Katholische Aktionen

R. k. Predigt zum 20.Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 14. August 2005 von GR Pfarrer Mag. Eduard Öhlinger in der römisch katholischen Pfarrkirche zur Heiligen Margareta in Niederranna, Gemeinde Mühldorf / Niederösterreich und in der Filialkirche zum Heiligen Ulrich in Trandorf Gemeinde Mühldorf / Niederösterreich / Österreich.
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Mt 15, 21-28
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:
 
Christus will uns Glieder der Kirche
zum lebendigen Glauben führen

 
Einleitung:
 
Glaube ist ein Wort, das meistens nicht mehr hinterfragt wird. Dann würde man auf einiges bei einem selbst auch draufkommen. Da beachtet man darum auch nicht, wie es um einem selber steht. Da bahnt sich eine seelische Katastrophe bei vielen Katholiken an. Die wird angezeigt, wenn man nicht in die Kirche geht zur Messfeier. Man spricht ja schon von einem Abbruch der Glaubensweitergabe an die nächste Generation.
 
Es ist viel zu wenig, wenn man sagt. Ich hab eh meinen Glauben. Was ist dazu notwendig in unserem Leben? Wie schwer ist es da anderen zum Glauben zu helfen. Wir sehen da auch nicht eine Notwendigkeit dazu.
 
Überlegen wir auch. Wir haben in unseren Leben auch manches, was mit den Juden gemeinsam ist. Das ist dann der Fall, wenn unsere Religiosität gesetzlich ist. Die wird hinterfragt in unserer Zeit. Es gibt auch in der jetzigen Zeit ein Selbstbewusstsein von treuen Christen, die auch sehr fromm sein können, die aber zur Umkehr nicht mehr fähig sind. Man sagt dann. Wir sind eh gute Christen. Aber vor der direkten Jesusbegegnung weicht man aus.


Hauptteil:
 
Jesus will uns zum lebendigen Glauben führen.
 
Ich halte mir das als Seelsorger ständig vor Augen.
 
Das ist sehr wichtig für das Leben der Kirche. Das macht uns Katholiken auch glaubwürdig. Unser Christenleben wird dann authentisch und echt. Wenn wir uns darüber was sagen lassen, haben wir auch eine gute Begründung für die rechte Mitfeier der Messe. Predigt will ja Glaubensweckung sein.


1: 

Jesus zieht sich in ein Gebiet zurück, wo die Juden eine Minderheit darstellen.
 
Jesus ist mit seinen Jüngern also in einem heidnischen Gebiet.
 
Ich wende diesen Umstand auf unsere Zeit an. Unerkannt vielfach ist, Jesus auch bei uns in der Welt jetzt. Aber auch da ist die Kunde von Jesus da. Jetzt geschieht das durch die Kirche und durch die Feier der heiligern Messe. Das ist eine Verheißung für unsere Tage. Auch jetzt dürfen sich viele zu Jesus aufmachen in ihren Nöten. Das möchte ich als Mann der Kirche euch auch sagen. Macht euch auch zu Jesus auf in euren Nöten.
 
Plastisch wird erzählt, wie Jesus zur Syrophönizerin kommt. Der Ruf Jesu ist freilich auch schon im Ausland bekannt. Überall wird von Jesu Heilungen erzählt. Er kommt ja zu einer Heidin. Die Frau schreit ihre Not vor Jesus heraus. Man muss sich diese Szene ganz plastisch vorstellen. Alles, was Anlass zur Freude sei kann, kann auch Ursache zur Not werden. Das gilt für uns. Die Frau leidet als Mutter große Not wegen ihrer Tochter. Jesus aber lobt ihren Glauben, mit dem sie in ihrer Not zu ihm kommt. Sie ist doch auch für uns ein Vorbild. So ist der Anfang der Glaubensweitergabe in der Kirche. Die Frau tut so den ersten richtigen Schritt. Sie wendet sich in ihrer Not an Christus. Das können wir von dieser Frau als erstes lernen. Das allein führt zur Jesuserfahrung. Aber was ist stattdessen in der Kirche bei den Getauften zu finden, äußerliches Mittun. Das ist zu wenig. Christenleben hat immer etwas mit dem konkreten Leben zu tun. Religiös sollen wir das Leben nie zudecken. An der Not der Frau anschließend, kann ich an meine Nöte denken. Denken wir doch an ein bekanntes Messlied. „Wohin soll ich mich wenden, wenn Gram und Schmerz mich drücken.“ Darum gilt das. Keine Not ist so aussichtslos und so groß, dass man sich damit nicht an Jesus wenden könnte. Es sind die Nöte meines Lebens. Es ist mein Leben in meiner Endlichkeit.

2: Die Frau sagt also Jesus ihre Not.
 
