Liebe Schwestern und Brüder! |
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Gott interessiert sich für die Welt. Darum kommt er in die Welt. Gott interessiert
sich für den Menschen. Darum wird er ein Mensch – als Kind in Bethlehem. Gott
interessiert sich für die Welt und für den Menschen. Diese Botschaft, verehrte Gäste, liebe Schwestern und Brüder, ist das Geheimnis von Weihnachten. Viele Menschen fragen sich: Wer
interessiert sich denn überhaupt für mich? Wer hat schon ein Interesse an mir? |
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Wer einen Arbeitsplatz sucht oder seinen Arbeitsplatz verloren hat, der kann ein Lied vom
Desinteresse der Menschen an seinem Schicksal singen. |
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Junge Menschen, die ins Leben aufbrechen möchten, aber keine Chance bekommen,
versuchen mit allen (un)möglichen Mitteln das Interesse auf sich zu lenken. |
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Die westliche Welt interessiert sich für Länder der sogenannten 3. Welt und neuerdings auch für Länder
des ehemaligen Ostblocks, weil sie als Billiglohnländer günstige Produktionsstandorte sind –
auf Kosten der Menschen, hier und dort, Denn wer hat schon ein Interesse am Leben der
Menschen dort, an den Schicksalen der Familien, der Straßenkinder? |
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Wer interessiert sich denn überhaupt für mich? Diese Frage stellen sich viele alte Menschen in unserer Gesellschaft. Mich braucht keiner mehr. Ich störe nur. Wer freut sich über meine Anwesenheit? |
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Auch Kinder sind uninteressant geworden. Für nicht Wenige gilt die Devise: Hauptsache ICH – Kinder werden dann als Störfaktor angesehen! |
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Weihnachten verkündet eine andere Botschaft. Die Geburt Jesu in der Verlorenheit
eines Stalles in Bethlehem hat mit der Verlorenheit der Menschen zu tun, für die
sich keiner interessiert. Gott aber interessiert sich für die Welt. Gott interessiert
sich so sehr für die Welt, dass er als Kind in diese Welt kommt, als Mensch in dieser Welt lebt. Alle Jahre feiern wir dieses Geheimnis seiner Geburt, damit wir nicht
vergessen: Gott hat sein Interesse an dieser Welt noch nicht verloren. Das ist von
Bedeutung. |
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Denn wir leben in einer Zeit und unter Menschen, die ihr Interesse an
Gott verloren haben. Zumindest scheint es oft so. Welches Interesse sollte der
Mensch schon an einem Gott haben, von dem er genau weiß: Wenn ich mich auf
ihn einlasse, dann muss ich mich ändern, muss ich mein Verhalten zu den Mitmenschen ändern. Ein Gott, der im Stall beim Vieh, in der Umgebung kleiner Leute zur
Welt kommt; ein göttliches Kind, das als Erwachsener nie einen Hehl daraus macht,
dass er sich für die interessiert, die keinen interessieren, ein Jesus, der für dieses
Interesse Kopf und Kragen riskiert und am Kreuz hingerichtet wird – ein solcher
Gott, kann der mir eine Hilfe sein? Lässt der mich im gnadenlosen Konkurrenzkampf nicht scheitern? Denn auf einen Gott, der sich um die verlorenen Menschen
sorgt, kann ich mich kaum berufen, wenn mich die Mitmenschen nicht interessieren, wenn mir ihr Schicksal gleichgültig ist. |
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Und dieser Gott wehrt sich nicht einmal, wenn die Menschen ihn beiseite schieben
und die Welt ohne ihn gestalten. Gott lässt es geschehen. Und darum tut mancher,
was er für richtig hält, lässt den lieben Gott einen guten Mann sein und lebt ohne
ihn. Gott versinkt gewissermaßen in der Gleichgültigkeit und im Desinteresse vieler. Die Welt wird allerdings dadurch nicht besser oder menschlicher. Sie könnte es
werden, wenn wir Gott wieder mehr in unsere Welt einlassen, denn er hat Interesse an der Welt, auch wenn die kein Interesse an ihm zu haben scheint. Gottes
Interesse an der Welt und am Menschen, das gibt dem Weihnachtsfest eine besondere Note. |
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Zu den spannendsten Momenten im Leben eines Menschen gehört
es ja, wenn ich merke, dass sich jemand für mich interessiert - allerdings nicht
zum Ausspionieren, wie in manchen Staaten und Betrieben, üblich. Nein, einfach ich, dieser eine
konkrete Mensch bin für einen anderen Menschen von Interesse. Damit fängt jede
positive Entwicklung beim Menschen an. So fängt jede Liebesbeziehung an! Weil
ich interessant bin für einen anderen, weil er/sie Interesse an mir hat, blühe ich
auf, gewinne ich Freude und Lust am Leben, wachse ich manchmal sogar über
mich selbst hinaus. |
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Und nun sagt mir Weihnachten: Gott hat Interesse an mir, ich bin ihm wichtig, er
sucht meine Nähe. Es ist ihm nicht gleichgültig, wie es mir geht, was aus mir wird.
Es ist ihm nicht gleichgültig, ob ich einen Arbeitsplatz habe oder nicht.
Es lässt ihn nicht kalt, wenn eine Frau sich verkauft, um die Familie zu ernähren.
Es macht ihn zornig, wenn Menschen sich wie kleine Herrgötter aufspielen und
dadurch Unmenschlichkeit in der Welt verbreiten. |
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Je mehr die Welt nur nach menschlichen, innerweltlichen, wirtschaftlichen Massstäben regiert wird, desto unmenschlicher wird sie, das erfahren wir zur Zeit sehr
deutlich. Aber das tiefste Geheimnis Gottes mit dieser Welt ist, dass er ein Interesse an dieser Welt und am Menschen hat. |
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Der hl. Augustinus geht sogar noch
weiter und sagt: „Die Sehnsucht Gottes ist der Mensch.“ Gott hat nicht nur Interesse an mir, er sehnt sich nach mir. Deshalb wurde er Mensch. |
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Ist das nicht eine zutiefst Frohe Botschaft?! |
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Und auch eine Einladung:
Feiere Weihnachten – als Zusage an dich selbst
und als Geschenk, das ER durch sein Interesse – den Menschen macht. |
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