Katholische Aktionen

r. k. Predigt zum 32. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 8. November 2009 von Pfarrer Richard Staudigel, St. Martin Nürnberg / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr B:
 
Evangelium:    Mk 12, 38-44 oder Mk 12, 41-44
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema: Gott schaut auf den Menschen.
 
Predigt zur 1. Lesung  (1 Kön 17, 10-16)
und zum Evangelium
  (Mk 12, 38-44 oder Mk 12, 41-44)

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Im Tempel zu Jerusalem gab es eine sog. Schatzkammer. Dort wurde die Tempelsteuer entrichtet und es wurde Geld gespendet. Dazu übergab man den diensthabenden Priestern das Geld und nannte den Zweck der Gabe. Der Priester prüfte das Geld: War es echt? War es eine zugelassen Währung? Reichte die Summe für den genannten Zweck? Auf diese Weise hörte jeder in der Nähe, was der einzelne gab.
 
Jesus sitzt in der Nähe der Schatzkammer und er beobachtet das Geschehen. Es ist interessant zu sehen, wo dieses Evangelium bei Markus steht. Kurz vorher hören wir, man müsse Gott mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und mit ganzer Kraft lieben und dem Nächsten wie sich selbst. Kurz danach spricht Jesus vom Ende der Zeiten, ehe vom Leiden und Sterben Jesu, also von seiner Ganzhingabe berichtet wird. Das Evangelium erzählt nun, wie eine arme Frau die Schatzkammer betritt. Nach ihrer Kleidung ist sie eine Witwe. Sie ist nicht nur arm, sie hat auch keinen Schutz mehr durch einen Mann. Viele Reiche kamen und opferten viel, sie aber opfert nur zwei kleine Münzen, zwei Cent würden wir heute sagen. Ob sich der Priester über das Opfer der Witwe gefreut hat? Jesus hat sich gefreut, das wissen wir, denn er ruft seine Jünger zusammen, um sie zu belehren.
 
Wenn man nur auf die Gabe schaut und nicht auf den, der gibt, kommt man zu verkehrten Schlüssen. Darum ist die Lehre Jesu für seine Jünger ganz wichtig: Gott schaut auf den Menschen, er schaut auf die Lauterkeit der Gesinnung, er schaut darauf, ob ein Mensch mit seinen Gaben nur sich selbst groß macht oder den anderen.
 
Es gibt ja Gaben, die eher den Geber entschuldigen, aber im eigentlichen Sinn keine Gabe sind. Almosen dienen ja oft nicht zur Abhilfe einer großen Not, sondern zur Beruhigung des eigenen Gewissens. Aber darüber zu urteilen steht keinem anderen zu als dem Geber selbst und Gott.
 
Die Witwe ist ein Beispiel, wie bedeutsam vor Gott das Kleine ist. Im ganzen Evangelium unseres Herrn wird die Bedeutsamkeit der Kleinen und Unbedeutenden immer wieder hervorgehoben. Auch die kleine Gabe ist wertvoll. Auch der kleinste Dienst um der anderen Willen hat einen Wert. Auch die bescheidenste Fähigkeit, die jemand um der anderen oder um des Ganzen willen einbringt, ist von Gott anerkannt.
 
Das ist all denen zum Trost gesagt, die gerne mehr hätten und wären, als sie haben und sind. Das ist auch all denen zum Trost gesagt, die gerne großzügiger wären, als sie es sein können. Und es soll auch all jene aufbauen, die sich kaum trauen, ihre ureigensten Begabungen (Charismen) einzubringen, weil sie meinen, sie seien zu gering und könnten deshalb vor den größeren Charismen anderer nicht bestehen.
 
Nein – so sagt Jesus – jede Gabe/Charisma ist wichtig und kostbar. Die Witwe ist aber auch ein Beispiel in einem ganz anderen Sinn. Sie hat alles gegeben, nicht nur einen Teil vom Überfluss, sondern ihre ganze Habe. Alle anderen haben von ihrem Überfluss gegeben und nicht einmal wenig. Die Witwe hat von ihrer Substanz gegeben, sie hat nichts von ihrer sehr bescheidenen Habe zurückbehalten. Sie ist die einzige, die nicht hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben ist.
 
Alle anderen sind offenbar weit hinter ihren Möglichkeiten geblieben. Neben der Ermutigung, auch den kleinsten Teil nicht zu verachten, stellt das Evangelium die Aufforderung, nicht hinter den eigenen Möglichkeiten zurückzubleiben. Es braucht manchmal einen solchen Anstoß und eine solche Herausforderung, um nicht hinter den eigenen Möglichkeiten zurückzubleiben, denn wir Menschen werden sehr leicht behäbig und selbstgefällig, auch wir Christen. Beide Lehren müssen wir aus dem Evangelium ziehen: die Wertschätzung der kleinsten Gabe.
 
Und: die Herausforderung, das Mögliche zu geben und zu tun. Nur beides zusammen entspricht dem Evangelium.
 
Aber auch das muss gesagt werden: Alles Gute, das Menschen tun, ist von Bedeutung. Es gibt ja die Tendenz, das gute Werk schlecht zu machen. Bei allem Guten, das getan wird, werden nicht selten eigennützige Motive unterstellt. Dass Spenden der Werbung dienen und der eigenen Eitelkeit, kommt immer wieder vor. Aber dennoch muss gerade für uns Christen gelten: alles Gute, das dem menschlichen Leben hilft, hat seinen Wert und wird von Gott anerkannt.
 
Schauen wir auf das Beispiel der beiden Witwen, denen wir heute begegnet sind: Der Witwe von Sarepta in der Lesung, die dem Propheten Elija ihr letztes Brot gibt, und der Witwe im Evangelium, die ihren ganzen bescheidenen Besitz hergibt. Vertrauen wir der Verheißung: Der Mehltopf wird nicht leer und der Ölkrug versiegt nicht!
 
Mit anderen Worte: Dem Großzügigen erweist sich Gott als großzügig.
 

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Diese Seite wurde am 30. November 2009 von Familie Wimmer erstellt.