Katholische Aktionen

r. k. Predigt zum Hochfest
der Erscheinung des Herrn
Auch unter „Hl. 3 Könige“ bekannt.

Gehalten am 6. Januar 2021 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr B:
 
Evangelium:    Mt 2, 1-12 *
 
  und 2. Lesung Eph 3,2-3a.5-6
 
  * das Evangelium ist in allen Lesejahren gleich
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Am Ende des Textes finden Sie Links zum Anfang der Messe und zum Anfang der Predigt auf YouTube.
 
Thema:
 
Gott sucht uns Menschen schon immer.

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Warum haben die Sterndeuter sich eigentlich auf den Weg gemacht? Warum haben sie es auf sich genommen, monatelang, vielleicht jahrelang, Heimat und Sicherheit zurückzulassen und sich unterwegs in der Wüste der brutalen Hitze am Tag und den eiskalten Nächten auszusetzen? Warum reisen sie hunderte von Kilometern durch fremde und gefahrvolle Länder, begleitet von einem Tross beladener Kamele und einem Heer von Diener? Sterndeuter waren in ihrer Heimat, vermutlich im Gebiet des heutigen Irak oder Iran hoch angesehene Personen. Sie waren dort Priester, galten als Inhaber eines übernatürlichen Wissens und Könnens. Auf Grund ihres Wissens war ihnen ein Stern aufgefallen, den sie hatten aufgehen sehen. Der Königsstern Jupiter trat in Konjunktion mit dem Saturn, dem Stern der Juden. Das war nach ihrem Empfinden außergewöhnlich, so außergewöhnlich, dass sie sich auf den Weg machten. Wie würden sie dastehen vor den anderen Sterndeutern, wenn sie sich getäuscht hätten? Welche Blamage und welcher Verlust!
 
Sicher können wir auch sagen, dass der Hl. Geist sie inspirierte, denn auch in den anderen Religionen sind Spuren der Wahrheit Gottes zu finden. Sie machten sich auf und suchten den neugeborenen König der Juden. Wo sollten sie ihn suchen, wenn nicht im Königspalast? Doch der König und die Stadt erschrecken angesichts dieser Nachricht. Weil Herodes selbst keine Antwort weiß, ruft er die Hohenpriester und Schriftgelehrten zusammen. Sie wissen die Antwort: „Du Bethlehem im Lande Juda ... aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel“. Durch diese Auskunft wird den Sterndeutern klar, dass sie sich nicht getäuscht haben, und sie machen sich wieder auf den Weg, aufs Neue geleitet vom Stern, was sie mit große Freude erfüllte.
 
Und was finden Sie, was sehen sie? Sie gingen in das Haus und fanden das Kind und Maria, seine Mutter. Ein Kind, ein ganz gewöhnliches Kind und seine Mutter, in Armut an einem unbedeutenden Ort. Alles war ganz anders als vermutet. Aber trotz allem, in der biblischen Geschichte gibt es kein Zögern, Nachdenken oder Diskutieren: Da fielen sie nieder und huldigten ihm. Ja, diese klugen und zuhause geachteten Männer, sie machen sich klein und werfen sich nieder vor diesem Kind. Und sie bringen ihre Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Weil es drei Geschenke sind, vermutet man drei Sterndeuter, obwohl ihre Zahl in der Bibel nicht genannt ist. Manche sehen auch die Vertreter der damals bekannten drei Erdteile. Die Kirche hat diese Gaben schon bald gedeutet: Gold für Jesus, den König, Weihrauch für Jesus, den Sohn Gottes, Myrrhe für die Bitterkeit des Lebens und vielleicht auch des Leidens, das diesem Kind bevorsteht.
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Dieses Evangelium zeigt schon, was später Wirklichkeit geworden ist. Auch die Nichtjuden finden zum Gott Israels durch Jesus. Paulus hat das in der 2. Lesung deutlich ausgedrückt. Die Heiden sind Miterben der Verheißung Gottes, sie gehören zu demselben Leib (Kirche) und haben durch das Evangelium Anteil an der Verheißung in Christus Jesus. Das Licht, von dem Jesaja spricht ist nun wirklich in Jesus für die Welt aufgestrahlt, und hat sich in der Konjunktion von Jupiter und Saturn gezeigt.
 
In Jesus erfüllt sich die Vision des Jesaja: Nationen und Könige wenden sich Jesus, dem Christus zu. Auf die Sterndeuter scheint der Satz zu verweisen: Sie kommen auf Kamelen und bringen Gold und Weihrauch. Doch scheint diese Vision noch weiter zu führen. Denn erst am Ende der Zeiten werden alle sich in Sicherheit um den Herrn versammeln und die Ruhmestaten des Herrn verkünden. Auffallend an unserem Evangelium ist, dass die Fernen, die Heiden das Heil annehmen, das durch den neugeborenen Messias gekommen ist. Die Nahen aber, der König und die religiösen Führer bleiben fern. Sie sind offensichtlich so mit sich selbst beschäftigt, dass sie keinen Blick zum Himmel werfen, wo dieses besondere Sternbild mit seinem strahlenden Licht nicht zu übersehen war, noch machen sie sich auf den Weg, obwohl sie wissen, wo das Ereignis geschehen ist.
 
Die Begegnung mit dem Kind hat die Sterndeuter verändert. Suchende Menschen waren sie. In diesem Kind haben sie Gott gefunden. Wir sind aufgerufen, den Sterndeutern zu folgen. Noch einmal: Sie brachen auf ohne Sicherheiten, nur weil sie der Botschaft eines neu aufgegangen Sterns folgten. Und sie fanden sicherlich etwas völlig anderes als das, was sie erwartet hatten. Dieses neugeborene Kind ließ sie erkennen: Gott sucht uns Menschen schon immer. Nicht umsonst heißt unser heutiges Fest: Erscheinung des Herrn. Gott sucht uns Menschen. ER sucht uns. ER klopft bei uns an und will eingelassen werden. ER will und kann uns all das schenken, was wir zum Leben brauchen: Anerkennung, Liebe, Freiheit, Geborgenheit. Trotz aller Enttäuschungen, die wir ihm bereiten, gibt Gott seine Suche niemals auf. ER scheut keinen Aufwand. ER wurde Mensch wie wir, um uns nahe zu sein. Er sucht uns dort, wo wir gerade sind. Nicht in den Palästen, sondern mitten im Leben, im Alltag. Hier sucht er uns, hier findet er uns, hier finden wir ihn. Die Sterndeuter fanden Gott in einem Kind.
 
Wir finden Gott in seiner Kirche, die sein mystischer Leib ist, wie Papst Pius XII. sagt. In all ihrer Schwachheit, denn sie besteht nicht nur aus Heiligen, sondern mehr aus Sündern, ist er verborgen gegenwärtig, will aber immer mehr offenbar werden, indem wir vor ihm niederfallen und ihn anbeten.
 


Link zum Anfang der Heiligen Messe auf YouTube.
 
Link zum Anfang der Predigt auf YouTube.
 
Die in der Heiligen Messe vorgetragene Predigt entspricht nicht immer wortgetreu dem Predigttext.


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Diese Seite wurde am 13. Januar 2021 von Familie Wimmer erstellt
und am 15. Januar 2021 zuletzt bearbeitet.