Katholische Aktionen

r. k. Predigt zum 4. Adventssonntag

Gehalten am 20. Dezember 2020 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr B:
 
Evangelium:    Lk 1, 26-38
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Am Ende des Textes finden Sie Links zum Anfang der Messe und zum Anfang der Predigt auf YouTube.
 
Thema:
 
Kennen wir das Evangelium wirklich?

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Das Evangelium des heutigen 4. Adventssonntags scheint uns sehr bekannt zu sein. Aber kennen wir es wirklich? Für mich war es sehr interessant, was P. Buob in seinem Buch „Biblische Predigten zu den Sonntagsevangelien – Lesejahr B“ dazu geschrieben hat.
 
Er weist darauf hin, dass unmittelbar vor dem heutigen Evangelium von der Begegnung des Erzengels Gabriel mit Zacharias im Tempel berichtet wird und stellt die Berichte einander gegenüber. Die Unterschiede, die dabei deutlich werden sind vielsagend. Im Evangelium tritt Gabriel bei Maria ein und grüßt sie. Im Tempel tritt Zacharias ein, um seinen Dienst zu tun. Der Engel steht zur Rechten des Altars. Er ist einfach da, er kommt Zacharias keinen Schritt entgegen. Bei Maria ist das ganz anders. Gabriel wird gesandt, er muss zu ihr. Er tritt ein und begrüßt sie mit Hochachtung. Bei Zacharias aber ist es anders. Gabriel lässt den alttestamentlichen Priester bei sich eintreten, gewährt im sozusagen Audienz und verkündet ihm ohne Gruß seine Botschaft. Hier ist eindeutig der Niedere zum Höheren gekommen, der Priester Zacharias zu dem gewaltigen Erzengel Gabriel.
 
Bei Maria ist es umgekehrt. Der Engel tritt bei ihr ein und Maria empfängt ihn. Sie ist es, die sozusagen die Audienz gewährt. Maria ist hier als die Höhere zu erkennen. Bereits diese Stelle kündigt Maria als die Herrin der Engel an. Das Verhalten des Engels führt weit zurück in die Vorzeit. Viele Theologen durch die Jahrhunderte sind der Überzeugung, dass die Prüfung der Engel so geschehen ist: Gott hat ihnen Maria als jene Frau vorgestellt, die einmal über sie herrschen wird. Nun gab es Engel, die das abgelehnt haben, und andere, die diese Frau über sich anerkannt haben.
 
Im Evangelium finden wir die Stunde, in der die guten Engel, stellvertretend durch Gabriel sich Maria unterordnen. Er tritt herein, er grüßt, er ist der Niedere. An seinem Gruß: „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit Dir“ scheiden sich bis heute die Geister. Wo das Ave Maria gebetet wird, stellen wir uns mit den guten Engeln unter den Willen Gottes und erkennen ihn an. Der Gruß Gabriels zeigt auch an, dass Maria schon jetzt die Begnadete ist, bereits vor der Empfängnis Jesu, denn der Herr bereitet ihre Mutterschaft durch die vorausgehende Begnadung vor. Zacharias erschrickt über die Erscheinung, nicht so Maria. Sie erschrickt über die verheißungsvolle Anrede an sie, die demütige Magd. Das „du wirst empfangen und gebären“ ist zu verstehen als „du sollst“.
 
Es ist der Plan Gottes, und er wartet auf das JA Marias, so wie er auch auf unser JA zu seinem Willen wartet. „Wie soll das geschehen?“ Maria glaubt, sie zweifelt nicht wie Zacharias. Maria glaubt, sie fragt nur nach dem Wie, da sie keinen Mann erkennt. Maria ist zwar verlobt und wird heiraten, will aber in der Ehe jungfräulich bleiben. Das war nach dem Gesetz des Mose durchaus möglich, wenn der Ehemann einverstanden war. Josef, der als Einziger in der Hl. Schrift als der Gerechte bezeichnet wird, hat wohl diesen Wunsch Marias angenommen und mitgetragen.
 
Gabriels Antwort sichert Maria zu, dass ihr Gelübde bestehen bleibt und sie nicht angerührt wird. Der eigentliche Schwerpunkt dieser Stelle ist aber die Aussage über das Kind: Es wird heilig und Sohn Gottes genannt werden. Das ist auch der Grund für die Jungfräulichkeit seiner Mutter: Er ist der Sohn Gottes und nicht eines Nachkommen Adams. Nach dem erschrockenen Nachsinnen über den Gruß und der suchenden Frage: „Wie soll das geschehen?“ gibt Maria ihre Antwort und die ist ganz und gar ergebene Zustimmung: „Ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ Maria liefert sich der Verheißung radikal aus und ist vollkommen einverstanden, ohne genau zu wissen, wie das geschehen soll. Der Hl. Geist wird über sie kommen. Das hat sie gehört. Alles andere aber überlässt sie Gott. Dieses bedingungslose JA Mariens ist für jeden Menschen der Höhepunkt seines Glaubens. Ja-sagen zum Willen Gottes, ob ich ihn nun verstehe oder nicht, ist zutiefst Ausdruck meiner Ganzhingabe an Gott. Dieses Ja ist einerseits eine passive Verfügbarkeit und zugleich andererseits eine aktive Bereitschaft, sozusagen tiefste Leere und höchste Erfüllung, beides in einem. Ganz leer, unwürdig, Sklavin und doch höchste Erfüllung von Gott her. Danach verließ sie der Engel. Er geht so leise, wie er gekommen ist. Er lässt Maria das letzte Wort, denn sie, die jetzt alles Gott überlässt, ist ja die Herrin über die Engel.
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Wie steht es um unser Ja zum Willen Gottes? Prüfen wir also unser Ja zum Willen Gottes. Gerade in den Situationen, in denen wir Gott nicht verstehen in unserem Leben, in unserem Alltag, sollten wir uns bemühen, IHM immer zuerst unser Ja zu geben. Denn wenn ich gerade dort, wo es dunkel wird, wo ich nichts mehr verstehe, wo so mancher verzweifelt, zu meckern und zu murren beginnt, geschieht nichts, es wird eher noch schlimmer. Wenn ich aber in diese Dunkelheiten meines Lebens, auch in die größte Not hinein, mein Ja spreche, dann wird Christus, das Licht, in mir geboren. Wir sind es gewohnt, wenn wir in Not geraten, Gott zu bitten. Wir dürfen es auch.
 
Aber dieses Evangelium zeigt uns noch einen Weg: In scheinbar absoluter Dunkelheit unser JA zu sagen zum Willen Gottes, ohne schon verstehen zu wollen.
 

Link zum Anfang der Heiligen Messe auf YouTube.
 
Link zum Anfang der Predigt auf YouTube.
 
Die in der Heiligen Messe vorgetragene Predigt entspricht nicht immer wortgetreu dem Predigttext.


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Diese Seite wurde am 26. Dezember 2020 von Familie Wimmer erstellt
und am 16. Januar 2021 zuletzt bearbeitet.