Erschütternd ist der Hilferuf der Mutter. „Hab Erbarmen mit mir. Herr du Sohn Davids. Meine Tochter wird von einem Dämon gequält.“
 
Sie beginnt so laut Jesus um Hilfe zu betteln. Die Frau gibt aber dabei Jesus die Ehre. Und erstaunlich ist es, dass sie, obwohl sie nicht die jüdische Religion hat, doch Jesus als Davidssohn anspricht, von dem sich aber zuerst die Juden Rettung und Heil erhoffen. Jesus aber gibt der bittenden Heidin keine Antwort. Eigentlich gibt ihr Jesus eine sehr abweisende Antwort. „Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen.“ Die Frau gibt Jesus recht als Heidin. Sie kann als Heidin die Gesundheit ihrer Tochter nicht fordern. Für Jesus hat Israel Vorrang. Auch für sie hat Israel Vorrang, nicht für sich, sondern für ihre Tochter. Sie kann Jesus nur bitten. Die Frau nimmt die Worte Jesu von den Hündlein auch an. Jesus nennt sein Volk Kinder und die Heiden Hunde. Ja Brot ist zuerst für die Kinder da, aber auch für die Hunde. Auch die Hunde bekommen davon, was unter den Tisch fällt. Das ist das Zweite, wenn Gott vorerst schweigt auf mein Bitten, wenn er nicht automatisch auf unser Bitten reagiert. Lass dich nicht irritieren, wenn Gott auf dein Gebet nicht sofort reagiert, wenn alles Beten vergeblich zu sein scheint. Das zeigt ja auch. Die Liebe Christi ist darum nicht einfach Nachgiebigkeit, nicht einfach Reaktion auf Umstände und auch nicht einfach Reaktion auf menschliche Wünsche. Da können wir auch viel lernen für die rechte Einstellung vom Bittgebet. Das zeigt uns auch die Frau mit ihren Bitten. Die Frau, die Jesus bittet, zeigt uns auch die Not von Heiden und die neu aufkeimende Hoffnung durch die Begegnung mit Jesus Christus. So kann man dann Jesus erfahren und auch das, wem Jesus zu dienen hat. Vor Ostern war Jesus beauftragt, Israel zu retten. Nach Ostern geht es zu den Heiden. Beten und Glauben verlangt auch jetzt die gläubige Einfügung in den heilsplan Gottes, wie er für uns gilt. So lehrt uns Jesus recht gläubig bitten durch sein Vater unser. „Dein Reich komme.“

3: Jesus erhört die Bitte der Frau.
 
Sie spricht ja Jesus zu Herzen. „Frau, dein Glaube ist groß.“ Kann es wohl ein stärkeres Urteil aus dem Munde Jesu geben, als dieses Urteil. Jesus bestätigt den Glauben der Frau. Kleingläubige Jünger sollen von diesem Glauben der Frau lernen. Heiden glauben tiefer als die Frommern Israels, die sich ihrer Berufung ja so sicher sind. Sie beanspruchen das Heil und haben nicht das Bewusstsein ihrer Unwürdigkeit. So erheben sie sich über die Heiden. Die Bitte der Frau aber hat Jesu Herz angerührt. Jetzt ist Jesus ergriffen. Dieser starke, unerschütterliche Glaube bewegt ihn. „Frau! Dein Glaube ist groß! Was du willst, das soll geschehen.“ Dann heißt es. „Und von dieser Stunde an, war ihre Tochter geheilt.“ Darum gilt auch. Jesus prüft den Glauben dieser Frau und führt zu tieferen Glauben. Jesus nennt ihn einen großen Glauben. Die Frau gibt sich ganz in die Hand Jesu. Die Frau betet darum zu Jesus nicht nur bloß mit Worten, sondern mit der ganzen Person. Sie beugt sich unter dem Willen Gottes. Das wird für sie zum Heil und ihrer Tochter.

4: Was ist da für die Kirche wichtig?
 
Es gibt bei diesem Evangelium Antwort auf unsere Fragen. Die Antworten zeigen. Was ist bei unserm Glauben wichtig. Was ist für die Glaubensweitergabe in der Kirche wichtig. Auf welches Lebenszeugnis kommt es an in unseren Leben. Das vergessen wir ja so leicht. Es geht damit um mein Leben mit der Kirche. Es geht um mein Leben und um Jesus in meinem Leben. Dann kann eine Verinnerlichung meines Christ seins stattfinden. Mühsam muss in der Kirche das neu eingeübt werden. Vielleicht dürfen wir von dieser Frau diese Glaubensschritte lernen. Wende dich in deiner Not zu Jesus. Lass dich nicht beirren. Wenn Gott auf dein Gebet hin schweigt.
 
Beuge dich unter dem Plan Gottes, auch wenn du ihn nicht verstehst. Und appelliere an die Großherzigkeit Gottes, die größer ist als alle Grenzen. So beginnt immer neu eine lebendige Glaubensbeziehung zu Jesus. Möge sie immer wieder neu gelebt werden.


Schluß:
 
Was ist in diesem Evangelium das Aktuelle für unsere Zeit?
 
Dieses Evangelium ist Wegweisung für uns und gibt uns Antwort auf unsere Fragen, besonders auf die Frage der Glaubwesweitergabe im Raum der Kirche. Soll man nicht auch auf das Eigentliche in der Kirche schauern und nicht sich bloß festkrallen an den Sünden ihrer Glieder. Das bringt ja nicht Leben. Leben allein zeugt ja Leben. Das ist ja vielfach abgebrochen.


