Katholische Aktionen

R. k. Predigt zum 3. Fastensonntag

Achtung Gastpredigt
von P. Raniero Cantalamessa OFMCap Prediger des Päpstlichen Hauses
Die Gebote sind keine Verbote, sondern Wegweiser zum Glück. Der Sinn der Zehn Gebote, die dem Menschen zum Glück hinführen wollen.
Erklärt Anhand der Lesungen des dritten Fastensonntags (Ex 20,1-17; 1 Kor 1,22-25; Joh 2,13-25).
 
Diese Predigt wurde am 17. März 2006 von „ZENIT - Die Welt von Rom aus gesehen“ veröffentlicht und ist eine ZENIT-Übersetzung des vom Autor zur Verfügung gestellten italienischen Originals.
 
Wir bedanken uns ganz herzlich bei ZENIT, die uns die Wiederveröffentlichung dieser Predigt kostenlos genehmigen hat. So haben Sie die Gelegenheit, auch hier eine aktuelle Predigt aus Italien zu lesen. Sicher von Interesse, auch einmal eine Predigt aus dem nicht deutschsprachigen Raum zu lesen.
 
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Lesejahr B:
 
Evangelium:    Joh 2, 13-25
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:
 
Die Zehn Gebote

Vorgedanken:
 
Das Evangelium des dritten Sonntags in der Fastenzeit handelt vom Tempel. Jesus reinigt den alten Tempel, indem er die Verkäufer und Geldwechsler mit einer Geißel aus Stricken von dort hinaustreibt. Danach offenbart er sich selbst als neuer Tempel Gottes – jener, den die Menschen zerstören werden, den Gott aber in drei Tagen wieder aufrichten wird.
 
Aber diesmal möchte ich mich bei der ersten Lesung aufhalten, die einen wichtigen Text beinhaltet: den Dekalog, die Zehn Gebote Gottes. Der moderne Mensch versteht die Gebote nicht; er betrachtet sie als Verbote, die Gott willkürlich beschlossen hat und die seine Freiheit einschränken. Dabei sind die Gebote Gottes gerade Ausdruck der Liebe Gottes und seiner liebevoll-väterlichen Sorge für den Menschen. „Deshalb, Israel, sollst du hören und darauf achten, (alles, was der Herr, unser Gott, mir gesagt hat,) zu halten, damit es dir gut geht“ (Dt 6,3; 30,15 f): Das ist der Sinn der Gebote, und einen anderen gibt es nicht.
 
Um zu verhindern, dass jemand, weil er nicht aufpasst oder unerfahren ist, vom Weg abkommt und in die Tiefe stürzt, hat man an einigen besonders gefährlichen Stellen jenes Weges, der zum Gipfel des Sinai, wo Gott dem Menschen die Zehn Gebote geben wollte, hinaufführt, Schilder und Geländer aufgestellt und auch einige Absperrungen errichtet. Die Gebote erfüllen denselben Zweck. Die Gebote lassen sich auch mit einem Deich oder einem Staudamm vergleichen. Man weiß, was passierte, als der Po in den 50er Jahren die Deiche in Polesine sprengte, oder was 1963 geschah, als der Staudamm von Vajont nachgab, um ganze Völker unter der Schwammlawine und den Fluten zu begraben. Wir sehen selbst, was in der Gesellschaft passiert, wenn bestimmte Gebote systematisch mit Füßen getreten werden, wie das Nicht-Morden oder das Nicht-Stehlen…
 
Jesus fasste alle Gebote – ja, sogar die gesamte Bibel – in ein einziges Gebot zusammen: das Gebot der Gottes und der Nächstenliebe. „An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten“ (Mt 22,40). Der heilige Augustinus hatte Recht mit dem, was er sagte: „Liebe, und mach, was du willst.“ Wenn man wahrhaftig liebt, dann ist alles, was man macht, gut. Sogar wenn man jemanden tadelt oder korrigiert, geschieht das dann aus Liebe, zum Wohl des anderen.
 
Aber die Zehn Gebote muss man ihrer Gesamtheit beachten; es können nicht fünf gehalten und die anderen fünf – oder auch nur eines – verletzt werden. Manche Mitglieder der Mafia ehren die eigenen Eltern auf geradezu skrupulöse Weise, aber es würde ihnen nichts ausmachen, „nach der Frau deines Nächsten zu verlangen“; und wenn eines ihrer Kinder flucht, weisen sie es mit harschen Worten zurecht, aber nicht zu töten, nicht zu lügen und nicht nach dem zu verlangen, das dem Nächsten gehört, das ist ein anderes Kapitel. Wir sollten unser Leben überprüfen, damit wir sehen, ob wir nicht auch etwas Ähnliches machen, das heißt ob nicht vielleicht auch wir einige Gebote skrupulös befolgen und andere fröhlich übertreten – auch wenn es vielleicht nicht dieselben sind wie bei den Mafiosi.
 
Besondere Aufmerksamkeit möchte ich auf eines der Gebote lenken, das in einigen Kreisen häufiger übertreten wird: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.“ Das Wort „missbrauchen“ bedeutet soviel wie: „respektlos behandeln“, oder schlimmer noch, „verachten“oder gar zornig sein, also letztlich „lästern“. In gewissen Gegenden wird regelmäßig gelästert, da "schieben" die Menschen die Lästerung sozusagen in ihre Unterhaltungen ein, ohne auch nur im Geringsten auf die Gefühle dessen Rücksicht zu achten, der ihnen zuhört. Auch viele Jugendliche, vor allem, wenn sie in Begleitung sind, stoßen Lästerungen aus – ganz offensichtlich auch deshalb, weil sie davon überzeugt sind, dass sie auf diese Weise die Mädchen beeindrucken können. Aber ein Bursche, der ein Mädchen nur auf diese Art zu beeindrucken versteht, ist wirklich arm dran. Man entwickelt großen Eifer, wenn es darum geht, einen geliebten Menschen vom Rauchen abzubringen, indem man im sagt, dass der Tabak die Gesundheit gefährdet; warum sollte man nicht dasselbe tun, um jemanden vom Lästern abzuhalten?




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Diese Seite wurde am 19. März 2006 von Familie Wimmer erstellt.