Katholische Aktionen

r. k. Predigt im Jahresabschlussamt
zur Danksagung für die Pfarrgemeinde

Gehalten am 31. Dezember 2009 von Pfarrer Richard Staudigel, St. Martin Nürnberg / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Evangelium:    Lk 12, 22-32
  Von der falschen und der rechten Sorge
 
Externer Link zum Evangelium in der Einheitsübersetzung im virtuellen Leseraum der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck, Österreich.

 
Predigt zum Evangelium und
zum alten und zum neuen Jahr

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Es tut gut, einen Tag am Abend ausklingen zu lassen, noch einmal zurückzuschauen auf alles, was tagsüber war; die Eindrücke und Bilder zu ordnen, Begegnungen und Erfahrungen zu verarbeiten und sich vom Gewesenen zu verabschieden. Was für einen Tag gilt, kann erst recht für ein ganzes Jahr gelten.
 
Der hl. Ignatius, ein Meister des geistlichen Lebens und Gründer des Jesuitenordens, rät für jeden Abend das Gebet der liebenden Aufmerksamkeit zu üben. Was er für das Abendgebet anregt, können wir auch am Ende eines Jahres tun. Dabei geht es zuerst nicht darum, uns selbst und allen anderen die Fehler und Versäumnisse vorzuhalten. Das verengt unseren Blick, und wir sehen zuerst alles, was nicht gut gelaufen ist. Wenn wir dem Rat des hl. Ignatius folgen, dann schauen wir auf die gelebte Zeit mit wohlwollenden Augen. Dann kann es mir aufgehen, dass mir verschiedene Menschen geholfen haben, durch ihr Dasein, ihr Zuhören und durch ihr behutsames oder beherztes Zureden.
 
Oder ich kann entdecken, dass sich in mir oder auch im Nächsten bisher unbekannte Fähigkeiten entwickelt haben und dass es Schätze im Leben gibt, an denen ich bislang achtlos vorbei gegangen bin. Vielleicht lebe ich durch diese Achtsamkeit bewußter und aufmerksamer. Und es geht mir der Sinn der Worte Jesu aus dem Evangeliums auf: „Sorgt euch nicht! Das Leben ist wichtiger als Nahrung und Kleidung“.
 
Und vielleicht eröffnet sich mir dadurch eine neue Beziehung zu Gott, eine Vertiefung des Glaubens, den ich dann mehr als Kraftquelle und Geschenk erlebe, denn als lästige Pflicht und bedrückender Zwang. So werde ich mit gütigen und barmherzigen Augen mein eigenes Leben, meine Mitmenschen und die Welt betrachten.
 
Dabei dürfen wir aber nicht verschweigen, dass dieses vergehende Jahr auch viele Sorgen gebracht hat, viel Not und Leid und Elend, im persönlichen wie im gesellschaftlichen Bereich, im Großen wie im Kleinen. Jesus will nicht, dass wir davor die Augen schließen. Er rüttelt uns wach, ob viele Sorgen nicht selbst verursacht sind oder wir uns mit Problemen belasten, die es eigentlich gar nicht wert sind. Stellen wir nicht oft das Geld, den Konsum, das Haben-Müssen, gesellschaftliche Verpflichtungen und Zwänge in den Vordergrund und Mittelpunkt und vergessen, dass wir als Christen eine andere Berufung haben: Das Reich Gottes und die Nachfolge Jesu.
 
Dehalb gehört in unseren Rückblick nicht nur liebende Aufmerksamkeit, sondern auch kritische Selbstbestimmung. Nehmen wir alles, was uns beschäftigt und bewegt hat, was uns beseelt und erfüllt hat, hinein in die Gelassenheit und Geborgenheit Gottes, die jedem von uns für immer zugesagt ist. Sorgt euch nicht und fürchtet euch nicht, so ermutigt uns Jesus heute, am Übergang vom Alten zum Neuen, an der Schwelle des Jahreswechsels.
 
Sagen wir ihm Dank für das Geschenk unseres Lebens, vertrauen wir auf seine Nähe und lobpreisen wir seine Treue und Barmherzigkeit, gestern und heute und auch in Zukunft.
 

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Diese Seite wurde am 26. April 2010 von Familie Wimmer erstellt.