Katholische Aktionen

r. k. Predigt zum 15. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 10. Juli 2011 von Pfarrer Richard Staudigel, St. Martin Nürnberg / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Mt 13, 1-23 oder Mt 13, 1-9
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:    Die Leiden der gegenwärtigen Zeit bedeuten nichts im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.
 
Predigt zur 2. Lesung  (Röm 8, 18-23)
und zum Evangelium
  (Mt 13, 1-23 oder Mt 13, 1-9)

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Von unserer Lesung sagen manche Theologen, man sollte diesen Abschnitt aus dem Römerbrief gar nicht vorlesen und darüber auch nicht predigen. Vor allem ein Satz aus der Lesung ist es, der Anstoss erregt: „die Leiden der gegenwärtigen Zeit bedeuten nichts im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll“. Und es ist wahr, mit diesem Satz wurden die Menschen oft aufgefordert, ihre Leiden in Geduld und Gottergebenheit auszuhalten und zu ertragen. Aber ist das die Aussage unserer Lesung? Paulus spricht ganz allgemein von Leiden der gegenwärtigen Zeit. Sicher hat er dabei das am eigenen Leib erfahrene Leid mit im Blick: Immerhin hatte er mehrfach Schiffbruch erlitten, ist in Athen öffentlich ausgelacht worden, war mehr als einmal im Gefängnis und wurde mehrmals ausgepeitscht. Und das alles wegen seines Glaubens und seiner Verkündigung. Aber müssen wir – hier und heute – nicht auch vielfach Leid ertragen? Ich bin mir sicher: „jeder von uns könnte zu einer solchen Liste der Leiden etwas beitragen“. Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, wird kaum behaupten, in dieser Welt sei alles gut. Vielleicht gelingt es uns im kleinsten Kreis der Partnerschaft oder Familie noch einigermaßen gut zurecht zu kommen, aber sobald wir den Blick weiten, wird das Leid unübersehbar und die Massenmedien bringen uns die Nachweise dafür tagtäglich ins Haus: „Zu offensichtlich ist die Lieblosigkeit zwischen den Menschen, ihre Unterdrückung und Unterordnung unter wirtschaftliche, sprich Kapitalinteressen. Zu offensichtlich ist die Ausbeutung der Natur und damit die Zerstörung der Schöpfung, überall auf der Welt!“ Ja, auch die ganze Schöpfung stöhnt mit uns gemeinsam und leidet mit uns zuammen an den Schmerzen der Geburtswehen, bis zum heutigen Tag. Vom Vergleich mit der Geburt her ist es eher zu verstehen, was Paulus sagen möchte. Die Mütter unter uns wissen es, dass der Schmerz einer Geburt in keinem Verhältnis steht zur Freude über die Geburt des Kindes. Das ist die eine Erklärung für die anstößigen Aussagen des Paulus. Um ihn besser zu verstehen, müssen wir aber auch wissen, dass er, wie alle Christen damals, von einer starken Naherwartung geprägt waren. Sie glaubten, dass die Wiederkunft des Menschensohnes unmittelbar bevorstand.
 
Wenn Paulus sagt, dass die ganze Schöpfung und jeder Mensch unter Geburtswehen leidet, dann meint er nicht eine Geburt im wörtlichen Sinn. Vielmehr will er sagen: „Immer dann, wenn jemand froh darüber ist, etwas mühselig geschafft oder durchlitten zu haben, erweist sich so ein Lebensabschnitt im Rückblick als ein Geburtsvorgang“. Die schwierigen Jahre der Pubertät, eine belastende Krankheit, eine Krise in der Partnerschaft erweisen sich als Durchgänge. In solchen Situationen geschieht immer eine Veränderung, etwas Neues bricht an, oft zeichnet sich auch ein Weg ab, der Zukunft hat.
 
Insofern können die schmerzvollen Erfahrungen unseres Lebens als Geburtswehen verstanden werden. Das gilt natürlich auch für Krisen in der Kirche, damit durch sie der Heilige Geist mehr Platz gewinnt und die Botschaft Jesu vom Reich Gottes im Leben der Christen deutlicher erkennbar wird. Es geht Paulus nicht nur um das jenseitige Heil des einzelnen Christen, sondern um eine Heilszusage für die gesamte Schöpfung. Auch sie soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Unser Auftrag ist es, dabei mitzuwirken. Wir können es, denn wir haben den Geist empfangen, der uns zu seinen Kindern macht. Wenn sein Geist in uns ist, werden wir Frucht bringen, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreissigfach.
 

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Diese Seite wurde am 24. Juli 2011 von Familie Wimmer erstellt.