Katholische Aktionen

r. k. Predigt zum Karfreitag

Gehalten am 10. April 2009 von Pfarrer Richard Staudigel, St. Martin Nürnberg / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr: Die Liturgie ist in allen Lesejahren gleich.
 
Evangelium:    Passion Joh 18, 1 - 19,42
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:
 
Karfreitagsliturgie und Gottes Barmherzigkeit.

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Eine sehr nüchterne Liturgie wird uns heute zugemutet. Die Kirche ist karg und kahl; kein Schmuck, kein Weihrauch, kein Festgesang, keine Orgel. Nichts soll uns ablenken, wenn wir vom Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus hören und diese Botschaft in uns aufnehmen.
 
Der Wortgottesdienst hat dabei ein besonderes Gewicht.
 
Die 1. Lesung ist das vierte Lied vom leidenden Gottesknecht. Jesaja schildert einen Menschen, der gelitten hat und verachtet wurde. Stellvertretend für die anderen trug er die Sünden von Vielen und trat für die Schuldigen ein. Wir sehen in ihm ein Vorbild für Jesus.
 
Die 2. Lesung aus dem Hebräerbrief stellt uns Jesus als den wahren Hohepriester vor, der die Vermittlung mit Gott und damit die endgültige Vergebung menschlicher Schuld bewirkt hat.
 
In der Leidensgeschichte nach Johannes geht Jesus freiwillig in das Leiden, souverän, königlich, so dass fast vergessen wird, dass die Kreuzigung die grausamste Form einer Hinrichtung ist. Alle Jahre hören wir diese Texte am Karfreitag. Und vor allem die gesungene Darbietung der Passion geht unter die Haut. Vielleicht fragen wir angesichts dieser harten Wirklichkeit: Warum? Warum dieses Leid? Warum diese Form unserer Erlösung? Gab es keinen anderen Weg?
 
Eine Antwort auf diese Fragen finden wir im 3. Kapitel des Johannesevangelium. Da lesen wir von einem nächtlichen Gespräch Jesu mit Nikodemus. Dabei offenbart Jesus den Grund für seine Menschwerdung. „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“. Wenn wir das annehmen können, dann haben wir eine Antwort auf unsere Fragen. Der letzte und innerste Beweggrund für die Menschwerdung und die Passion Jesu ist die Liebe Gottes zu seiner Schöpfung. Wir tun uns schwer mit dieser Begründung. Für uns Menschen passen Schmerz / Leiden und Liebe nicht zusammen. Aber ist es nicht so, dass gerade die Liebe dazu fähig ist, Wege zu gehen, die Schmerz beinhalten. Das geschieht nicht, um sich selbst zu quälen. Aber die Liebe kann so mächtig sein, dass sie selbst vor Schmerzen nicht zurückschreckt, um für den geliebten Menschen etwas zu erreichen. Mutter Teresa hat das begriffen, wenn sie ihre Schwestern auffordert, die Nächsten, in denen sie Christus sieht, so zu lieben, bis es weh tut. Für Gott sind wir Menschen so kostbar und wertvoll, dass ihn nichts hindern kann, alles einzusetzen, um uns Menschen zu retten: „ ... damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“. Das also ist die Absicht Gottes, das ist sein erklärter Wille, das ist die Triebfeder für sein Handeln, für seine unüberbietbare Liebe, für seine Bereitschaft zum Leid: dass wir Menschen das ewige Leben haben.
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Wir leben in einer Zeit, in der das ewige Leben vielen Menschen ziemlich egal ist. Gott ist die ewige Zukunft des Menschen nicht gleichgültig. ER will, dass wir das ewige Leben haben. Aber er kann es uns nicht gegen unseren Willen geben. Wir müssen dazu bereit sein.
 
„Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“. Gott hört nicht auf, seine Barmherzigkeit immer wieder neu zu verkünden.
 
So hat er zum Beginn des vergangenen Jahrhunderts erneut begonnen, darauf hinzuweisen. Angesichts der vielen Fragen und Probleme, die uns und unsere Zeit bedrängen, kann man verstehen, was Kardinal Macharski/Krakau, dazu sagte: „Das ist nicht eine Andacht mehr, nicht ein Buch und ein Bild mehr. Diese mit niemand und mit nichts zu vergleichende Andacht zur Barmherzigkeit Gottes entscheidet über das Los der Welt, das Los der Menschheit. Keine Diplomatie, keine Politik, keine Findigkeit und kein Können der Menschen errettet, was in das vom Menschen bereitete Verderben zu sinken scheint; – bereitet nicht für den Einzelnen, aber für die gesamte Menschheit. – Alleiniger Retter ist Jesus, der Gekreuzigte und Auferstandene.“
 
Geoffenbart wurde diese Botschaft einer einfachen, aber Gott grenzenlos vertrauenden Ordensfrau Schwester Faustina Kowalska, die 1938 mit kaum 33 Jahren in Krakau stirbt. Sehr gründlich wurde ihr Tagebuch untersucht, bis die Kirche JA gesagt hat, zu den darin enthaltenen Offenbarungen. Johannes Paul II hat Sr. Faustina 1993 selig- und 2000 heiliggesprochen. Gemäß dem Wunsch Jesu an die Schwester hat er auch den Sonntag nach Ostern zum Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit erhoben. Darüber hinaus bittet Jesus, in der neunten Stunde des Tages (15.00 Uhr) besonders seines Leidens zu gedenken und auch den Barmherzigkeitsrosenkranz zu beten.
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Bei der Botschaft von der göttlichen Barmherzigkeit handelt es sich, kirchenrechtlich gesprochen, um eine Privatoffenbarung. Kein gläubiger Katholik muss sich daran halten. Warum spreche ich heute, am Karfreitag dennoch davon? Weil sich gerade am Karfreitag die göttliche Barmherzigkeit, seine grenzenlose Liebe zu uns Menschen, offenbart. Die Privatoffenbarung ist durch die Kirche gründlich geprüft. Sie stimmt mit der Hl. Schrift überein. Sie will die geoffenbarte Wahrheit von der barmherzigen Liebe Gottes jedem Menschen der Welt näher bringen und neu verkünden. Sie entspricht dem Willen Jesu, der gekommen ist, damit alle, die an ihn glauben das ewige Leben haben.
 
Wenn wir uns diese Botschaft zu eigen machen, gleichen wir den Freunden des gelähmten Mannes, die ihn durch das Dach des Hauses hindurch zu Jesus bringen. Unser Vertrauen auf die göttliche Barmherzigkeit kann und wird für andere Heil bewirken. Ich habe mich jahrelang mit dieser Offenbarung beschäftigt. Dabei ist mir klar geworden, dass es eine wichtige Botschaft für alle Gläubigen ist. Keiner ist dazu verpflichtet, alle sind aber eingeladen, sich darauf einzulassen. Ich lade ganz herzlich ein, die kommenden neun Tage um 15.00 Uhr in die Kirche zu kommen, um gemeinsam in der Novene die Barmherzigkeit Gottes für die ganze Welt zu erbitten.


 
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Diese Seite wurde am 20. April 2009 von Familie Wimmer erstellt.