Nachgedanken.
 
Das soll weiter zum Nachdenken dienen.
 
Ich führe deshalb diese Nachgedanken an, um die Predigtgedanken zu vertiefen. Da kann man dann auch den Bezug zum Leben entdecken. Richtungweisend soll für mich das alles sein. Ich brauche diese Gedanken als die von mir gelebte Glaubensgrundlage.


1.   Diese Predigt stellt mir neu die Frage nach Jesus Christus auch als Seelsorger.
 
  Jesus fragt die Pfarre. Wer bin ich für euch?
 
  Die Worte wollen helfen, sich wieder neu für Jesus Christus zu entscheiden. In dem Evangelium begegnet uns ja Jesus. Hören wir das Ungewöhnliche an Jesus heraus. Das verlangt aber irgendwie ein Glaubensbewusstsein beim Gang zur Messe.
 
  Ich will mich gerade vom Ungewöhnlichen bei Jesus ansprechen lassen. Dass ist hier in diesem Sonntagsevangelium das Verhalten Jesu zu dieser Heidin. Gehen wir aber bewusst zu Jesus. Ich gehe ja da zu Jesus. Sagen sie nie. Das ist eh selbstverständlich. Meistens ist es dann nicht selbstverständlich.
 
2.   Es zeigt sich leider ein Bedeutungsverlust bei den Gliedern der Kirche von der rechten Glaubenslehre über Jesus Christus.
 
 Wie notwendig ist da das Hören des Wortes Gottes. Man kommt sehr schwer zum Eigentlichen in der Kirche.
 
  Man bleibt beim äußeren Mittun.
 
  Es hat sich ein unguter Aktivismus ausgebreitet bis hinein in die Liturgie. Wie schwer ist dann ein solches Sonntagsevangelium zu begreifen. Stattdessen wird man in de Kirch psychologisch und auch psychiatrisch. Wie sehr täuscht man sich da.
 
3.   Alles, was im Evangelium erzählt wird, wird als menschlich zufällig angesehen.
 
  Schön ausgedrückt heißt das. Es wäre das das geschichtlich Zufällige. Jesus wird dann auch leider eingeebnet in das bloß menschliche und historisch Zufällige. Es wird alles relativiert. Das Heilsbedeutsame wird nicht mehr beachtet. Das ist Offenbarung Gottes, was im Evangelium bezeugt wird. Es geht dabei verloren. Doch damit gilt. Der Jesus des Evangeliums sprengt den Rahmen des bloß Menschlichen.
 
4.   Jesus stellt uns aber vor Fragen und Entscheidungen, die den Menschen in seiner letzten Tiefe anfordern.
 
  Sonst geht alles auf eine Verharmlosung Jesu hinaus. Das aber ergibt sich auch aus dem heutigen Sonntagsevangelium. Wenn nach eine solche Glaubenserneuerung nicht mehr gesucht und danach getrachtet wird, verbindet sich natürlich auch so eine Verharmlosung der Kirche. Die gäbe ja dann ihre eigene Identität auf, Kirche Christi sein zu wollen.
 
  Das Wort Gottes ist also nicht harmlos und will es auch nicht sein. Es will das Wort Gottes damit auch nicht unverbindlich sein. So würde der Zeitgeist dann umso mehr herrschen in der Kirche. In der Kirche aber muss es immer konträr zum Zeitgeist gehen.
 
5.   Das wäre dann nicht mehr der Jesus der Evangelien,
 
 der nichts fordert und auch nie tadelt, der alle und alles annimmt, der uns in allem nur bestätigt. Das wäre ein Wohlstandschristus für unsere Zeit. So setzt man dann auch Jesus im Gegensatz zur Kirche und sagt. Jesus ja aber der Kirche ein Nein. Aber gerade die katholische Kirche wagt es, in unserer Zeit noch Autorität zu sein. Darum trifft sie auch das gefährliche Aufbegehren unserer Tage. Nachgeben ist aber auch für die Kirche keine Lösung. Das Leben der Kirche wird von da aus immer eine Kontrastgesellschaft sein müssen.
 
6.   So gibt es leider ein Zurücktreten der Person Jesu im kirchlichen Leben.
 
 Von ihm redet man dann leider immer weniger. Sein Licht wird darum auch mehr und mehr erlöschen. Die Orientierung durch Jesus wird dann auch aufhören. So beginnt sich aber mehr und mehr die Kultur des Todes sich auszubreiten. Das Evangelium nennt darum als die eigentliche Sünde, dass sie an Jesus nicht mehr glauben. Dann breitet sich in der Kirche umso mehr die Sünde der Welt aus. Man vertraut sich Jesus nicht mehr an. Wie notwendig ist da das Evangelium als positives Gegenbild mit dem großen Glauben der heidnischen Frau. Er ist für uns der jetzt gerade notwendige geistige Impuls zu einer Erneuerung kirchlichen Lebens.
 


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Diese Seite wurde am 12. August 2005 von Familie Wimmer erstellt
und am 13. August 2005 zuletzt bearbeitet.