Katholische Aktionen

r. k. Predigt zum 18. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 2. August 2009 von Pfarrer Richard Staudigel, St. Martin Nürnberg / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr B:
 
Evangelium:    Joh 6, 24-35
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema: Die Frage nach dem Brot des Lebens.
 
Predigt zur 1. Lesung  (Ex 16, 2-4.12-15)
und zum Evangelium
  (Joh 6, 24-35)

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Die Lesungen des heutigen Sonntags kreisen um die Frage nach dem Brot des Lebens.
 
Die 1. Lesung berichtete von der wunderbaren Speisung Israels in der Wüste; das Evangelium enthält den ersten Teil der Rede Jesu, die sich an die Brotvermehrung anschließt. Brot ist das Grundnahrungsmittel vieler Völker und steht für Nahrung und Lebensunterhalt.
 
Jesu Rede beginnt mit einer Provokation: „Ihr sucht mich, weil ihr satt geworden seid.“ Wäre das verwerflich? Hat Jesus nicht selbst seine Jünger zu beten gelehrt: „Unser tägliches Brot gib uns heute!“ Hunger ist schrecklich.
 
Noch im 19. Jahrhundert galt Hunger als eine schlimme Geisel der Menschheit. Viele Menschen leiden heute noch Hunger. In Palästina waren Hungersnöte zur Zeit Jesu keine Seltenheit. Besonders die Landbevölkerung Galiläas hatte darunter zu leiden. Jesus kennt die Nöte und Ängste der Menschen. Deshalb hat er denen, die ihm gefolgt waren, nicht ihrem Schicksal überlassen, sondern auf wunderbare Weise gespeist.
 
Denn Gott ist ein Gott der Lebenden und nicht der Toten. Es geht Jesus nicht darum, die Menschen leiden zu lassen. Aber er weiß, dass es einen Hunger im Menschen gibt, der nicht mit Brot gestillt werden kann. Es ist der Hunger nach Frieden und Gerechtigkeit, der Hunger nach einem erfüllten und geglückten Leben, der Hunger nach Liebe, der Hunger nach GOTT!
 
Jesus stellt deshalb dem Brot, das den Hunger der Menschen nur vorübergehend stillen kann, das wahre Brot gegenüber – das Brot, das vom Himmel kommt. Was ist das für ein Brot, das vom Himmel kommt? Dass die Menschen nie mehr Hunger leiden lässt und ihre Sehnsucht stillt?
 
Die Zuhörer Jesu verweisen auf das Manna, mit dem Gott das Volk Israel in der Wüste gespeist hat. Das Brot vom Himmel ist die Nahrung Israels während der Wüstenzeit. Es gibt dem wandernden Gottesvolk die Kraft, die Zeit der Bewährung zu bestehen und sich Gottes Führung anzuvertrauen. Jesus aber fordert seine Zuhörer auf, sich um die Speise zu mühen, die für das ewige Leben bleibt.
 
Das ewige Leben ist aber nicht einfach ein unendlich lange dauerndes Leben. Ein solches Leben könnte zum Alptraum werden. Die biblische Vorstellung vom ewigen Leben bedeutet die Erfüllung und Vollendung allen Lebens in Gott. Ewigkeit ist erlebte, erfüllte Gegenwart Gottes. Diese Wirklichkeit sprengt alle Vorstellungskraft. Ein solches Leben ist nur in unserer Vereinigung mit Gott zu erlangen.
 
Viele Menschen meinen, sie bräuchten nur Nahrung und Kleidung, um leben zu können. Außer den materiellen Dingen und über unsere Erfahrungen hinaus gebe es keinen tieferen Sinn im Leben.
 
Keiner ist verpflichtet, an ein ewiges Leben zu glauben. Aber unsere ungestillten Sehnsüchte lassen uns ahnen, dass es ein Mehr gibt — über das bloß biologische Leben hinaus. Deshalb ist es vernünftig, einen tieferen Sinn des Lebens anzunehmen und zu suchen.
 
Die Texte der Bibel eröffnen dem menschlichen Leben diese tiefere Dimension. Sie sagen uns: Unser Leben ist geschenktes Leben. Der Mensch ist angenommen und geliebt, so wie er ist, mit all seinen Fehlern und Schwächen. Obwohl Israel sich gegen Gott auflehnt, gibt dieser ihnen in der Wüste das Manna und rettet das Volk vor dem Hungertod. Die Gabe des Manna ist Zeichen für Gottes rettendes Handeln und der Beweis seiner Fürsorge. In diesem Handeln zeigt sich zugleich Gottes Herrlichkeit.
 
Mit Jesus tritt eine Änderung ein: jetzt wendet sich Gott nicht mehr nur an das Volk Israel. Durch ihn handelt Gott für alle Menschen. Denn das Brot, das von Gott kommt, gibt der Welt das Leben. Jesus selbst ist dieses Brot. Wer zu ihm kommt, wird nie mehr hungern, und wer an ihn glaubt, wird nie mehr Durst haben. Diese Worte sind Trost und Herausforderung zugleich.
 
TROST, weil uns dieses Brot von Gott geschenkt ist, unabhängig von all unseren Leistungen und ohne jede Verdienste unsererseits.
 
HERAUSFORDERUNG, weil wir dieses Brot leichtfertig verspielen können. In der Wüste sehnte sich Israel, angesichts der Strapazen und der Schwierigkeiten, die vor ihm lagen, zurück zu den Fleischtöpfen Ägyptens. Gott hat es jedoch davor bewahrt, die gerade gewonnene Freiheit wieder einzutauschen gegen die Sklaverei.
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Wir stehen heute vor vergleichbaren Herausforderungen. Die Werbung will uns glauben machen, dass Leben sich erschöpft im unersättlichen Geniessen und in schrankenloser Freiheit. Wer sich von dieser Werbung verführen lässt, wird in der Regel enttäuscht werden und am Ende stellt sich oft eine gähnende Leere ein.
 
Wir spüren, dass wir nichts vorzuweisen haben, als unsere Hilflosigkeit. Unser Leben scheint sinnlos geworden. Auch Israel fühlte sich einst in der Wüste ausgeliefert und ohnmächtig. Damals war Gott Israel ganz nahe und speiste es mit Manna, dem Brot vom Himmel. Nichts, was wir haben oder besitzen, macht uns wertvoll in den Augen Gottes, sondern was wir sind.
 
Menschen auf dem Weg des Lebens, die in Jesus, dem Brot des Lebens, Sinn und Erfüllung ihres Lebens finden.
 

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Diese Seite wurde am 17 Oktober 2009 von Familie Wimmer erstellt
und am 6. Januar 2010 zuletzt bearbeitet.