r. k. Predigt zum Kirchweihfest am 22. Sonntag im Jahreskreis |
Gehalten am 2. September 2007 von Pfarrer Richard Staudigel, St. Martin Nürnberg / Erzbistum Bamberg / Deutschland |
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Lesejahr C: |
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Externer Link zum entsprechenden Sonntag des Lesejahres mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch. |
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Thema: „Lebendige Steine – untereinander verbunden“ |
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Abweichend vom Lesejahr in der Pfarrei St. Martin Lesung zum Kirch- weihfest. Ob auch ein abweichendes Evangelium genommen wurde, ist uns nicht bekannt. |
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Lesung: |
1 Pet 2,4-9 |
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Externe Links zur Stelle in der Bibel im virtuellen Theologischer Leseraum der „Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Innsbruck“ (Österreich). |
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Liebe Schwestern und Brüder! |
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Wir haben uns heute versammelt, um
bei diesem Gottesdienst der Weihe unserer Pfarrkirche zu
gedenken. Für die Menschen, die vor 90 Jahren (1917) im
Gebiet unserer Pfarrgemeinde lebten war es ganz klar: Wir
brauchen als Mittelpunkt unserer Pfarrei eine Kirche. Und so
wurde lange geplant und überlegt, bis 1934 der Grundstein für
dieses Gebäude gelegt werden konnte. |
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Die ersten Christen haben sich in privaten Räumen und
Häusern getroffen. Erst mit dem „Mailänder Edikt“ (313) Kaiser
Konstantins des Großen wurde das Christentum
gleichberechtigte Religion im römischen Reich. Von da an
entwickelte sich allmählich der öffentliche Kirchenbau der
Christen, allerdings nicht im Stil der damaligen Tempel, sondern
angelehnt an das Vorbild der Hallen für öffentliche
Versammlungen, damals genannt Basiliken. Von da an gab es
immer wieder Neuerungen im Baustil der Kirchen: Romanik,
Gotik, Barock, Rokoko, Jugendstilkirchen bis hin zum
Kirchenbau nach dem zweiten Vatikanum. Jede Zeit hat ihr
bautechnischen Können, ihre Spiritualität und Kunst
eingebracht bei der Gestaltung ihrer Kirchen. Und doch ist eines
gleich geblieben: In allen Kirchengebäuden versammeln sich
die Gläubigen um Jesus Christus, ihren erhöhten Herrn. Und
das ist ein großer Unterschied zu den Tempeln der damaligen
Religionen: Da waren die Gebäude Wohnung des dort
verehrten Gottes, den Menschen aber war der Zutritt verwehrt. |
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Die christliche Kirche dagegen muss zuerst der
Versammlung der Gläubigen dienen: alle sollen zusehen
und zuhören können, sowie gemeinsam beten und singen.
In der weiteren Entwicklung der Kirche wird ein fester
Platz für den Vorsitz eingerichtet. Da der Raum
vornehmlich zur Feier der Eucharistie diente, wurde
allmählich ein fester Altar errichtet als Symbol für Jesus
Christus den Eckstein, der verworfen worden war aber
zum kostbaren Eckstein geworden ist. Verschiedene
Einrichtungen ermöglichten den geordneten Vollzug von
Prozessionen, z. B.: beim Kommuniongang oder
Opfergang der Gläubigen. Platz sollte es geben für die
Sperrdung der Sakramente wie Taufen, Hochzeiten,
Versöhnung, für die Aufbewahrung des Allerheiligsten, für
stilles Gebet. |
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Unsere Kirche hat, obwohl sie noch relativ jung ist, schon
manche Umgestaltung erfahren. Nach den Zerstörungen
des 2. Weltkriegs ging es um Wiederaufbau, nach dem
Konzil um angemessene Umgestaltung. Diese ist im
Wesentlichen gut gelungen. Wir haben einen großen
Versammlungsraum für das Volk Gottes und wissen: wo
zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, da ist er
