Katholische Aktionen

r. k. Predigt zum Fest der Heiligen Familie

Gehalten am 27. Dezember 2020 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr B:
 
Evangelium:    Lk 2,22-40 oder Lk 2,22.39-40
 
  und Lesung Sir 3, 2-6.12-14 (3-7.14-17a)
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:
 
Liebe will nicht glücklich werden, sondern glücklich machen.

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Am Sonntag nach Weihnachten feiern wir das Fest der Heiligen Familie. Es ist noch relativ jung, denn es hat sich erst im 19. Jhdt durchgesetzt. In einer Zeit, in der es große gesellschaftlich Umbrüche gab, die auch die Familien betrafen, sollte diesen durch die Besinnung auf die Hl. Familie geholfen werden, denn auch deren Leben war keineswegs leicht.
 
Die Evangelien zeigen das ganz deutlich. Die Hl. Familie ist arm, nicht abgesichert. Sie ist auf der Flucht. Sie leben nicht in einer wohl gefügten politischen Ordnung, sondern bedroht von den Regierenden und auf der Suche nach einem Ort zum Leben in Ruhe und Sicherheit. Ganz konkret wurde es an Weihnachten: Die Geburt des Kindes in bitterer Armut in der Fremde. Später berichten die Evangelien von der Sorge der Verwandten und der Mutter um den Sohn, der mit 30 Jahren noch nicht verheiratet ist und keinen festen Wohnsitz hat. Und dann muss die Mutter noch den gewaltsamen, grausamen Tod ihres Sohnes mit erleiden. Nicht wenigen Familien geht es heute ähnlich, deshalb kann der Blick auf die Realität der Hl. Familie wirklich eine Hilfe sein.
 
Und schauen wir auf das heutige Evangelium. Maria und Josef sind fromme Menschen. Sie leben nach der Weisung des Mose. So gehen sie zum Tempel um den Erstgeborenen dem Herrn zu weihen. Dort begegnen ihnen zwei prophetische Gestalten Simeon und Hanna, die Jesus stellvertretend für sein Volk ihn im Tempel freudig begrüßen als die Erfüllung der Verheißung, als die Erlösung Jerusalems. Die Worte Simeons machen deutlich, dass dies nicht einfach sein wird. Jesus nennt er ein Zeichen, dem widersprochen wird, und die Seele Marias wird ein Schwert durchdringen. Ist das nicht bis heute so? An Jesus scheiden sich die Geister. Wer ihn ablehnt kommt zu Fall, wer ihn annimmt, wird aufgerichtet. Und Maria wird nicht erkannt als die demütige Magd des Herrn. Man meint, sie entspreche nicht dem heutigen Frauenbild, sie sei zu schweigsam. Aber reicht nicht ihr Wort: „Was er euch sagt, das tut!“ für ein ganzes Leben? Man muss es nur ernst nehmen und ins eigene Leben umzusetzen versuchen. Im Leben Jesu wird deutlich, was es heißt: „Das Wort ist Fleisch geworden.“ Der Weg dieses Kindes geht nicht zu den sogenannten Großen der Weltgeschichte. Nein, er ist unterwegs zu den Armen, zu denen, die eine Heimat suchen. In Jesus Christus hat Gott seine Leidenschaft zum Menschen Fleisch und Blut werden lassen. Unser Schickal ist Gott nicht gleichgültig. Er steht an unserer Seite. Denn, Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen, hörten wir in der Lesung aus dem Kolosserbrief. Diese Liebe ist in unsere Taufe ausgegossen worden in unsere Herzen. Sie hat uns zu neuen Menschen gemacht.
 
Nun geht es darum, entsprechend zu leben. Aus eigener Kraft vermögen wir es nicht, aber in der Kraft des Heiligen Geistes kann es geschehen. Ihn gilt es immer wieder zu erflehen, damit das, was in der Taufe in uns begonnen wurde in seiner Kraft zur Vollendung gelangt. Er, der Hl. Geist will uns zum vollkommenen Menschen machen, aber nicht im Sinn dieser Welt, sondern vollkommen nach dem Willen Gottes. Er tut alles, damit das Wirklichkeit wird. Er hat uns die Seele eingeschaffen und damit die Sehnsucht nach Liebe in uns gelegt. Wir alle sehnen uns nach Liebe. Liebe lebt aber nur dort, wo die Ichsucht überwunden wird in der offenen Hinwendung zum DU, ohne Bedingungen, ohne Vorbehalt.
 
Wie es so schön heißt: „Liebe will nicht glücklich werden, sondern glücklich machen.“ Gott hat uns das vorgelebt. Wer sich auf seinen Weg einlässt, findet wirklich das Glück, das Heil, die Seligkeit. Davon sprechen die letzten Verse der Lesung, wo es um das Verhältnis von Mann und Frau und von Eltern und Kindern geht. Viele stoßen sich an der Aussage, dass Frauen sich den Männern unterordnen sollen. Aber der nächste Satz darf nicht übersehen werden: Ihr Männer liebt eure Frauen. Und noch deutlicher wird die Beziehung von Ehe-Mann und Ehe-Frau im Epheserbrief beschrieben: Ihr Männer liebt eure Frauen, wie auch Christus die Kirche liebt und sich für sie hingegeben hat. Wo eine Frau solche Wertschätzung erfährt, wird ihr das andere kein Problem sein. Liebe will glücklich machen. Das gilt auch im Hinblick auf die Kinder. Das ist zu bedenken, wenn Gehorsam gefordert wird. Einschüchterung, Unterdrückung und Brechen des Willens sind keine guten Mittel, um Kindern den Weg zu einem gelingenden Leben zu öffnen.
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Das Tagesgebet zum heutigen Fest der Hl. Familie lässt uns beten: Gib unseren Familien die Gnade, dass auch sie in Frömmigkeit und Eintracht leben und einander in der Liebe verbunden bleiben. Damit wird klar: Ohne Rückbindung an Gott, ohne Glauben, der sich in Frömmigkeit ausdrückt, ohne die Gnade Gottes, die er uns immer schenkt, wenn wir ihn bitten, werden wir nicht in Eintracht und Liebe leben können.
 
Maria und Josef haben mit Jesus den Glauben gelebt. Gott hat ihr Leben geprägt. So konnten sie trotz der Schwierigkeiten ihres Lebens in Eintracht und Liebe verbunden bleiben. Bitten wir sie um ihre Hilfe.
 

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Diese Seite wurde am 27. Dezember 2020 von Familie Wimmer erstellt
und am 15. Januar 2021 zuletzt bearbeitet.