Katholische Aktionen

r. k. Predigt am 27. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 2. Oktober 2022 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr C:
 
Evangelium:    Lk 17,5-10     
 
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema: Evangelium
  Hl. Theresia vom Kinde Jesu.
Mitpatronin von Heroldsbach.
Lehrerin des „kleinen Wegs“.

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Gestern haben wir das Fest der hl. Theresia vom Kinde Jesu gefeiert (1. Oktober). Sie ist Mitpatronin unserer Gebetsstätte Heroldsbach. Zudem ist heuer ihr 125. Todestag und der 25. Jahrestag, an dem Papst Johannes Paul II. sie zur Kirchenlehrerin ernannt hat. Kirchenlehrerin ist sie, das heißt, sie hat der Kirche etwas zu sagen.
 
Schauen wir deshalb auf ihr Leben und fragen wir: Welche Bedeutung hat sie für mich als Lehrerin des Glaubens? Theresia vom Kinde Jesu, so ihr offizieller Ordensname ist auch bekannt als Theresia von Lisieux, nach dem Karmel ihres Heimatortes, in den sie mit besonderer päpstlicher Erlaubnis mit 15 Jahren eintrat oder als kleine hl. Theresia – im Unterschied zur großen hl. Theresia von Avila, der großen Reformerin des Karmelitenordens zusammen mit dem hl. Johannes vom Kreuz.
 
Klein war Theresia von Lisieux in ihrer Bescheidenheit und ihrem Selbstverständnis nach. Sie war jedoch eine Große, was ihre Liebe zu Christus, zur Kirche und zu den Menschen betrifft. In der Spiritualität und Frömmigkeitsgeschichte unserer Kirche hat sie einen eigenständigen Platz erhalten, vor allem als Lehrerin des von ihr selbst so genannten „kleinen Wegs“. Klein nennt man diesen Weg, weil er vom Menschen nichts Außergewöhnliches fordert und daher von jedem Menschen gegangen werden kann. Aber auch, weil der Mensch eingeladen ist, seine Armut und Kleinheit bewusst zu bejahen, um von Gott die wahre Größe zu erlangen, die er denen, die sich von ihm abhängig machen, schenkt. Es ist ein Weg des Vertrauens und der Hingabe an den Willen des Vaters, der den ganzen Menschen fordert und in Dienst nimmt.
 
In ihrem Denken geht die hl. Theresia von Lisieux von den Grundlagen des christlichen Glaubens aus. Sie war der festen Überzeugung, dass es Gottes Sehnsucht ist, Gemeinschaft mit dem Menschen zu haben, den er aus Liebe geschaffen hat. Jeder Mensch ist jedoch mit Schuld belastet, die der Gemeinschaft mit Gott entgegensteht, denn Gott ist heilig. Der Mensch bedarf deshalb der Befreiung von seiner Schuld, um in die volle Gemeinschaft mit Gott gelangen zu können.
 
Darum sandte Gott seinen Sohn Jesus Christus, damit dieser die trennende Schuld der Menschen auf sich nimmt und durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung von den Toten tilgt. Deshalb findet der Mensch in Jesus allein Vergebung seiner Schuld und den Zugang zum Vater. Jesus ist das Tor zum Vater, durch das jeder Mensch eintreten muss, der das ewige Leben erlangen will. Durch das Tor Jesu eintreten bedeutet für die hl Theresia konkret, dass der Mensch sich auf einen Weg einlässt, der ihn Schritt für Schritt in Jesus Christus verwandelt.
 
Dabei findet sich bei Theresia vom Kinde Jesu sogar der Gedanke, dass die Menschwerdung Jesu Christi gleichsam noch nicht abgeschlossen ist, weil die Menschen noch nicht ganz in Jesus hinein verwandelt wurden. Die Menschwerdung Jesu soll durch Maria, die Mutter Gottes, in den Menschen aller Zeiten fortgesetzt werden. Denn wie einst Jesus Christus in ihrem Schoß heranwuchs und durch sie in die Welt kam, so sollen die Menschen auch durch ihre Fürsprache und Mithilfe auf mystische Weise neue Christusse werden.
 
Das ist übrigens ein Gedanke, der in sehr ähnlicher Weise beim hl Ludwig Maria Grignon von Montfort auftaucht. Die Aufgabe des gläubigen Christen auf diesem Weg ist es, die Liebe Gottes anzunehmen und aus ihr zu leben. Dies hat in den kleinen, alltäglichen Taten der Liebe zu geschehen. Wo immer der Christ lebt und welchen Standes er auch ist, Mann oder Frau, Kind, Jugendlicher, Erwachsener, er kann jeden Tag Taten der Liebe vollbringen, die Liebe Gottes annehmen und im Alltag aus ihr leben. So lässt sich die besondere Berufung, die Theresia für sich selbst erkannt hat, nämlich, dass sie die Liebe im Herzen der Kirche sein wollte, ganz alltäglich und einfach deuten und leben.
 
Nicht das Außergewöhnliche, sondern das Gewöhnliche, Alltägliche außergewöhnlich gut zu tun, indem wir es in der Liebe Gottes tun, war das geistliche Grundmotto der Mitpatronin unserer Gebetsstätte. Uns dabei zu helfen, sollen wir sie immer wieder bitten. Diese Liebe im Alltag zu leben ist auch unsere Berufung. Frömmigkeit und Liebe nur in der Kirche oder privat ist nicht genug. Wenn Glaube Salz der Erde und Licht der Welt ist, das nicht verborgen bleiben kann, so muss er in den Alltag unseres Lebens. Wir sollen uns dabei nicht schämen, Zeugnis für unseren Herrn abzugeben, wie wir in der 2. Lesung hörten. Lassen wir uns die Augen öffnen, wo wir diese Taten der Liebe vollbringen können.
 
Bitten wir den Herrn, wie heute im Evangelium die Apostel: Stärke unseren Glauben! Das ist auch nötig in dieser Zeit der Kirche, in der wir leben. Wir sehen leere Kirchen, viele geistlich verwüstete Herzen und Familien. Der Glaube ist bei vielen verdunstet. Er interessiert auch nicht. Betäubt vom Ehrgeiz, Karriere zu machen, viel Geld zu verdienen und Partys zu feiern scheinen viele heute keinen Mangel zu verspüren.
 
Umso wichtiger ist unsere Bitte, die wir von den Aposteln übernehmen: Stärke unseren Glauben, durch die Fürsprache der hl. Thersia vom Kinde Jesu.


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Diese Seite wurde am 28. März 2023 von Familie Wimmer erstellt.