mitten unter ihnen. In der Einführung ins Messbuch
können wir lesen: „So ist der erhöhte Herr wirklich
gegenwärtig in der Gemeinde, die sich in seinem Namen
versammelt hat.“ Dann ist er aber auch vertreten in der
Person des Amtsträgers, der Christus in seinem Tun
repräsentiert (Priestersitz), in seinem Wort (Ambo) sowie
wesenhaft und fortdauernd unter den eucharistischen
Gestalten (Altar, Tabernakel). |
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Die heilige Messe besteht in gewisser Weise aus zwei Teilen,
dem Wortgottesdienst und der Eucharistiefeier, die jedoch so eng
miteinander verbunden sind, dass sie eine einzige
Gottesdienstfeier bilden. Denn in der Messe wird der Tisch des
Herrenwortes wie des Herrenleibes bereitet. Von ihm wird den
Gläubigen Lehre und Speise geboten! Dazu kommen noch jene
Teile, die die Feier eröffnen und beschließen. |
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Zwei Teile – eine Feier! Der Tisch des Herrenwortes soll den
Gläubigen Lehre geben, sie stärken, aufrichten, aber auch,
wenn nötig ermahnen, aufrütteln, zurechtweisen. Der Tisch des
Herrenwortes ist seit der Liturgiereform wirklich reich gedeckt:
Drei Lesejahre (A/B/C) nach den Evangelisten Markus,
Matthäus und Lukas an den Sonntagen. Das Johannes-
Evangelium wird gelesen im Markusjahr und in der Osterzeit.
Dazu kommen passende Lesungen aus dem Alten Testament und
fortlaufende Lesungen aus den Briefen des Neuen Testament. An den
Werktagen gibt es zwei Lesungsreihen. |
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Der Tisch des Herrenleibes am Altar ist relativ gleich bleibend.
Verschiedene Präfationen und Hochgebete lassen
Akzentsetzungen zu. Aber hier geht es nicht um Neuheiten
sondern um Erinnerung und Vertiefung, um die
Gegenwärtigsetzung des einen Opfers unseres Herrn am
Kreuz. Dieses Geschehen unserer Erlösung will im Herzen
bewahrt werden und soll von dort aus unser ganzes Leben
umgestalten und erneuern. Die Kraft dazu empfangen wir durch
unsere Gleichförmigkeit mit der Hingabe unseres Herrn an den
Vater und durch die hl. Kommunion. Wir werden eins – mit
ihm und untereinander. |
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Wir sind Kirche unter dem einen Haupt Jesus Christus, wir
sind sein Leib. Dieser Leib aber umfasst viele Glieder, die
durchaus verschieden sind, so verschieden wie die vielen
Steine unserer Kirche. Jeder hat ein anderes Aussehen,
jeder lässt etwas von dem Feuer erkennen, das ihn
gebrannt hat. Und doch zeigen sie, zusammen betrachtet,
ein harmonisches, geordnetes und wohltuendes Bild. |
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Ähnliches gilt für die Gemeinde. Sie ist die Stätte der
besonderen Gegenwart Gottes. Warum? Weil sie
durchwaltet und durchformt ist vom Heiligen Geist, der
Christus ganz durchdringt; weil sie auferbaut ist in seiner
Liebe zur Kirche, zur Gemeinschaft der von ihm
Herausgerufenen (ecclesia). |
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Liebe Schwestern und Brüder! |
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Unsere Pfarrkirche St. Martin ist
inzwischen wieder, von außen betrachtet, ein markanter,
ein ansehnlicher Punkt in der Nürnberger Nordstadt. Im
Inneren bedarf sie noch der Auffrischung, damit außen
und innen übereinstimmen. Wichtiger als das
Kirchengebäude ist aber die Gemeinde, die sich hier
versammelt. Mit unserem Namenspatron, dem Hl. Martin,
haben wir ein großes Vorbild des Glaubens und der
daraus sich ergebenden Nächstenliebe. Lassen wir uns
von ihm helfen, damit wir auch unter diesen
Gesichtspunkten ein markanter Ort in der Nordstadt
werden und das Kirchengebäude mit seinem mächtigen
Turm ein deutliches Zeichen ist für die Kraft Gottes, die
hier am Werk ist. |
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