Liebe Schwestern und Brüder! |
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Ein Superwahljahr nennen die Politiker dieses Jahr 2009. Die Wahl des
Bundespräsidenten, Europawahl, in manchen Bundesländern Landtagswahlen und
Kommunalwahlen. Die Bundestagswahl steht uns noch bevor. Die Wahlparolen
der Parteien sind fast alle gleich: Sie versprechen, dass sie, trotz Krise, die ja niemand bestreiten kann, das Beste für die Menschen machen werden. Wenn man
den Wahlversprechen Glauben schenkt, dann steht uns eine mehr oder weniger
rosige Zukunft bevor. Man muss nur „Jünger“ der Partei werden, d.h. ihr folgen und
sie wählen. |
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Jesus verspricht seinen Jüngern etwas anderes. Sein Jünger soll sich selbst verleugnen, soll sein Kreuz auf sich nehmen, soll sein Leben verlieren. Was das
heißt, sein Kreuz auf sich nehmen, das war jedem Zuhörer Jesu klar. Die römische
Besatzungsmacht hat es ihnen oft genug vor Augen geführt. Jeder wusste, wie das
aussieht, wenn ein Verurteilter seinen Kreuzbalken zur Richtstätte schleppen
musste, um daran sein Leben zu verlieren. Nach dem Tod Jesu am Kreuz wussten
es seine Jünger erst recht. |
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Und doch gab und gibt es bis heute Menschen, die wie Paulus sagen: „Ich bin gewiss: weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges
noch Zukünftiges, weder Gewalten in der Höhe oder Tiefe, noch irgend eine andere
Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ |
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Was aber fasziniert die Menschen so an diesem Jesus, dass sie ihm trotz seiner
harten Forderungen folgen? Es ist zuerst sein Leben. Geradlinig folgt er seinem
Auftrag, verkündet das Reich Gottes, dessen Grundgesetz die Liebe ist. Er weiß
sich dabei getragen von der Liebe Gottes, den er seinen Vater nennt. So war der
erste Maßstab seines Lebens danach zu fragen, was Gott von ihm will. Den Willen
seines Vaters zu tun, der ihn gesandt hat, war sein tiefstes Bestreben. Das hielt er
durch, auch wenn die Menschen ihn nicht verstanden haben und ihn deshalb anklagten, verfolgten und schließlich töteten. Sein Kreuz war nicht nur der Balken,
den er vor die Stadt hinaus trug. Sein Kreuz war der Weg seines ganzen Lebens,
auf dem er, gegen den Widerstand der Menschen, an der Treue zu seinem Vater
festhielt. |
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Selbst Petrus, einen der engsten Vertrauten, der ihn als den von Gott gesandten
Retter bekennt, will ihn davon abhalten. Jesus tadelt ihn deswegen hart, nennt ihn
sogar Satan, weil er nicht das will, was Gottes Willen entspricht. Aber er schickt ihn
nicht weg, sondern verweist ihn hinter sich, also auf die Nachfolge seines Herrn,
die das Leiden einschliesst. |
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Was fasziniert die Menschen an Jesus? Es ist auch das, was Gott an Jesus getan
hat. Trotz seines Schreies am Kreuz, war er von Gott nicht verlassen, auch nicht
in seiner dunkelsten Stunde. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“, so betet Jesu nach dem Matthäus Evangelium am Kreuz. Es ist der Anfang des Psalm 22, der
von Gottverlassenheit und Heilsgewissheit spricht. (Gotteslob [Katholisches Gebet- und Gesangbuch] Nr. 715) Auch wenn aller Augenschein dagegen spricht, ist er gerade im Tod am Kreuz noch geborgen in der
Liebe seines Vaters. Das wurde spätestens offenbar, als ihn Gott zum neuen Leben auferweckt hat. |
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Gottes Liebe geht über den Tod hinaus. Besonders für ihn, der
sein Kreuz auf sich genommen hat und sein Leben nicht um jeden Preis retten
wollte. |
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Jetzt erst haben seine Jünger verstanden, was er gesagt und getan hat.
Jetzt erst wurde sein Leben, sein Wort und seine Tat, zu einem mächtigen Beweis
für Gottes Liebe zu Jesus und zu allen Menschen. Jetzt erst haben sie begriffen,
dass der Weg zum Leben dort beginnt, wo jeder sein Kreuz auf sich nimmt, das
Äußerste riskiert und sein Leben für ihn und seine froh machende Botschaft verliert. |
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Petrus hat sich auf die Nachfolge seines Herrn eingelassen. Als wichtiger
Zeuge hat er die Botschaft von der Auferstehung und vom Leben seines Herrn
verkündet. Sein Zeugnis bestand nicht nur in Worten. Er hat selbst sein Kreuz auf
sich genommen, hat sein Leben gering geachtet und ist Jesus nachgefolgt. |
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Liebe Schwestern und Brüder! |
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Tag für Tag stehen wir vor der Entscheidung, das Kreuz unseres Lebens auf
uns zu nehmen und Jesus auf dem Weg der Liebe zu folgen. Darum müssen wir
uns jeden Tag neu fragen, was der Wille Gottes ist, heute, in der Situation, in der
wir leben. Oft sind wir geneigt oder versucht, den allzu leichten Versprechungen zu
folgen, die uns kurzfristig mehr Lebensqualität verheißen. |
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Ob man mit den Worten
Jesu Wahlen gewinnen kann, darf man bezweifeln. |
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Doch Leben in Fülle und eine große Zukunft kann man gewinnen. |
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