Katholische Aktionen

r. k. Predigt am 28. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 11. Oktober 2009 von Pfarrer Richard Staudigel, St. Martin Nürnberg / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr B:
 
Evangelium:    Mk 10, 17-30 oder Mk 10, 17-27
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema: Rosenkranz
 
Predigt zum Rosenkranz
Der Monat Oktober ist der Rosenkranzmonat.
 
Im Anhang finden Sie die Geheimnisse der Rosenkränze.

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Der Monat Oktober ist der Rosenkranzmonat. Deshalb möchte ich heute mit Ihnen ein wenig über dieses Gebet nachdenken.
 
Die Anfänge des Rosenkranzgebetes müssen wir in der Frühen Kirche suchen. Damals, im 3. Jahrhundert, haben sich Christen in die Wüste zurückgezogen. Das geschah erst in Ägypten, dann auch in Kleinasien und in Syrien. Durch ein Leben der Enthaltsamkeit, der Buße und des Gebets suchten sie Gott. Durch die häufige Wiederholung eines Gebetes versetzten sie sich in einen Zustand des Betens.
 
Ähnliches findet man auch in anderen Religionen oder auch im Herzensgebet/Jesusgebet der Ostkirche.
 
Im 16. Jahrhundert führte die Kirche das Rosenkranzgebet verbindlich ein. Anlass war der Sieg über die Türken in der Seeschlacht von Lepanto 1571. Damals wollte der Papst deutlich machen: Zwar hat der militärische Einsatz etwas gebracht, aber das Christentum kann man auf Dauer nicht mit Waffen retten. Das Christentum wird gerettet, wenn Menschen den Kern dieses Glaubens in sich aufnehmen, ihm Raum geben in ihrem Herzen und ihn sich immer wieder neu ins Bewußtsein rufen.
 
Genau das aber geschieht im meditativen Gebet des Rosenkranzes. Hier werden in die grundlegende Melodie des „Gegrüßet seist du Maria“ die Kerngeheimnisse des Glaubens gestreut. So wird den Menschen deutlich gemacht, was das unterscheidend Christliche ist: die Person Jesu Christi als die lebendige Inkarnation des göttlichen Wortes. Die Waffen des Glaubens sind nicht Schwert und Kanone, die Waffe des Glaubens ist das Gebet. Und es ist gerade jene Form des Gebets, die gleichsam die passivste ist.
 
Wir kennen ja verschiedene Formen des Betens: da Beten mit vorformulierten Texten, das frei gestaltete Gebet, das nachdenkend-meditative Gebet und das kontemplative *) – betrachtende Gebet, das liebende sich Einfühlen. Diese letzte Form des Gebets bleibt entweder ganz ohne Worte oder es wiederholt immer wieder die gleichen Worte. Die volkstümliche Form des kontemplativen Gebets ist das Rosenkranzgebet. Wenn wir Menschen uns etwas genau einprägen wollen, dann wiederholen wir es immer wieder. Irgendwann haftet es dann so im Gedächtnis, dass wir es wie im Traum aufsagen können.
 
Noch etwas anderes bewirkt das stete Wiederholen von Worten und Sätzen: Sie werden wie eine sich wiederholende Melodie, die uns in eine bestimmte Stimmung versetzt. Das ruhige Sprechen immer derselben Sätze lässt einen Menschen ruhig werden, so dass er in dieser Atmosphäre Gedanken fassen kann, die ihn in die Tiefen des Glaubens führen. Die so genannten Geheimnisse der verschiedenen Gesätze des Rosenkranzes geben dazu die Stichworte. Der freudenreiche Rosenkranz spricht von der Menschenwerdung, der lichtreiche Rosenkranz vom Wirken Jesu auf Erden, der schmerzhafte Rosenkranz vom Leiden und Sterben des Herrn, der glorreiche Rosenkranz von der Auferstehung Jesus und – am Beispiel Mariens dargestellt – von uns Menschen, der trostreiche Rosenkranz erinnert uns an den lebendigen Herrn, der in seiner Kirche fortlebt.
 
Die besonderen Merkmale des christlichen Glaubens sind auf diese Weise in die sich wiederholende Melodie des Ave Maria eingebettet. So kommt es zu einem verweilenden Einfühlen. Der Beter konzentriert sich auf die wichtigen Geheimnisse des Glaubens und dabei kommen ihm seine Probleme, Sorgen und Fragen in den Sinn.
 
Der Rosenkranz hat sich seit dem Mittelalter als Meditation für das Volk allgemein ausgebreitet und bewährt. Wer je schon schwer krank gewesen ist und erlebte, wie unfähig er in dieser Situation war, irgend ein anderes Gebet zu sprechen, der kann begreifen, dass dieses schlichte, wiederholende Gebet Trost und Kraft bringen kann. Oder wer bei großer Trauer über den Verlust eines Menschen beim Totenrosenkranz schon die Ruhe verspürt hat, die durch das gemeinsame Wiederholen in die Seele einzieht, der weiß, wie hilfreich diese kontemplative Form des Gebets sein kann.
 
