Katholische Aktionen

r. k. Predigt zum 1. Adventssonntag

Gehalten am 29. November 2020 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr B:
 
Evangelium:    Mk 13, 24-37 oder Mk 13, 33-37
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:
 
Wer glaubt, zittert nicht.

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Alle Jahre wieder, so beginnt ein Weihnachtslied. Alle Jahre wieder kommt natürlich auch die Zeit vor Weihnachten, die Adventszeit, die Zeit der Erwartung und der Vorbereitung. Alle Jahre wieder, also immer das Gleiche und nichts Neues? Ich denke, es ist wie bei einem Baum. Er steht immer an der gleichen Stelle, jahrein, jahraus, immer das Gleiche? Nein, denn das, was um den Baum herum geschieht, ist verschieden und wirkt auf ihn ein. Das Wetter, die Stürme, der Regen, der Sonnenschein, Trockenheit oder Nässe, viel Wachstum oder wenig. Was dies bei einem Baum bewirkt, ist auf den ersten Blick nicht festzustellen. Aber es hinterlässt seine Spuren in den Wachstumsringen, die Jahr für Jahr entstehen und später zeigen, wie es dem Baum durch all die Jahre ergangen ist.
 
So ähnlich ist es auch mit uns Menschen. Wir sind nicht die Gleichen, wie vor einem Jahr. Die Zeit hat uns geprägt, einen jeden von uns auf andere Weise. Schauen wir nur auf dieses Jahr. Mit welchen Plänen sind wir hinein gegangen und was ist daraus geworden? 75 Jahre lang hatten wir bei uns und in Europa eine friedvolle Zeit mit wirtschaftlichem Wohlstand und Sicherheit. Die meisten von uns kennen nichts anderes. Aber Wohlstand und Sicherheit wurden in diesem Jahr massiv in Frage gestellt. Wir merken, dass wir nicht Herren der Welt sind. Ein kleiner Erreger bringt uns und die ganze Welt durcheinander und versetzt in Aufregung, ja in Panik. Das Vertrauen in die Wissenschaft wird in Frage gestellt, ebenso das Vertrauen in die Regierungen. Massives Misstrauen führt zu Aktionen, die vor kurzer Zeit noch nicht denkbar waren, ebenso die Worte, die dabei gesprochen werden. Angst beherrscht die Menschen auf nahezu allen Ebenen unseres Daseins. Sie lässt ein vertrauensvolles Leben weithin nicht mehr zu. Die Einen setzen ihre ganze Hoffnung auf eine Impfung, die Anderen lehnen diese total ab. Wer kann uns durch die Krise führen? Wer gibt mir Halt? Wer vermittelt Zuversicht und Hoffnung?
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Die Bibel berichtet uns auf ganz vielen Seiten von schweren Zeiten für die Menschen, von Existenznöten und Unsicherheiten. So in der 1. Lesung. Wir hörten die Klagen des Volkes Israel nach der langen Zeit des babylonischen Exils und des schleppenden Wiederaufbaus Jerusalems um das Jahr 520 vor Christus. Doch in der Klage wendet sich das Volk an Gott und erinnert ihn daran, dass er doch der Gott der Väter ist, und dass er in der Geschichte seines Volkes Israel in unterschiedlichsten Situationen immer wieder Erlösung bewirkt hat.
 
Mit zwei starken Bildern, die auch uns Kraft geben können, wendet sich das Volk in all seiner Not an Gott. Das erste Bild ist das vom Himmel, der aufreißt und Gottes Gegenwart unter den Menschen ermöglicht. Wir Christen wissen, dass dies geschehen ist, in der Geburt Jesu. Aber immer noch gilt das Wort des Angelus Silesius: „Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren, doch nicht in dir, du bliebest doch verloren.“
 
Die Zeit des Advent ist Zeit der Vorbereitung auf seine Geburt in uns, in mir! Nutzen wir sie, damit Jesus wirklich in uns gegenwärtig wird. Das 2. Bild sagt, dass wir uns wie Ton in den Händen des guten Töpfers – unseres Gottes – wissen dürfen. Er prägt unser Leben, er formt es zum Guten, wenn wir bereit sind, uns formen zu lassen. Die Schwierigkeiten und Existenznöte der Menschen werden in der Bibel immer mit der Hoffnung auf Gott verbunden, der rettet und heilt.
 
Er tut es meistens auf eine Weise, die sich der Mensch so nicht vorgestellt hat. Die Texte der Bibel sind voller Hoffnung auf Gott, leben aus dem Vertrauen zu Gott, der nicht unseren Tod will, sondern, dass wir das Leben haben, in seiner Fülle. Wir vertrauen darauf, wie die 2. Lesung sagt, dass Gott treu ist, der uns berufen, in der Taufe geheiligt hat und mit uns durch unser Leben gehen will. Gehen wir mit Ihm? Auch das Evangelium von der Wiederkunft Christi am Ende der Zeiten will uns nicht in Angst und Schrecken versetzen angesichts von Erdbeben, Pandemien und anderen weltweiten Katastrophen. Es will uns vielmehr zur Wachsamkeit aufrufen damit wir das Wirken Gottes erkennen, dessen Worte niemals vergehen, selbst wenn Himmel und Erde vergehen.
 
Wir wissen nicht, was uns im heute beginnenden neuen Kirchenjahr bevorsteht. Wir dürfen uns aber darauf einstellen, dass Gott uns auf unseren Wegen begleitet, dass er treu ist und zu uns steht. Er lässt uns wie ein guter Töpfer nicht aus seinen Händen fallen, aber er will uns prägen und formen. Auch wenn wir nicht wissen was kommt, so wissen wir doch sicher: „ER wird auf jeden Fall kommen, um das Werk der Erlösung an uns und seiner Schöpfung zu vollenden“.
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Alle drei Lesungen des heutigen Sonntags unterstreichen, worauf es im kommenden Advent, ja eigentlich im ganzen Leben eines Christen ankommt. In Treue zu Gottes Verheißungen, in Hoffnung und Zuversicht ohne Angst zu leben, denn wer glaubt, zittert nicht. Dennoch gilt es das Zeitgeschehen zu beobachten und in Erwartung des Herrn Jesus Christus zu sein, durch den das endgültige Heil Gottes kommen wird.
 

zur Home Page       zu den Katholischen Aktionen       zur Predigtauswahl

      zur Predigtauswahl Lesejahr A 2020 - 2021


Copyright © Richard Staudigel. All rights reserved.
Diese Seite wurde am 26. Dezember 2020 von Familie Wimmer erstellt
und am 16. Januar 2021 zuletzt bearbeitet.