Katholische Aktionen

r. k. Predigt zum 33. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 15. November 2009 von Diakon Michael Schofer, St. Martin Nürnberg / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr B:
 
Evangelium:    Mk 13, 24-32
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:    Es ist der Menschensohn –
Christus, der mit großer Macht und Herrlichkeit kommt.
 
Predigt zum Evangelium  (Mk 13, 24-32)

 
Im Anhang finden Sie Fürbitten.

 
Liebe Schwestern und Brüder,
 
ich weiß nicht, ob sie schon von diesem neuen Film gehört haben, der seit dieser Woche in den Kinos läuft. Der Titel ist „2012“ und es geht – wie bei vielen anderen teuren und trickreichen Hollywoodproduktionen wieder einmal um das Ende der Welt. Da wird nichts ausgelassen – der Weltuntergang ist sozusagen global und allumfassend. Grundlage dieses Films ist ein Kalender der Mayas, demzufolge das Ende der Welt am 23.12. 2012 kommen soll. Die Werbung für diesen Film hat aber auch noch andere Weltuntergangsszenarien wieder aufgewärmt, über die im Fernsehen oder in Zeitschriften berichtet wird: Vorhersagen über gefährliche Sonnenstürme oder über Super-Vulkane, die eigentlich schon „längst“ hätten ausbrechen sollen. Umweltkatastrophen oder Atomkriege, die der Menschheit ein Ende setzen. Ganz zu schweigen vom guten alten Nostradamus, der ja auch schon mehrfach das Weltende vorausgesagt hat. Auch wenn die ganze Diskussion eher pseudowissenschaftlich und Science-Fiction zu sein scheint – das Thema „Weltende“ hat einen hohen Unterhaltungswert und lässt uns aufhorchen. Ich erinnere mich noch gut an die letzten Voraussagen beim Jahrtausendwechsel, wo z.B. durch einen Computervirus das Weltwirtschaftssystem zusammenbrechen sollte und am Ende doch nichts passiert ist, außer dass Hundertjährige in manchen Computerdateien wieder zu Kleinkindern wurden.
 
An einen Weltuntergang erinnert auch das heutige Evangelium. Sonnen- und Mondfinsternis, Sterne die vom Himmel fallen, die Kräfte des Himmels erschüttert. Doch hier geht es nicht um die Vorlage für einen Katastrophenfilm. Der Text stammt von Markus, der sein Evangelium etwa im Jahr 70 nach Christus geschrieben hat. Christen lebten damals in einer Welt, in der sie verfolgt und getötet wurden. Das Wort Untergang oder Zusammenbruch war für das Leben der Menschen damals hautnah erfahrbar.
 
Man könnte in einem ersten Eindruck meinen, dieser Text macht Angst. Die Rede von drohenden Katastrophen, vom Ende, das vor der Tür steht – was hat das alles zu tun mit der Frohen Botschaft, die uns doch Mut machen soll, die uns Hoffnung für unser Leben geben soll, die uns stärken soll. Ist es nicht eher so, dass diese Botschaft uns in Deckung gehen lässt, nach dem Motto „Türen zu, da hilft nur noch beten!“?
 
Dieser Evangelientext, wie auch die Lesung aus dem Buch Daniel, sind apokalyptische Texte. Damit sind Texte gemeint, die von Weltende sprechen und die mit Bildern und Visionen eine Endzeit beschreiben – freilich nicht im Sinne einer Vorhersage im zeitgeschichtlichen Sinne, wie bei einem Ereignis, dass an einem ganz bestimmten Datum eintritt. Apokalyptische Texte in der Bibel wollen darauf hinweisen, dass es in Bezug auf die Erfahrung des Glaubens ein anderes Zeitverständnis gibt. Die Zeit und die Ewigkeit bei Gott sind anders als die Zeit, die wir hier auf der Erde mit der Uhr oder mit dem Kalender bestimmen können. In der Rede von der Endzeit wird die Zeit, wie wir sie kennen, aufgehoben und neu gedeutet.
 
Doch was hat das mit der Frohen Botschaft zu tun, wo finden wir einen Schnittpunkt zwischen der Rede vom Ende der Zeiten und der Hoffnung, die ja ein christliches Prinzip ist?
 
Den Schnittpunkt finden wir mitten in unserem heutigen Evangelium. Es ist der Menschensohn – Christus, der mit großer Macht und Herrlichkeit kommt. Nicht die Zerstörung und der Untergang stehen im Mittelpunkt, sondern das Kommen unseres Retters Jesus Christus. Er ist derjenige, der mit seinen Engeln all diejenigen um sich sammelt, die glauben - die daran glauben, dass mit Jesus das Heil in diese Welt gekommen ist. Die genannten Schreckensereignisse haben damit nur die Funktion, darauf hinzuweisen, dass damit die Rettung und Erlösung eingeleitet wird, oder, wie es der Seher Johannes in seiner Offenbarung sagt, dass es „einen neuen Himmel und eine neue Erde“ geben wird, in denen Gerechtigkeit wohnt. (Offb 21,1).
 
