Katholische Aktionen

R. k. Predigt zum 24.Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 11. September 2005 von GR Pfarrer Mag. Eduard Öhlinger in der römisch katholischen Pfarrkirche zur Heiligen Margareta in Niederranna, Gemeinde Mühldorf / Niederösterreich und in der Filialkirche zum Heiligen Ulrich in Trandorf Gemeinde Mühldorf / Niederösterreich / Österreich.
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Mt 18, 21-35
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:
 
Was ist das Eigentliche
der Vergebung für die Kirche?

 
Einleitung:
 
Es sind oft große Lebensbelastungen im Christ sein da. Jeder hat da irgendwelche in seiner Lebensgeschichte. Weltlich spricht man vom aufarbeiten müssen davon. Schrecklich ist es, wenn die Lebensgeschichte immer wieder belastend in Erinnerung sich ruft. Geistlich aber geht es um Vergebung. Glaubt daran, dass es Vergebung überhaupt gibt? Auch im Raum der Kirche erfahren wir uns sehr verletzlich. Vergebung bringt geistlich Heilung.


Hauptteil:
 
Wenn man Vergebung bereit ist zu empfangen und weiter zu schenken, erfahren wir so viel Schönes in der Kirche. Wir können am Beginn feststellen. Es gibt deshalb auch viel Befreiendes in der Lebenserfahrung als Christ. Gerade das will durch Vergebung geschehen. Dafür will in der Kirche Hilfe gegeben werden. Ich könnte da gerader vieles an guter Erfahrung mit Beispielen belegen.


1: Es geht um die Erfahrung des Himmelreiches in der Kirche.
 
Das sollen wir entdecken. „Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie..“ Das Gleichnis Jesu vom Himmelreich und die Umrahmung mit der Petrusfrage hat so viel menschlich unwirkliches, dass es nur geistlich gedeutet werden kann. Der Knecht, ein Statthalter, kann die Riesenschuld nicht bezahlen. Der Knecht hat in Panik und Verzweiflung eigentlich ein unerfüllbares Versprechen gemacht. Er hat sich dem König voll unterworfen Der König begeht nun von der damaligen Praxis aus gesehen, die ungeheure Dummheit, alles aus Mitleid nachzulassen. Die unbezahlbare Schuld tilgt Gott selber. Das ist der religiöse Inhalt des Gleichnisse von Jesus.
 
Welche Lebenssicht ergibt sich für das Himmelreich? Da ist die Rede von einem König und seinen Dienern. Ich übertrage das Wort König auf Gott und Diener auf uns. Das sind also wir Christen hier. Wir werden gerufen zum König und Herrn, um Rechenschaft vor ihm abzulegen. Leben ist verantwortliches Leben. Nur verantwortliches Leben ist auch wertvolles Leben. Christen sehen so ihre Lebensaufgabe vor Gott. Da lebt man von der Barmherzigkeit Gottes. Das sehr ungewöhnliche Verhalten des Königs und das des Mitknechten ist zu beachten. Auch unsere Sündenschuld tilgt die Barmherzigkeit Gottes in Christus Jesus. Das empfängt der Christ in der Kirche durch die Sakramente, besonders durch die Busse. Dann aber hat der Christ sich zu bewähren durch Barmherzigkeit mit den Mitchristen. Das Evangelium erzählt von einem großen Versager. Dann trifft den Unbarmherzigen bloß gerecht lebenden Christ das Verdammungsurteil Gottes.

2: Was aber macht der Christ als Mensch daraus?
 
Petrus fragt Jesus aber im Evangelium heute. Wenn wir einander zurechtweisen sollen, ---davon sprach Jesus zuvor im Evangelium-dann müssen wir einander wohl auch vergeben. Der Papst (Petrus) fragt den Herrn (Jesus) der Kirche. „Herr, wie oft muss ich meinen Bruder vergeben, wenn er ich gegen mich versündigt.“ Petrus fragt ja nach de Vergebungsbereitschaft des Jüngers Christi. Jesus antwortet dem Petrus. Sie gilt unbeschränkt. „Nicht siebenmal, sonder siebenundsiebzig mal.“ Die Bereitschaft zum vergeben gilt also immer. Ein zweifaches ist da zu bedenken.
 
Das Evangelium schreibt nach jahrzehntelangen enttäuschenden Erfahrungen unter Christen. Getaufte bleiben Menschen und tun sich miteinander schwer. Ihre Sünden sind zahllos und vorerst unausrottbar.
 
