Katholische Aktionen

r. k. Predigt am 4. Fastensonntag
Laetare freut euch! So heißt der heutige Sonntag.

Gehalten am 27. März 2022 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr C:
 
Evangelium:    Lk 15,1-3.11-32    2. Lesung 2 Kor 5,17-21
 
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema: Evangelium und 2. Lesung
Lasst euch mit Gott versöhnen.
Wann wachen wir auf und kehren um?

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Die österliche Bußzeit bereitet uns vor auf das Osterfest. Was feiern wir an Ostern? Die Auferstehung Jesu! Die Auferstehung des Herrn bedeutet für uns Christen die Hinwendung von der Gottferne zur Gemeinschaft mit Gott, die Vergebung unserer Schuld, eigentlich den Weg aus der Unfreiheit und Knechtschaft der Sünde zur Freiheit der Kinder Gottes > die Erlösung.
 
Auch das Volk Israel hat die Erlösung erfahren. Sie wurden aus der Sklaverei Ägyptens befreit, sie zogen 40 Jahre durch die Wüste, wurden am Sinai zu Gottes eigenem Volk, erhielten dort die Gebote als Hilfen zu einem gelingenden Leben nach Gottes Willen und kamen in das von Gott verheißene Land. Dort feierten sie das Pessachfest, das Fest der Befreiung, des Jubels und des Dankes. Das Alte war vergangen und Neues war geworden.
 
Genau diese Worte verwendet Paulus in der 2. Lesung. Auch er betont, dass das Neue von Gott kommt. Was ist das Neue? Es ist die Versöhnung, die Gott uns durch Jesus Christus schenkt. Wer schon einmal Versöhnung erfahren hat, weiß: Versöhnung richtet auf, sie holt uns heraus aus dem Verkrümmtsein in mich selbst, aus den Verkrümmungen der Verletzungen und kaputten Beziehungen. Gott hat die Welt schon mit sich versöhnt, dadurch, das er den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht hat. Er hat die Initiative ergriffen und uns aufgerichtet.
 
Darin erinnert Paulus die Hörer seines Briefes. Und er fordert deutlich auf: Lasst euch mit Gott versöhnen. Jetzt liegt es also an uns, nachdem Gott alles Notwendige zur Versöhnung seinerseits getan hat, uns mit Gott versöhnen zu lassen, uns untereinander zu versöhnen und einander aufzurichten, indem wir selbst Versöhnung annehmen und schenken. Dann wird die neue Schöpfung sich entfalten, dann können auch wir in das verheißene Land des Friedens einziehen. Frieden zu stiften, Versöhnung zu schenken zwischen Gott und den Menschen und in der Folge unter den Menschen, dazu ist Jesus gekommen.
 
Und er macht das deutlich in seinem Verhalten. Weil nicht die Gesunden den Arzt brauchen, sondern die Kranken, geht er zu den Kranken und heilt viele. Kranke sind für Jesus aber auch jene, deren Beziehung zu Gott gestört ist durch die Sünde. Das stört die Pharisäer und Schriftgelehrten und sie sagen: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Im Gleichnis antwortet Jesus auf diesen Vorwurf.
 
Wir kennen es als Gleichnis vom verlorenen Sohn, besser nennen wir es das Gleichnis vom barmherzigen Vater, denn er ist darin die zentrale Gestalt. Der Vater hatte zwei Söhne. Auch wir seine Kinder, Kinder Gottes. Hören wir darum genau hin. Was will Jesus uns sagen? Fragen wir uns also: Welchem der beiden Söhne bin ich ähnlich? Der Jüngere geht zum Vater und bittet um sein Erbteil. Das ist unmöglich, denn erben kann er erst, wenn der Vater gestorben ist. Tun wir oft nicht Ähnliches? Wir sagen IHM: das und das möchte ich, ohne zu fragen, ob es Gottes Willen entspricht, ohne zu überlegen, was mir wirklich gut tut.
 
Ich fordere einfach und diese Forderung ist der Weg, der nach unten führt. Der Vater teilt – Gott erfüllt oft den Wunsch des Menschen, damit er an den Folgen erkennt, wie falsch sein Gebet war und dann umkehrt. So auch im Gleichnis. Der Vater gibt dem jüngeren Sohn sein Erbteil und lässt ihn ziehen, und der geht fort in ein fremdes Land, er ist für den Vater dort nicht mehr erreichbar. Er lebt ganz nach seinem Willen bis eine Hungersnot kommt und alles zusammenbricht. Er wird zum Schweinehüten geschickt. Das bedeutet für ihn, er wird unrein und verliert damit die Zugehörigkeit zu seinem Volk. Er ist ausgestoßen. Er ist so weit heruntergekommen, wie es weiter nicht geht.
 
