Katholische Aktionen

r. k. Predigt zum Hochfest Allerheiligen

Gehalten am 1. November 2020 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Mt 5,1-12a *
 
  * das Evangelium ist in allen Lesejahren gleich
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Am Ende des Textes finden Sie Links zum Anfang der Messe und zum Anfang der Predigt auf YouTube.
 
Thema:
 
Jeder von uns soll heilig werden.

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Einmal im Jahr, und zwar heute, am Fest Allerheiligen, erinnert die Kirche uns an alle Heiligen, besonders an jene, die nicht im Heiligenkalender der Kirche verzeichnet sind. Es sind die Heiligen, die in ihrem Leben, oft im Verborgenen, im Stillen, im Kleinen das verwirklicht haben, was Jesus uns in den Seligpreisungen deutlich gesagt hat. Es sind Menschen, die nicht groß in der Öffentlichkeit wirkten, sondern in ihrem Alltag heilig geworden sind. Heilig zu werden ist ja für uns als Getaufte nichts Außergewöhnliches, sondern ist schlicht und einfach unsere Berufung.
 
Jeder von uns soll heilig werden. Dabei geht es zuerst um die kleinen Zeichen von Menschlichkeit, die unsere Welt so notwendig braucht. Jeden Tag ein bisschen mehr heilig werden, dort, wo wir leben und arbeiten. Jeden Tag neu anfangen, ohne Aufhebens, im Kleinen und im Stillen und das Ziel nicht aus den Augen verlieren, für das wir bestimmt sind, nämlich das ewige Leben in Gottes liebender Gegenwart. Genau daran erinnert uns das Fest Allerheiligen. Und wir brauchen diese Erinnerung, denn das Festgeheimnis ist weithin unbekannt und wird immer wieder zugedeckt von allen möglichen Dingen, die sich vor uns auftürmen und sich wichtiger machen, als sie sind. Sie verdecken, was wir in der 2. Lesung gehört haben: Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es. Dieses Kind-Sein kommt nicht aus natürlicher Abstammung, sondern auf Grund der Liebe, die der Vater uns geschenkt hat. Wir sind aus Liebe geschaffen und aus Liebe erlöst. Darum werden wir ihn sehen, wie er ist, also von Angesicht zu Angesicht. Und weiter heißt es: Jeder, der diese Hoffnung auf ihn setzt, heiligt sich, so wie er heilig ist.
 
Damit geht es um uns. Wir müssen uns fragen (lassen): Was mache ich, um mich zu heiligen? Einen Hinweis finden wir in der Lesung aus der Offenbarung. Es ist eine grandiose Vision der Endzeit. Vor den himmlischen Thron tritt eine unüberschaubar große Zahl von Menschen. Sie stammen nicht nur aus den zwölf Stämmen Israels, sondern aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen. Das gesamte Gottesvolk huldigt Gott und dem Lamm (=Christus) im Wissen um die endgültige Erlösung. Sie tragen die Palmzweige des Sieges und die weißen Gewänder ihrer Zugehörigkeit zum Gottesvolk. In der Taufe werden wir in das Volk Gottes aufgenommen. Zum Zeichen dafür wird dem Täufling ein weißes Kleid angezogen und die Handlung wird gedeutet: In der Taufe bist du eine neue Schöpfung geworden und hast - wie die Schrift sagt - Christus angezogen. Das weiße Gewand soll dir ein Zeichen für diese Würde sein. Bewahre sie für das ewige Leben. Die vor dem Thron stehen, haben diese Würde bewahrt. Sie haben in der großen Bedrängnis ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht. Sie sind dem Glauben treu geblieben, die haben sich an Gott fest gemacht. Sie haben in der Treue zu ihrer Taufe, das heißt in der Nachfolge Jesu erfahren: Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt und von dem Lamm.
 
Was mache ich, um mich zu heiligen? Die Lesung legt uns nahe: Ich halte fest an Jesus Christus, der mich durch sein Blut erlöst hat >>> auch in der Bedrängnis, die ich um seinetwillen aushalten muss. Wir ahnen hier etwas von dem Wort Jesu, der an anderer Stelle bei Matthäus auffordert, den schmalen Weg zu gehen, der zum Leben führt und nicht den breiten, der ins Verderben führt.
 
Der Weg des Glaubens ist ein Weg der Entscheidung, meiner Entscheidung. Fragen wir uns also, jeder sich selbst: Wie sieht mein Leben aus?
 
Vereinfacht nenne ich drei Möglichkeiten:
 
Die erste: In meinem Leben gibt es viele Dinge, Wichtiges und weniger Wichtiges. Im Zentrum stehe ICH, alles andere muss sich mir unterordnen. Für Jesus ist kein Platz vorgesehen, vielleicht ein Kreuz an der Wand, aber mehr nicht. Leben mit Christus und seiner Kirche gibt es nicht.
 
Eine zweite Möglichkeit: Gott ist zwar im Lebenskreis des Menschen, aber er bildet nur ein Element neben vielen anderen. Der Mensch hat zwar Jesus in seinem Leben, aber er vertraut ihm nicht. Er denkt: selber weiß ich es besser, wie mein Leben gelingt, wie ich glücklich werde. Ich gehe zwar noch zur Messe und hin und wieder zur Beichte, einmal im Jahr vielleicht, damit das Kirchengebot erfüllt wird.
 
Sie ahnen bereits, dass die dritte Möglichkeit ganz anders aussieht. Hier vertraut der Mensch Jesus. Er sagt vielleicht: Jesus, ich glaube, dass du der Sohn Gottes bist. Ich glaube, dass du mich liebst, wie keiner mich liebt. Auf dich kann ich mich verlassen. Sei du die Mitte meines Lebens. Ich will dir folgen. Es ist klar, dass bei einer solchen Einstellung das Wort Gottes auf fruchtbaren Boden fällt. Eucharistie und Beichte bewirken, was sie sollen. Sie heilen und heiligen den Menschen, weil er sich der Liebe Gottes öffnet, sich von ihr erfüllen lässt und so selbst, von der Liebe Gottes gestärkt, andere lieben kann. Wer so lebt, der nimmt das Wort Jesu ernst, das er am Beginn seines öffentlichen Wirkens sagt: Kehrt um! Umkehren heißt, sich umdrehen, nicht mehr sich selber anschauen, sondern auf Gott sehen.
 
Umkehren heißt, mit ganzem Herzen beten, was auf dem Bild des barmherzigen Jesus steht:
Jesus, ich vertraue auf dich!
 

Link zum Anfang der Heiligen Messe auf YouTube.
 
Link zum Anfang der Predigt auf YouTube.
 
Die in der Heiligen Messe vorgetragene Predigt entspricht nicht immer wortgetreu dem Predigttext.


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Diese Seite wurde am 9. November 2020 von Familie Wimmer erstellt.