Katholische Aktionen

R. k. Predigt zum 30.Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 23. Oktober 2005 von GR Pfarrer Mag. Eduard Öhlinger in der römisch katholischen Pfarrkirche zur Heiligen Margareta in Niederranna, Gemeinde Mühldorf / Niederösterreich und in der Filialkirche zum Heiligen Ulrich in Trandorf Gemeinde Mühldorf / Niederösterreich / Österreich.
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Mt 22, 34-40
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:
 
Worauf es eigentlich ankommt!

 
Einleitung:
 
Was ist das Eigentliche des Christ seins?
 
Warum kommen wir darauf so wenig drauf? Wir bleiben auf der irdischen Ebene des Lebens und sehen das als Letztes. Nach dem wird der Nutzen des Lebens gesehen. Das scheint dann auch einzig realistisch zu sein. Bleiben wir doch nicht dabei. Glaube und Religion wird als Pflichterfüllung gesehen. Das aber ist zu wenig. Das muss immer wieder gesagt werden. Wir können aber auch eine Frage zum Ausgang unserer Überlegungen nehmen. „Wer hilft uns leben?“ Wer hilft uns wirklich leben? Wenn wir aber nur auf uns selbst schauen, verlieren wir dann aber auch den Halt. Wir können nicht allein leben. Wir bedürfen also der Hilfe und damit auch der Wegweisung.


Hauptteil:
 
Immer ist es gut zum Kern vor zu stoßen.
 
Der Kern des Ganzen ist das Eigentliche. Es geht mir um das Eigentliche des Christ seins.
 
Manche nennen es dann ein Aha-Erlebnis, wenn man da draufkommt. Ein solches wünsche ich ihnen. Mögen sie auch eine Entdeckerfreude im Leben als Gläubiger haben. Dann gibt es ein Leben wirklich in der Freiheit der Kinder Gottes.


1: Wieder ist es eine Fangfrage, die Jesus gestellt wird.
 
So hören wir wieder von einer Auseinandersetzung Jesu mit jüdischen Autoritäten. Wir fragen aber damit sofort. Wo findet sich das heute? Wie findet heute solche Auseinandersetzung statt? Es ist ja Wort Gottes an uns heute. In dieser Auseinandersetzung aber bekommen auch wir rechte Wegweisung. Wie notwendig brauchen wir sie.
 
Jesus wird geprüft, ob er sich im Gesetz Gottes als Autodidakt auch wirklich auskennt. „Welches Gebot ist im Gesetz das Wichtigste!“ Wenn sich Jesus da auch wirklich auskennt, kann er dann wirklich den Weg der Wahrheit lehren. Jesus wird eigentlich gefragt. „Welches Gebot ist groß im Gesetz?“ Eigentlich war bei den Schriftgelehrten die gestellte Frage eine unlösbare Streitfrage. Die Frage war auch gefährlich und darum, für Jesus eine Fangfrage. Aber gerade in solchen Situationen offenbart sich dann Gott in besonderer Weise als Wegweisender für uns. Jesus stellt uns das Eigentliche des Gesetzes Gottes als bleibend gültig dar. Er ist der Erfüller und Vollender des Gesetzes in seinem eigentlichen Sinn. Durch Jesus wird das ganze Gesetz Gottes auf die Liebe zurück geführt und auch in seinem tiefsten Inhalt erklärt als Offenbarung der Liebe Gottes. Es ist Offenbarung des Wesens Gottes. Diese Liebe will das Heil aller Menschen und wendet sich deshalb auch voll und ganz an die Sünder. Jesus vollendet so die Offenbarung des ersten Testamentes.

2: Worauf es eigentlich ankommt, sagt Jesus auch uns.
 
Jesus führt da die jüdischen Anliegen zur Erfüllung.
 
Als Erwählte und Berufene ruft uns Christus aber zu, Gott zu lieben und den Nächsten wie sich selbst. Das antwortet Jesus auf die Fangfrage. So kann ich sagen.
 
Das Kirchenjahr als Liebesgeschichte Gottes mit uns will ja bei uns zum Ziel kommen. Die Liebe Gottes will uns berühren und erfassen, damit wir mit ganzem Herzen antworten. So geht es um den ganzen Willen Gottes bei uns. Aber nur Liebende begegnen Gott, freuen sich seiner. So genießen sie tiefe Gemeinschaft und erkennen ihn und sind glücklich und fähig, das Beste zu tun.
 
Wie aber ist es im Leben der Kirche. Wie oft sind Gebete und damit auch Kirchengehen nur fromm. Sie sind aber dabei ohne Liebe zu Jesus und zu seinem Vater.
 
„Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen. Ihr Herz ist aber weit weg von mir.“ So muss Jesus auch jetzt klagen. Am Kreuz spricht Jesus das geheimnisvolle Wort, das gerade den Durst nach unserer Liebe zu ihm ausdrückt. „Mich dürstet.“ Ist es wirklich so schwierig zum unsichtbaren Gott du zu sagen, wie im Taufbekenntnis? Daraus aber kann menschliche Liebe erwachsen, Betroffenheit, wechselseitige Begegnung. Aber ohne Gottesliebe bleibt die Liebe der Menschen (das menschliche Herz), die ja fähig ist zu transzendieren, irgendwie tot. Der Mensch vergöttert Menschen und Dinge. Wie sehr bleiben wir in der Kirche auch nur bei der Erfahrung des Menschlichen. Wie sehr bleibt uns Gott verschlossen.

3: Jesus sagt uns aber weiter.
 
„Und deinen Nächsten lieben, wie dich selbst.“ Gerade da ist für uns etwas sehr aktuelles. Darauf kommt es eigentlich an. Von dem Christentum hat man sich doch oft nur das gemerkt. Es bleibt dann aber reine Mitmenschlichkeit. Außerdem sagt Jesus. Christliche Nächstenliebe fängt bei der Selbstliebe an. Die darf nicht mit Egoismus verwechselt werden. Gott wird aber dabei auch oft zu einem bloßen Namen für Mitmenschlichkeit. So aber wird unser Leben zu einer Rutschbahn in den Atheismus. Das Leben in der Kirche will ja zum Glaubenszeugnis werden. Zur bloßen Nächstenliebe allein sind wir ja gar nicht immer fähig. Die menschliche Kraft dazu reicht nicht aus. Immer muss Gott helfend einspringen. Aber es hört auch oft die menschliche Sympathie füreinander auf. Was geschieht bei den Menschen ohne Liebe? Es wird fleißig gemobbt. Ich habe Mobbing selber erfahren. Darum muss von uns wieder neu gesehen werden die Verbindung von Gottes und Nächstenliebe und Selbstliebe. Gott aber liebt auch die unangenehmen Nächsten und ist Anwalt der Schwachen und Armen. Es gibt aber auch einen flachen Humanismus und eine autonome Ethik ohne Gottesbezug. Aber alles baut auf den Selbstwert auf, aus dem ich lebe. Den darf ich nie wegwerfen. Mein Selbstwert kommt ja von der Liebe Gottes, nicht von meinen Gutsein und meinen Fähigkeiten. Selbstsucht ist aber dagegen Angst um mich selbst und einen ungestillten Hunger nach geliebt sein. Das aber wird dann zur Selbstverkrümmung. Ich darf gut sein zu mir, mir verzeihen, da Gott mir verzeiht. Die Nächstenliebe fängt so bei der Selbstliebe an. Jesus wird selber gefragt. „Wer ist mein Nächster?“ Jesus erzählt die Geschichte vom barmherzigen Samariter. Der Nächste ist der, der dir immer auch irgendwie nahe kommt, der dir begegnet und auch dann deine Hilfe in seiner Not brauchen kann. So redet also Jesus zu uns vom Eigentlichen im Christenleben.

4: Was heißt das alles für das Leben der Kirche?
 
Was Jesus uns vom Eigentlichen sagt, will sich im Leben der Kirche als wahr erweisen. Ich sehe da meine geistliche Aufgabe als Pfarrer in dieser Pfarre. So spreche ich vom kirchlichen Leben. So erwartet man. Da wird unser Glaube an Christus lebendig. Da geht es um mehr als um eine kirchliche Betriebsamkeit. Da geht es auch um mehr, als um eine gute Menschlichkeit. Da geht es um geistliches Leben in der gelebten Heiligkeit Gottes. Da gilt das Wort Gottes auch für uns Christen. „Seid heilig, denn ich der Herr euer Gott bin heilig.“ Durch das Leben der Christen kann man noch viel besser Jesus kennen lernen. Da kann man erfahren, was Leben nach dem Evangelium besagt. Das lebendige Glaubensbeispiel lässt mich dann Jesus finden und lieben. Wie wird Jesus bei uns Gliedern der Kirche lebendig? Die Glieder der Kirche sind ja eine geistliche Gemeinschaft. So können auch wir betend füreinander bei Jesus eintreten und stellvertretend für viele andere in der Kirche zu Jesus beten. In uns kann dann die Liebesgesinnung Jesu leben. Wir können im Sinn des Vater unsers beten. „Dein Reich komme.“ So kann dann bei uns sich Gottesliebe und Nächstenliebe gut zusammenfügen und wir leben das Eigentliche, weil wir es gefunden haben.


Schluß:
 
Zusammenfassung:
 
Wir haben auch eine Erklärung im ersten Johannesbrief. „Wir lieben, weil Gott uns zuerst geliebt hat.“
 
Augustinus hat das ganze so zusammengefasst: „Liebe und Tu, was du willst.“




zur Home Page       zu den Katholischen Aktionen       zur Predigtauswahl

zurück zu Lesungen und Evangelien 2005


Copyright © GR Pfarrer Mag. Eduard Öhlinger. All rights reserved.
Diese Seite wurde am 21 Oktober 2005 von Familie Wimmer erstellt.