Aber so ein Zusammenbruch ist auch eine Chance. Und jetzt werden, beispielhaft für uns, drei Schritte beschrieben. Der 1. Schritt: Er überlegt, geht in sich. Ihm wird klar: bei seinem Vater haben es die Tagelöhner besser wie er. Sie haben Brot im Überfluss. Der 2. Schritt: Er fasst einen Vorsatz. Er will umkehren und seine Sünde eingestehen und damit um Vergebung bitten > Tagelöhner. Und der 3. Schritt: dann bricht er auf und geht zu seinem Vater. Jetzt geht er, jetzt entscheidet er sich, jetzt kehrt er um – in der Tat, nicht nur in Gedanken, nicht nur in Worten, sondern wirklich.
 
Wie auch immer er sich die Heimkehr vorgestellt hat, so sicher nicht: Der Vater läuft ihm entgegen, fällt ihm um den Hals und küsst ihn. Der Vater hat ihn erwartet. Der da kommt ist nicht mehr der Sohn, wie ihn der Vater gekannt hat. Er ist verlottert und stinkt nach Schweinedreck. Und er hatte Mitleid mit ihm. Mitleid und Erbarmen, das ist die Barmherzigkeit Gottes, die jedem gilt, der zu ihm umkehrt. Der Vater lässt seinen Sohn nicht einmal zu einem Wort der Erklärung und Entschuldigung kommen, die der sich zurechtgelegt hatte. Im Gegenteil stattet er ihn mit den Insignien eines voll anerkannten Sohnes aus (Festgewand, Ring, Schuhe) und feiert ein Freudenfest.
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Dieses Gleichnis soll uns in dieser Fastenzeit helfen, wirklich umzukehren zum Vater, als Einzelne, aber auch als Gemeinschaft. Lassen wir uns ansprechen, kehren wir um zum Vater! Oder bleiben wir abseits und kommen nicht zum Fest, wie der ältere Sohn, dem Barmherzigkeit fremd ist?
 
Darüber hinaus lässt mich dieses Gleichnis auch an die gegenwärtige weltpolitische Situation denken. Sind wir Länder des Westens nicht dem jüngeren Sohn ähnlich? Haben wir nicht Abschied genommen vom Vaterhaus Gottes? Welche Rolle spielt Gott Vater noch im Leben der westlichen Welt – privat und in der Öffentlichkeit? Sind wir nicht auch in einem fernen – gottfernen – Land, wo wir nicht mehr erreichbar sind für IHN? Wann haben wir noch Zeit zum Überlegen, zum Nachdenken?
 
Es ist nicht nur die dauernde Beschallung von allen Seiten, es ist auch unsere dauernde Unruhe, die uns nicht zum Hören seines Wortes kommen lässt. Dauernd werden wir gefordert, dauernd stehen wir unter Druck. Und dabei sind wir nicht glücklich und haben keinen Frieden, keine Versöhnung. Misstrauen, Streit und Hass sind oft greifbar nah. Es ist unser Wille, der uns in diese Situation geführt hat, nicht der Wille Gottes.
 
Der ist in den zehn Geboten niedergelegt, die er uns aus Liebe gegeben hat, für ein glückliches Leben. Er kann es nicht dulden, dass wir Welt und Umwelt nach unseren Vorstellungen manipulieren. Er kann es nicht dulden, er der Freund des Lebens, wie wir mit dem menschlichen Leben und den Geschöpfen umgehen.
 
Wann wachen wir auf und kehren um? Müssen wir noch tiefer fallen, bis wir aufwachen, zur Besinnung kommen und uns auf den Weg zum Vater machen? Sind wir noch nicht am Schweinetrog? Gott lässt uns die Freiheit. Schon im AT sagt er dem Volk Israel: entscheide dich – wähle das Leben oder den Tod. Er will, dass wir umkehren und zum Leben finden. Dann wird er mit uns ein Fest feiern. Wir dürfen nicht auf die anderen schimpfen, sondern müssen zuerst auf uns selber schauen. Wir sollen Mitleid mit ihnen haben und wir können stellvertretend für Viele den Weg der Umkehr erbitten: durch Reue, Wiedergutmachung, durch unsere Umkehr, unser Gebet, durch unser Fasten und durch unsere Liebe (ich will dem anderen gut sein). Gott hat ein weiches Herz. Er ist barmherzig, aber auch gerecht. Er sieht unsere kleinsten Bemühungen.
 
Lassen wir uns mit Gott versöhnen. Suchen wir den Frieden mit Gott und jagen wir ihm nach.


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Diese Seite wurde am 28.März 2023 von Familie Wimmer erstellt.