Liebe Schwestern und Brüder,
 
Katastrophen und Zusammenbrüche gibt es leider nicht nur im Film. Ich möchte jetzt gar nicht von den Naturkatastrophen und deren Folgen reden, die sich in den vergangenen Jahren ereignet haben. Es ist auch eine Katastrophe, wenn ein Traditionskonzern wie Quelle 7000 Mitarbeiter entlässt und alle Hoffnungen auf Weiterbeschäftigung zerschlagen sind. Es ist eine Katastrophe, wenn Menschen plötzlich aus dem Leben gerissen werden und denen, die zurückbleiben, zunächst nur die Erinnerung bleibt. Es ist oft auch eine Katastrophe, wenn Ehen und Beziehungen auseinander brechen, wenn für Kinder, die eine Trennung ihrer Eltern miterleben müssen, nicht selten im wahrsten Sinne des Wortes eine Welt zusammenbricht. Wie verhalten wir uns angesichts solcher Untergangsszenarien? Wie gehen wir mit den vielen kleinen und großen Situationen des Scheiterns und des Zusammenbruchs in unserem Leben um? Empfinden wir das als Schicksal, verfallen wir in Teilnahmslosigkeit oder schaffen wir es, uns neu zu orientieren?
 
Ich denke, dass uns das heutige Evangelium für diese Fragen doch eine Frohe Botschaft mit auf den Weg geben kann. Denn die Grundbedeutung des Wortes „Apokalypse“ ist „Enthüllung“. Mit diesen großen Zeichen wird etwas offenbar und enthüllt. Es ist dieser Schnittpunkt, von dem ich vorhin gesprochen habe: Jesus Christus. Das Neue, die Neuschöpfung, die neue Chance beginnt mit ihm. Keine Macht dieser Welt kann uns trennen von der Liebe Gottes, die uns in Jesus Christus geschenkt ist, so schreibt es Paulus im Römerbrief. Darum soll es auch nicht sarkastisch oder zynisch klingen, wenn ich an dieser Stelle sage: jede Katastrophe, jeder Zusammenbruch, jedes Scheitern kann als Chance für etwas Neues begriffen werden. Eine Chance, sich neu zu orientieren.
 
Das Evangelium möchte uns aber noch etwas anderes mitgeben. Im Beispiel des Feigenbaums ruft uns der Evangelist zur Wachsamkeit auf. Wenn der Feigenbaum reift, werden seine Zweige saftig und die Blätter treiben – dann ist der Sommer nahe. Wir sollen hinschauen, erkennen, lernen, auf die Zeichen achten, die uns auf Christus hinweisen. Das Zweite Vatikanische Konzil hat dafür das Wort geprägt „die Zeichen der Zeit erkennen.“ Was ist damit gemeint? Es ist gut, sich mit der Geschichte Jesu auseinanderzusetzen, auf sein Leben, sein Sterben und seine Auferstehung zurückzublicken. Es ist auch gut, an seine Wiederkunft zu glauben und dafür zu beten, wie wir das ja in jeder Feier tun mit dem Satz: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit“. Aber worum es bei den Zeichen der Zeit geht, ist, Jesus nicht nur in der Vergangenheit oder Zukunft zu suchen, sondern die Zeichen seiner Gegenwart im Hier und Jetzt zu entdecken. Seine Botschaft ist nicht nur für die Vergangenheit oder Zukunft geschrieben, sondern für das Heute. Er offenbart sich uns im Wort, er schenkt sich uns in Heiligen Brot – heute. Darum sollten wir auch dem, was er uns damit sagen will, seiner Botschaft der Liebe und des Vertrauens und seiner Kraft der Wandlung und Verwandlung heute eine Chance geben.
 
Wir leben in einer Zeit des Übergangs, der Prüfung, des Umbruchs. Doch bei all dem, was um uns herum passiert sollten wir nicht den Blick wenden von ihm, der heute bei uns ist, dessen Worte nicht vergehen, der unser Rettungsanker war, ist und bleiben wird.
 
 
Fürbitten
 
P: Gott allein kennt die Stunde, er allein kennt unsere Nöte und Sehnsüchte. Er weiß, dass es uns immer wieder schwer fällt, uns richtig zu verhalten. Wir verletzen andere Menschen durch unser Gerde und unser Verhalten. Im Vertrauen auf seine Hilfe bringen wir nun unsere Bitten vor. – Herr erhöre unser Gebet.
 
– Manchmal verletzen wir die Menschen, die uns am Herzen liegen, manchmal werden wir selbst von Menschen, die wir lieb haben, verletzt. Wir beten um die Kraft, dass wir nicht den Kontakt abbrechen lassen und dass wir das persönliche freundschaftliche Gespräch immer wieder suchen.
Herr, erhöre unser Gebet.
 
– Oft kommen wir in der Schule, am Arbeitsplatz und in anderen Situationen in die Versuchung, über andere Personen schlechte Dinge zu erzählen. Wir beten um Mut, auf Menschen offen zuzugehen, die uns mit ihrem Verhalten stören, und dass wir dabei gerecht und verständnisvoll vorgehen.
Herr, erhöre unser Gebet.
 
– Wir bitten auch für die, die sich selber aus der Gemeinschaft durch Straftaten ausgrenzen. Lass sie Menschen finden, die ihnen immer wieder durch persönliche Gespräche eine Brücke bauen zu ihren Mitmenschen und zu dir, guter Gott.
Herr, erhöre unser Gebet.
 
– Manchmal vergessen wir, dass Beten persönliches Reden mit Gott bedeutet. Wir beten um Verzeihung, wenn wir zuwenig das direkte Gespräch mit ihm suchen.
Herr, erhöre unser Gebet.
 
P: Gott wird immer bei uns sein. In diesem Glauben beten wir.
Amen.
 

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Diese Seite wurde am 26. November 2009 von Familie Wimmer erstellt.