Katholische Aktionen

r. k. Predigt zum 3. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 23. Januar 2011 von Pfarrer Richard Staudigel, St. Martin Nürnberg / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Mt 4, 12-23
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:    Berufung
 
Predigt zur 1. Lesung  (Jes 8, 23b - 9, 3)
und zum Evangelium
  (Mt 4, 12-23)

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Im Evangelium hörten wir vom Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu. Es steht unter einem tragischen Vorzeichen: Johannes der Täufer, der ihm den Weg bereitet hatte, war verhaftet worden. Menschen, die unverblümt die Wahrheit sagen, wie Johannes der Täufer, kommen leicht unter die Räder und werden beseitigt. Jetzt beginnt Jesus die Himmelsherrschaft zu verkünden. „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe!“ Kehrt um! Damit ist eine Lebenskorrektur gemeint. Die eingefahrenen Wege sind zu verlassen. Es geht darum, sich auf das Koordinatensystem Gottes einzulassen, wie es Jesus verkündet. Wir verstehen besser, was damit gemeint ist, wenn wir die eigentliche Bedeutung dieses Rufes hören: Denkt um! Und das ist notwendig, denn fast immer denken wir nur an uns, selbst beim Beten. Wir denken an das, was unserem Ich entspricht, was wir wollen oder wovor wir Angst haben. So machen wir uns zum Maß der Dinge. Umdenken meint nicht, von uns her denken, sondern von Gott her denken. Grund für dieses Umdenken ist das nahende Himmelreich. Wenn wir von Gott her denken, dann prägt das unser ganzes Leben. Grundgelegt wird das Umdenken durch die Taufe, die unser Leben in eine neue Richtung brachte, denn durch dieses Sakrament empfingen wir ein neues Sein, wurden wir wirklich Kinder Gottes. Und ähnlich, wie wir um das Leben eines neugeborenen Kindes besorgt sind, müssen wir es auch um das neue Leben aus der Taufe sein. Nur dann entfaltet sich Gottes Leben in uns, wir erfahren die Freude an Gott, die Liebe zu Gott, die Ausrichtung auf ihn, wir erfahren die Herrschaft des Himmels. Umkehr ist gefordert, ist das Gebot der Stunde. Überall dort, wo der Mensch nur von sich ausgeht in seinem Denken, in der Familie, in der Politik, in der Wirtschaft – wo auch immer – dort entstehen Katastrophen, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit. Die Folge der Gottlosigkeit ist die Verzweiflung und die Depression. Viele sind gottlos geworden, obwohl sie getauft sind, weil sie Gott losgelassen haben. Und das beginnt ganz einfach: keine Zeit für Gott, kein Gespräch mit Gott. So versickert der Glaube und verschwindet schließlich ganz. Sie glauben nicht einmal mehr an ein Weiterleben bei ihm. Wenn ich aber umdenke, von Gott her denke, dann kommt die Hoffnung, dann kommt das Licht, sein Licht, in meine Dunkelheit.
 
Jesus nimmt Wohnung in Kapharnaum, vielleicht im Haus des Petrus. Von dort breitet sich seine Botschaft aus, in die ganze Umgebung, und später geht sie hinaus in die ganze Welt. Denn das lesen wir am Ende des Matthäusevangeliums: Der Auferstandene sendet seine Jünger aus mit dem Auftrag: "Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern, tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie, alles halten, was ich euch geboten habe. Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt."
 
Übrigens: ist Ihnen aufgefallen, wie oft in diesem kurzen Evangelienabschnitt das Wort „alle“ vorkommt? Fünfmal! Das heißt doch, der Auftrag Jesu geht alle an, er ist global. Und Galiläa ist eigentlich überall. Setzen wir ruhig den Namen unserer Pfarrei ein, denn – gibt es nicht auch bei uns Dunkel und Todesschatten? Aber auch heute gilt: Uns ist ein Licht erschienen, das Licht, an dem wir Orientierung und Geborgenheit für unser Leben finden.
 
Jesus beginnt seine Predigttätigkeit und beruft Jünger, die er vorbereiten will, damit sie seine Frohbotschaft weitertragen. Er findet zunächst die zwei Brüder Simon und Andreas. Von Beruf sind sie Fischer. Sie warfen gerade ihr Netz in den See. Der Ruf Jesu wird zu ihrer Berufung: „Kommt her, folgt mir nach. Ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ In ihrer Berufung steckt eine neue Aufgabe. Das Netz, das sie liegenlassen, wird zum Symbol ihres neuen Berufs: Menschen fischen, das heißt, Menschen miteinander vernetzen zu einer Gemeinschaft, die von Jesus gepackt ist, ihm vertraut und ihr Leben mit ihm teilt. Die anderen zwei, die Jesus beruft, sind ebenfalls Brüder: Johannes und Jakobus. Sie werden als Söhne des Zebedäus vorgestellt. Ihre Berufung geht noch einen Schritt weiter. Sie verließen nicht nur Boot und Netze, ihr Handwerkszeug, sondern auch den Vater, also die Familie, den Clan. Gott selbst soll künftig ihr Vater sein und die Gemeinschaft der an Jesus Glaubenden ihre neue Familie. Und das gehört einfach mit zur Nachfolge: das Loslassen von Bindungen, die den von Gott gewollten Weg versperren, also unfrei machen und so das Leben nicht gelingen lassen. Darum muss ich mich immer wieder fragen, ob ich auf dem Weg bin, auf dem Gott mich führen will. Lass ich mich von ihm rufen und leiten? Dabei dürfen wir davon ausgehen, dass dieser Weg für einen jeden von uns anders aussehen wird. Denn Gott will nicht Uniformität, sondern Vielfalt, die seine Fülle des Lebens widerspiegelt.
 
So wie Jesus Petrus und Andreas, dann Jakobus und Johannes gerufen hat, genauso ruft er auch uns, jeden von uns. Wir Christen sind Berufene. Der Ruf ergeht immer an Einzelne. Dieser Ruf führt in die Gemeinschaft mit Jesus und mit all denen, die Christus nachfolgen. Das ist das Wesen, das Geheimnis der Kirche. Nachfolge kann und muss überall geschehen: in der Familie, als Alleinstehender, als Ordenschrist, als Kleriker. Es ist nur wichtig, dass der Anruf Gottes gehört und befolgt wird. Denn, wie gesagt: Gott will nicht ...
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Was will der Herr uns heute an diesem Sonntag sagen, uns, die wir uns für ihn entschieden haben und ihm nachfolgen wollen? Wohin hat der Herr uns gestellt und womit sollen wir Zeugnis geben? Wenn durch das Wort, dann durch unser Wort, wenn durch das Leben, dann durch unser Leben. Wir müssen dabei keine Angst haben, dass Gott uns überfordert. Im richtigen Augenblick wird der Geist uns eingeben, was wir sagen oder tun sollen. Amen.
 
 

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Diese Seite wurde am 1. März 2011 von Familie Wimmer erstellt.