Viele beten den Rosenkranz täglich. Alle Päpste des vergangenen Jahrhunderts haben dieses Gebet ausdrücklich empfohlen und haben es selbst gebetet, oft den ganzen Rosenkranz. Sollte uns das nicht Anregung und Ermutigung sein, wenigstens ein Gesätz des Rosenkranzes am Tag zu beten? Wir können ihn unterwegs beten, oder allein zu Hause, im Wartezimmer des Arztes oder am Krankenbett. Wir müssen keine Zeit mehr vertreiben, sondern können sie füllen mit dem Gebet für Menschen, die wir Gott anvertrauen wollen. Und wenn sie den Rosenkranz nachts beten und dabei einschlafen, dann ist das auch nicht schlimm. Dann sind sie in bester Gesellschaft.
 
Als kontemplatives, betrachtendes Gebet müssen wir den Rosenkranz sehen, nicht als Leistung. Es soll uns helfen, zu diesem Anschauen zu kommen, von dem der Pfarrer von Ars gesprochen hat. Ich schaue das Leben von Jesus an, und Maria hilft mir dabei. Maria ist nur Mitbeterin.
 
Maria hat eine ganz wichtige Stellung im Heilsplan der Erlösung bei der Menschwerdung innegehabt. Sie wurde vom Erzengel Gabriel gegrüßt, sie hat Christus empfangen und geboren. Sie hat mit dem hl. Josef die Kindheit und Jugend Jesu begleitet. Und sie blieb seine mitsorgende Begleiterin, bis unter das Kreuz. Und dann haben sich die Jünger um sie gesammelt im Abendmahlssaal.
 
Gerade in der Passionsgeschichte nach Johannes wird die Bedeutung Mariens klar herausgestellt. Sie stand mit Johannes unter dem Kreuz. Und dieser wurde ihr und sie ihm anvertraut. Maria ist nicht Göttin, aber vornehmstes Glied der Kirche. Sie wurde zum Typus eines christlichen Menschen. An ihr wird deutlich, was unserem christlichen Glauben gemäß ist.
 
Deshalb suchen die Menschen sie als Fürbitterin. Fürbitte dürfen wir so verstehen, dass wir zu Maria, oder auch einem anderen Heiligen sagen: Hilf mir beim Beten. Bete mit mir. Und wenn ich dann bete: Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, dann ist eingeschlossen, dass sie mitbetet und somit mein Gebet schon dort angekommen ist, wohin es einzig kommen soll: bei Gott.
 
*)  kontemplativ    Betrachtend, versenkend, auf Gott lauschend.
Weitere Erklärungen zu „kontemplativ / Kontemplation“
finden Sie in einem Wikipedia Artikel.


 
 
GEISTLICHER IMPULS
28. SONNTAG IM JAHRESKREIS
 
ROSENKRANZ
 
freudenreiche Geheimnisse
 
den du, o Jungfrau, vom Hl. Geist empfangen hast
den du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast
den du, o Jungfrau, geboren hast
den du, o Junfrau, im Tempel aufgeopfert hast
den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast
 
lichtreiche Geheimnisse
 
der von Johannes getauft worden ist
der sich bei der Hochzeit zu Kana offenbart hat
der das Reich Gottes verkündet hat
der auf dem Berg verklärt worden ist
der uns die Eucharistie geschenkt hat
 
schmerzhafte Geheimnisse
 
der für uns Blut geschwitzt hat
der für uns gegeißelt worden ist
der für uns mit Dornen gekrönt worden ist
der für uns das schwere Kreuz getragen hat
der für uns gekreuzigt worden ist
 
glorreiche Geheimnisse
 
der von den Toten auferstanden ist
der in den Himmel aufgefahren ist
der uns den Heiligen Geist gesandt hat
der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat
der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat
 
trostreiche Geheimnisse
 
der als König herrscht
der in seiner Kirche lebt und wirkt
der wiederkommen wird in Herrlichkeit
der richten wird die Lebenden und die Toten
der alles vollenden wird
 
An jedem Sonn- oder Feiertag liegen am Schriftenstand Handzettel mit „GEISTLICHER IMPULS“ zum jeweiligen Tag auf. Sie regen zum Nachdenken an und vertiefen Gedanken aus der Predigt oder zum Tag.
 


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Diese Seite wurde am 17. Oktober 2009 von Familie Wimmer erstellt
und am 10. Januar 2010 zuletzt bearbeitet.