Die Veränderung des Menschen zum Heiligen geht unmerklich langsam vor sich. Petrus fragt also den Herrn der Kirche um eine konkrete Weisung für ein kirchliches Problem. (Bußdisziplin) Jesus orientiert sich in seinem Wort an der unendlichen Barmherzigkeit seines himmlischen Vaters. Darum ist wichtig. In der Kirche gilt die Ordnung der Barmherzigkeit, wo Umkehr geschieht. In der Kirche geht es also um mehr als um Gerechtigkeit. Da die Sünde in der Welt mächtig ist, kann sie nur überwunden werden, wenn ihm mehr ein noch um vieles größeres Maß an Barmherzigkeit entgegengestellt wird. Wenn die Sünde übergroß ist, soll die Gnade überübergroß werden. Das hätte der eine Knecht beachten sollen. Das letzte Wort Gottes aber ist nicht das Gericht, sondern Heil und Erbarmen.

3: Was ist in der Kirche da notwendig?
 
Es ist das Wort Jesu das im Gleichnis steht. Es sagt das der König zu seinem Diener, dem er die Riesenschuld nachgelassen hat. „Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinen Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte?“ Ernst ist die Ermahnung von Jesus. Der Mitknecht hat Gemeinschaft mit Jesus und auch mit Mitchristen in der gemeinsamen Kirche. Er aber handelt nur aus Gerechtigkeit und nicht aus Erbarmen. Er wir daher auch nur Gerechtigkeit erfahren, weil er selbst nicht barmherzig war. Dass ist eine scharfe Kritik auch am kirchlichen Handeln. Dieses Wort Jesu ist immer dann wichtig für eine ungute Selbstgerechtigkeit und Strenge auch in der Kirche. Das Wort ist aber auch wichtig gegenüber der Kirchenkritik in der Vergangenheit und Gegenwart. darum gilt auch. Wer der Kirche nicht vergibt, kann darum auch nicht Frieden finden.

4: Wofür hat Kirche Verantwortung?
 
Ich nenne sie Seelsorgeaufgaben.
 
Zuerst spreche ich von einer Einübung in die gläubige Fähigkeit, das Leben von Gott her zu deuten. Das hat man nicht von selbst. So kommt es dann auch zu guten Glaubenserfahrungen, die wir sehr notwendig brauchen. Jesus redet sehr ernst und bestimmend und gibt den Maßstab für das kirchliche Leben. Es ist das Wort Jesu des Weltenrichters. Der unbarmherzig zum Mitknecht sich verhalten hat, wird eine ewige Strafe erhalten. Jesus will das böse und rachsüchtige Menschenherz verwandeln. Denn Schuld und Vergebung können dann zum Wachstum der Liebe werden. In diesem Klima können Sünder wirklich neu beginnen. Wer sich nach der Beichte noch schuldbelastet fühlt, möge sich fragen, ob er wirklich allen vergeben hat. So darf die Kirche gleichsam als Kontrastgesellschaft in ihren Gliedern ein lebendiges Glaubenszeugnis geben.
 
Wie weit lassen wir uns von einer medialen Kirchenkritik einfangen. Sie will uns ja von der Kirche weg bringen, in dem sie Mistrauen in unser Herz säht. Wer als Christ auch da nicht zur Vergebung bereit ist, kann nicht Christ sein. Er kann auch nicht Christ werden und damit auch nicht Christ bleiben.


Schluß:
 
Was kann als Zusammenfassung gesagt werden?
 
Dieses Evangelium zeigt, wie kirchliches Leben eine wahre Hilfe ist und immer auch sein will. Das Evangelium soll so immer wieder wahr werden. Dafür hat auch das Wort Gottes geistliche Kraft in sich. Es bewirkt, wozu es ausgesandt wird. So will ich Glaubensweckung geben für euch alle.


Zusatzgedanken:
 
Diese Anmerkungen mögen weiterhelfen zum Nachdenken. Es geht mir auch um eine konkrete Anwendung auf das eigene Leben. Die Kirche nennt das Betrachtung.


1.   Vergebung
 
  ist der christliche Weg die Sünde zu bewältigen. Das hat verschiedene Dimensionen. Aber auf einer Dimension baut alles auf. Es ist die Vergebung durch Gott im Mensch gewordenen Gottessohn Jesus Christus. Es geht also um das Heilswerk Jesu Christi in und durch seine Kirche. Sie ist da auch erfahrbar. Das kann man auch Theophanie nennen. Das ist auch der wichtigste Lebensvorgang für unsere Heilung.
 
2.   Barmherzigkeit:
 
 Das Stichwort Barmherzigkeit kann noch dazu entfaltet werden durch diesen Lexikonartikel.
 
  Barmherzigkeit (lat. misericordia) ist Anteilnahme an der Not des Mitmenschen. In ihr betätigt sich die Nächstenliebe (vgl. Lk 10,37).
 
