Katholische Aktionen

r. k. Predigt am 29. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 16. Oktober 2022 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr C:
 
Evangelium:    Lk 18,1-8     
 
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema: Das Apostolisches Schreiben
  von Papst Franziskus zur Liturgie.

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Am 29.6. dem Hochfest der Apostel Petrus und Paulus, im zehnten Jahr seines Pontifikats, hat Papst Franziskus ein Apostolisches Schreiben zur Liturgie veröffentlicht und sich dabei auch an die gläubigen Laien gewandt. Ich möchte deshalb heute nicht über die Lesungen des heutigen 29. Sonntags im Jahreskreis predigen, sondern über dieses Schreiben.
 
Es trägt die Überschrift: „Desiderio desideravi“ nach dem Wort Jesu im Abendmahlssaal: Mit Sehnsucht habe ich danach verlangt, dieses Pascha mit euch zu feiern, ehe ich leide. Es umfasst 65 Absätze, deshalb gebe ich heute nur eine kurze Zusammenfassung und vielleicht später einmal einen Blick auf verschiedene Absätze.
 
Das Schreiben enthält keine Normen / Vorschriften, sondern meditiert über die Schönheit der Liturgie und ihre Rolle bei der Evangelisierung. Der Papst schildert die Eucharistie als Raum, um dem lebendigen Jesus Christus zu begegnen: Wir brauchen keine verschwommene Erinnerung an das letzte Abendmahl. Wir müssen bei diesem Abendmahl anwesend sein, seine Stimme hören, seinen Leib essen und sein Blut trinken können. Diese Aussage gilt vielleicht auch im Blick auf die Corona-Pandemie, in der für viele nur eine Feier über Internet oder Fernsehen möglich war. Das war eine notwendige Hilfe, ist aber kein Ersatz für die reale Mitfeier.
 
Dann sagt der Papst, dass die Teilnahme am eucharistischen Opfer nicht unsere Leistung sei, mit der wir uns vor Gott und unseren Schwestern und Brüdern brüsten könnten. Sie ist das Geschenk des Pascha des Herrn, das, wenn wir es mit Fügsamkeit annehmen, unser Leben neu macht. Man betritt den Abendmahlssaal nur, wenn man seinen Wunsch verspürt, das Pascha mit uns zu essen.
 
So sehr der Papst dafür wirbt, die Schönheit der Liturgie wieder zu entdecken, so klar macht er auch, dass es dabei nicht um Äußerlichkeiten gehen darf. Er warnt davor, die Einfachheit mit Banalität und die Konkretheit der rituellen Handlung mit praktischem Funktionalismus zu verwechseln. Und weiter: Die Gemeinde hat einen Anspruch darauf, dass das Paschamysterium in der von der Kirche festgelegten rituellen Form gefeiert wird. Doch etwas Entscheidendes müsse dazukommen: das Staunen über das Geheimnis von gebrochenem Brot und Auferstehung. Wenn uns das Staunen über das Pascha-Mysterium, das in den sakramentalen Zeichen verdichtet gegenwärtig wird fehlen würde, können wir wirklich Gefahr laufen, für den Ozean der Gnade, der jede Feier überflutet, unempfänglich zu sein. Das Staunen von dem ich spreche, … ist das Staunen darüber, dass sich uns der Heilsplan Gottes im Pascha Jesu offenbart hat, dessen Wirksamkeit uns in der Feier der Sakramente weiterhin erreicht.
 
Angesichts der Irrungen und Wirrungen der Postmoderne und des Individualismus lädt uns der Papst ein, zu den Konzilstexten zurück zu kehren, wo es heißt: Wenn die Liturgie der Höhepunkt ist, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle aus der all ihre Kraft strömt, dann verstehen wir gut, was in der Frage der Liturgie auf dem Spiel steht. Es geht in den zum Teil heftigen Streitigkeiten um Ritus und Liturgie nicht um einfache Unterschiede, sondern um Fragen der Ekklesiologie (Kirche).
 
Ich verstehe nicht, wie man sagen kann, dass man die Gültigkeit des Konzils anerkennt - obwohl ich mich ein wenig wundere, dass ein Katholik sich anmaßen kann, dies nicht zu tun – und nicht die Liturgiereform akzeptieren kann, die aus dem Konzil hervorgegangen ist (SacCon35).
 
Hinter den Auseinandersetzungen um den Ritus verbergen sich unterschiedliche Auffassungen von der Kirche. Und dann sagt der Papst, dass Reformen an Ritus und Text nicht viel helfen, ohne liturgische Bildung. Diese hat vor allem in den Priesterseminaren ihren Platz. Dort vor allem gilt es, den Ritus zu verinnerlichen. Denn der Ritus ist in sich selbst eine Norm und die Norm ist nie Selbstzweck, sondern steht immer im Dienst der höheren Wirklichkeit, die sie schützen will.
 
Franziskus geht es um eine gewissenhafte Hinwendung zur Feier, damit die Feier selbst ihre Kunst auf uns übertragen kann. Das betrifft die gesamte Gemeinde und ganz besonders den zelebrierenden Priester. Der soll sich bei der Feier der Liturgie vor einem übertriebenen Personalismus der Feier hüten, also sowohl vor einer bloßen Einhaltung der Rubriken, wie auch vor einer phantasievollen Kreativität ohne Regeln, denn der wirklich Feiernde ist der Auferstandene, und sicher nicht unsere Unreife, die nach einer Darstellbarkeit einer Rolle und Haltung strebt, die sie nicht haben kann.
 
Abschließend bittet der Papst alle Verantwortlichen in der Kirche darum, dem heiligen Volk Gottes zu helfen, aus dem zu schöpfen, was seit jeher die Hauptquelle der christlichen Spiritualität ist, nämlich die Feier der heiligen Geheimnisse.
 
Und er wird noch einmal sehr deutlich, wenn er schreibt: Das Konzil habe sich schon in seiner ersten Konstitution mit der Liturgie beschäftigt, und dieser Text stehe in enger Verbindung mit den übrigen Konstitutionen des Konzils. Deshalb können wir nicht zu jener rituellen Form zurückkehren, die die Konzilsväter cum Petro et sub Petro für reformbedürftig hielten, indem sie unter der Führung des Geistes und nach ihrem Gewissen als Hirten die Grundsätze billigten, aus denen die Reform hervorging. Im übrigen hätten ja auch die heiligen Päpste Paul VI. und Johannes Paul II. die revidierten liturgischen Bücher genehmigt und damit die Treue der (Liturgie-) Reform zum Konzil garantiert. Und ganz am Ende bittet der Papst: Lassen wir die Streitereien hinter uns, um gemeinsam auf das zu hören, was der Geist der Kirche sagt. Pflegen wir die Gemeinschaft, staunen wir weiterhin über die Schönheit der Liturgie.
 
Wir haben das Pascha geschenkt bekommen. Lassen wir uns von dem ständigen Wunsch des Herrn beschützen, es mit uns zu essen. Unter dem Blick Mariens, der Mutter der Kirche.


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Diese Seite wurde am 28. März 2023 von Familie Wimmer erstellt.