Jüngern Mut zu. Es geht um das Leben, das der gewinnt, der standhaft bleibt.
 
Lasst euch nicht verführen! Viele Menschen hören heute nicht mehr auf das Wort Gottes. Sie suchen nach allen möglichen Privatoffenbarungen. Wenn sie echt sind, dann wird Gott durch sie nur das wiederholen, was auch in der Hl. Schrift steht: Kehrt um! Glaubt an Gott! Gebt Ihm die Ehre, ehrt seinen Namen, ehrt den Sonntag! Sie bringen, wenn wir sie befolgen, Ruhe und Frieden ins Herz. Sind sie jedoch nicht echt, dann beunruhigen sie die Menschen und führen in die Irre. Lauft ihnen nicht nach, sagt Jesus ganz klar.
 
Dieses Evangelium ist gerade für unsere Zeit sehr konkret, denn es macht uns bewusst, dass wir schon in dieser Endzeit sind. Es gibt so viele Christen, deren Glauben seicht und dünn geworden ist. Sie suchen das Heil, aber nicht bei Christus, nicht in seinem Wort, nicht in seiner Kirche.
 
Für kurze Zeit meinen sie, im Supermarkt der Sinnangebote das Richtige gefunden zu haben, aber bald erscheint es ihnen überholt und erweist sich als nicht tragfähig, angesichts der Fragen, die sie bewegen. Der Irr- und Unglaube der Menschen ist heute ein großes Geschäft und kostet manchmal viel Geld.
 
Auch der Glaube kostet viel – nicht Geld, sondern die Umkehr meines Herzens zum lebendigen Gott, und dabei geht es ganz tief um mein Ich. Auch die weiteren Zeichen, die Jesus nennt, sind Dinge, die es immer schon gegeben hat. Sie werden dann aber etwas Außergewöhnliches sein. Und dann werden die Gläubigen verfolgt werden, in Gefängnisse kommen und vor Statthalter und Könige gebracht. Der Herr wird dann selbst den Verfolgten beistehen und ihnen die richtigen Antworten eingeben.
 
Aber es kommt noch schlimmer: die Treuen werden von den eigenen Verwandten und Freunden ausgeliefert und getötet – sei es geistig, dass man sie mundtot macht oder wirklich. Sie werden um Jesu willen von allen gehasst werden. Und doch werden sie das Leben gewinnen.
 
Auch in der 2. Lesung geht es um die Endzeit. Konkret meinen Gemeindemitglieder: Wozu noch arbeiten, wenn die Endzeit gekommen ist? Sie leben außerhalb der Gemeindeordnung, sie führen ein unordentliches Leben auf Kosten der Gemeinde und der Armen, denen die gemeindliche Unterstützung so geschmälert wird. Der Brief stellt klar: Wer Christus erwartet, ist umso mehr der Gemeinschaft verpflichtet und auf diese Weise Zeuge der Frohen Botschaft. Gleichgültig, wann Gott kommt, er wird kommen und bis dahin gilt es den Glauben im Alltag treu zu leben.
 
Damit wir die vollkommene Freude finden.


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Diese Seite wurde am 20. März 2023 von Familie Wimmer erstellt
und am 22. März 2023 zuletzt bearbeitet.