Katholische Aktionen

r. k. Predigt in der Osternacht

Gehalten am 12. April 2009 von Pfarrer Richard Staudigel, St. Martin Nürnberg / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr B:
 
Evangelium:    Die Feier der Osternacht.
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:
 
Auferstehung

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Überall auf der Welt feiern in dieser Nacht die Christen Ostern. Sie singen voll Freude und jubeln das Halleluja.
 
Dass Menschen, auch Christen, mit der Auferstehungsbotschaft Probleme haben, dass sie ihr skeptisch, wenn nicht sogar ablehnend gegenüberstehen, das wird von manchem gläubigen Christen nicht verstanden. Doch wenn wir auf die Jünger Jesu schauen, dann entdecken wir dabei etwas Überraschendes: Die ursprünglichen Reaktionen auf die Auferstehungsbotschaft sind nicht Freude und Jubel, sondern Zweifel, Unglaube und Abwehr. Auferstehung eines Toten, das will dem sogenannten gesunden Menschenverstand nicht eingehen; das kann ihm auch gar nicht eingehen. Und genau das zeigt uns das Evangelium. Die Auferstehungsbotschaft löst bei den Frauen nicht Begeisterung aus, sondern ein tiefes Erschrecken. Keine Spur von Freude! Hals über Kopf fliehen sie vom leeren Grab, dem Grund ihres Entsetzens.
 
Warum laufen die Frauen so entsetzt vom Grab weg? Hatten sie denn nach dem Karfreitag keinen winzigen Funken Hoffnung mehr, dass alles doch noch gut werden könnte? Hatten sie denn nicht den heimlichen Wunsch, vielleicht dem auferstandenen Jesus zu begegnen? – Keineswegs! Kein Gedanke an so etwas, wie Auferstehung. Nichts lag ihnen ferner. Sie geben sich weder einem religiösen Wunschdenken hin, noch überlassen sie sich einer depressiven Stimmung, wie die Jünger. Die Frauen kommen, um den toten Jesus zu salben und ihn so endgültig zu bestatten. Sie wollen das zu Ende zu bringen, wozu die Zeit wegen des folgenden hohen Festtags nicht gereicht hatte. Das hatten sie im Sinn. Sonst nichts!
 
Doch was ihnen dann widerfährt, ist das Unerwartete schlechthin. Es sprengt alle ihre Denkgewohnheiten und hebt ihr Vorstellungsvermögen völlig aus den Angeln. Es ist das, was zu menschlichem Denken und menschlicher Erfahrung total quer steht, – auch zu der unseren. Denn jeder weiß doch: Tot ist tot. Tot ist die Unabänderlichkeit schlechthin. Und der zu Tode geschundene und aufgehängte Jesus war so tot, wie nur einer tot sein konnte. Das haben diese Frauen selbst miterlebt und gesehen. Das war sogar amtlich festgestellt worden. – Und nun sagt ihnen der glanzvolle Gottesbote im weißen Gewand: „Ihr sucht den Gekreuzigten hier im Grab? Er ist nicht hier! Er ist auferstanden!“ Auferstanden??? Die Frauen müssen völlig bestürzt gewesen sein. Nicht am Ende der Weltzeit, bei der allgemeinen Auferstehung der Toten, sondern jetzt? Was sollte das denn sein? Ein Toter, der im Grab lag und der jetzt lebt? Diesen praktisch denkenden Frauen muss der Verstand ausgesetzt haben. Waren sie verrückt? War die ganze Welt verrückt? Oder war vielleicht der Bote verrückt, der ihnen so etwas sagte? – Und das sollten sie nun auch noch den Jüngern berichten, die von Frauen als Zeugen sowieso nicht viel hielten? Sie ergreifen die Flucht und sagen keinem Menschen auch nur ein einziges Wort!
 
So endet das älteste Osterevangelium. Er zeigt ein tiefes Erschrecken über den Einbruch von etwas Umstürzenden und Unkalkulierbarem. Ein toter Jesus wäre den Frauen in diesem Moment wohl lieber gewesen. Ein toter Jesus – da wusste man, was man zu tun hatte. Den konnte man salben und mit Friedhofsbesuchen ehren. Ein toter Jesus – damit wäre irgendwann der normale Alltag wieder eingekehrt. Aber ein auferstandener Jesus? Ein lebendiger Jesus? Das stellt alles auf den Kopf. So etwas gab es noch nie! Was würde da auf sie zukommen? Sollte sich alles wiederholen? Nein, denn die Auferstehung Jesu war etwas umstürzend Neues, sie ist eine Machttat aus der Schöpferkraft Gottes, sie eröffnet eine noch nie da gewesene Zukunft!
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Das Ereignis dieser Nacht stellt jeden und jede von uns vor eine ganz entscheidende Frage: Welchen Jesus habe ich eigentlich? Und welchen Jesus will ich haben? Ist mein Jesus der tote Jesus, der damit zufrieden sein muss, wenn er mit Gesängen und Gebeten geehrt wird? Ist mein Jesus ein ruhig gestellter, vielleicht mumifizierter Jesus, der in Kirchen wie in einem Mausoleum ruht; der kein Lebenszeichen von sich gibt? Der mich und die Gemeinde im Alltag in Ruhe lässt? – Oder ist mein Jesus der lebendige Jesus, der mir als der Auferstandene überall begegnen kann und der mein Leben auf den Kopf stellen kann?
 
Es gibt nämlich einen Unterschied zwischen dem Jesus, den man mit allen möglichen Feiern ehren kann, dem wir aber kein Mitspracherecht in unserem Leben einräumen müssen. Der auferstandene Jesus aber – der kann mir wirklich begegnen, überall und immer, meist wenn ich es am wenigsten erwarte. Er tritt in mein Leben ein, wenn ich es zulasse; er spricht mich an, ich muss nur zuhören; er schenkt mir sein neues Leben und will mein Leben mit mir leben. Dieser Jesus bringt vielleicht meine Pläne durcheinander, aber er erfüllt auch meine tiefste Sehnsucht. Wo alles aus und ausweglos ist, eröffnet er neue Wege; wo ich nicht mehr weiter weiss, da fängt er neu an. Wenn ich mich selber verachte, spricht er mir wieder seine Liebe zu.
 
Das ist die große Chance von Ostern. Darum gilt es, nicht wegzulaufen, aus lauter Angst, er könnte in meinem Leben etwas ändern. Wenn ich mir jetzt die Botschaft sagen lasse und dabei bleibe, dann wird er mir begegnen: in seinem Wort, im gewandelten Brot, in der Kommunion, wo er mich beim Namen ruft und mir in meinem Herzen den Frieden zuspricht. Und er wird mir im Alltag begegnen, auch wenn ich ihn gar nicht erwarte.
 
Denn Jesus lebt! Halleluja!


 
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Diese Seite wurde am 20. April 2009 von Familie Wimmer erstellt.