  Die sittliche Pflicht der Barmherzigkeit besteht schon von Natur aus. Während das Heidentum alter und neuer Prägung vielfach darauf vergessen hat, fordert die christliche Sittlichkeit eindeutig Barmherzigkeit. „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“ (Mt 5,7). „Geht und lernet verstehen, was das heißt: Erbarmen will ich und nicht Opfer“ (Mt 9,13; vgl. 12,7; 18,33; 23,23; Röm 12,8; Kol 3,12; Jak 7,17). „Denn das Gericht ist ohne Erbarmen für den, der kein Erbarmen geübt hat. Erbarmen jedoch triumphiert über das Gericht“ (Jak 2,13). Schon das AT kündete als Weisung des Herrn: „Handelt ein jeder gütig und barmherzig an seinem Nächsten“ (Sach 7,9). Christliche Barmherzigkeit findet ihr erhabenstes Vorbild in Christus und in Gott Vater. „Mich erbarmt des Volkes“ (Mk 8,2). „Kommt zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid: ich will euch erquicken“ (Mt 11,28). „Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist“ (Lk 6,36). Besonders das NT läßt uns ja Gott als den Barmherzigen erkennen (Lk 1,78; Röm 9,16.23; 11,30-32; 12,1; 15,9; 2 Kor 1,3 u.a.). Wie die Nächstenliebe im allgemeinen darf sich deren Teilverwirklichung, die Barmherzigkeit, nicht auf ein inneres Anteilnehmen beschränken, sondern muß sich in der Tat bewähren. Die Pflicht, Barmherzigkeit durch die Tat zu üben, wird selbstverständlich nur dann drängend, wenn dem Menschen wirkliche Not begegnet und wenn er die Möglichkeit hat zu helfen. Je schwerer die Not und je größer die Hilfsmöglichkeit, umso drängender die Pflicht, hilfreich einzugreifen. Je nach der Art der Not, in der sich der Mitmensch befindet, werden leibliche und geistige Werke der Barmherzigkeit unterschieden.
 
  Zu den leiblichen Werken der Barmherzigkeit zählen (vgl. Mt 25,35 f.42 f): Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde beherbergen, für die Kleidung Dürftiger sorgen, die Kranken besuchen, sich um die Not Gefangener annehmen. Jesus unterstreicht ihre Wichtigkeit: Seligkeit und Verdammung hängen davon ab, ob der Mensch in solchem Tun zum Liebenden geworden ist (Mt 25,34 f.41 f; vgl. 2. Vat. Konz., Apostolicam actuositatem 8). Beispiele geistiger Werke der Barmherzigkeit sind: Unwissende belehren, den Zweifelnden recht raten, Betrübte trösten, Sünder zurechtweisen. Wenn das Liebesgebot verpflichtet, das leibliche Wohl des Nächsten zu fördern, dann umso mehr das geistige Wohl, das noch größere Bedeutung hat. Diese Betätigung der Nächstenliebe ist hervorragende Aufgabe christlichen Apostolats.
 
3.   Heilige Faustina. (Text aus dem Internet zum weiterdenken)
 
  Ich möchte mich ganz in Deine Barmherzigkeit umwandeln, um so ein lebendiges Abbild von Dir zu sein, o Herr, möge diese größte Eigenschaft Gottes, seine unergründliche Barmherzigkeit,durch mein Herz und meine Seele hindurch zu meinen Nächsten gelangen.
 
  Hilf mir, o Herr, dass meine Augen barmherzig schauen , dass ich niemals nach äußerem Anschein verdächtige und richte, sondern wahrnehme, was schön ist in den Seelen meiner Nächsten und ihnen zu Hilfe komme.
 
  Hilf mir, dass mein Gehör barmherzig wird, damit ich mich den Bedürfnissen meiner Nächsten zuneige,dass meine Ohren nicht gleichgültig bleiben für Leid und Klagen der Nächsten.
 
  Hilf mir, Herr, dass meine Zunge barmherzig wird, dass ich niemals über meinen Nächsten abfällig rede, sondern für jeden ein Wort des Trostes und der Vergebung habe.
 
  Hilf mir, Herr, dass meine Hände barmherzig und voll guter Taten sind, damit ich meinem Nächsten nur Gutes tue und schwierigere, mühevollere Arbeit auf mich nehme.
 
  Hilf mir, Herr, dass meine Füße barmherzig sind, dass sie meinen Nächsten immer zu Hilfe eilen und die eigene Mattheit und Ermüdung beherrschen. Meine wahre Rast ist im Dienst am Nächsten.
 
  Hilf mir, Herr, dass mein Herz barmherzig ist, auf dass ich alle Leiden der Nächsten empfinde, dass ich niemandem mein Herz versage, aufrichtigen Umgang auch mit denen pflege, von denen ich weiß, dass sie meine Güte missbrauchen werden; ich selbst werde mich im barmherzigsten Herzen Jesu verschließen. Über eigene Leiden will ich schweigen. Deine Barmherzigkeit, o mein Herr, soll in mir ausruhen.
 
  O mein Jesus, verwandle mich in Dich, denn Du vermagst alles.
 
4.   Zur Verdeutlichung des Sonntagsevangeliums möge dieser angefügte Text dienen.
 
  
 


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Diese Seite wurde am 7. September 2005 von Familie Wimmer erstellt.