Katholische Aktionen

R. k. Predigt zum 4.Sonntag in der Fastenzeit

Gehalten am 6. März 2005 von GR Pfarrer Mag. Eduard Öhlinger in der römisch katholischen Pfarrkirche zur Heiligen Margareta in Niederranna, Gemeinde Mühldorf / Niederösterreich und in der Filialkirche zum Heiligen Ulrich in Trandorf Gemeinde Mühldorf / Niederösterreich / Österreich.
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Joh 9, 1-41
Externer Link zum entsprechenden Sonntag mit dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema:
 
Jesus Christus erneuert die Kirche.
-Was ist in unserer Zeit notwendig.

Pastorale Vorbemerkungen zur Predigt.


1.   Es fehlt die Hoffnung und damit die Zuversicht auf Jesus Christus.
 
 Man macht sich eine Liebe und Sorge für die Kirche vor und täuscht sich dabei sehr gewaltig. Man redet ja nur von unserem Tun als Menschen. Wenn auch die Sorge um die Kirche da sehr geistlich klingt, so ist sie doch nur unsere Sorge. Aber man rechnet nicht mit Christus. Man plant alles selber.
 
2.   Es gilt zu achten.
 
 So geht der Weg der geistlichen Erfahrung. Es geht vom Sichtbaren zum Unsichtbaren. Das gibt dann dem Leben die Grundlage, die es braucht. Dann ist das Lebenshaus auf Fels gebaut.
 
Einleitung:
 
Wir haben ein Evangelium für die Kirche. Ein kirchliches Evangelium darf auch wieder geistlich erklärt werden Ein anderes Wort dafür ist symbolisch. Das ist diese Wundergeschichte. Sie will als Wort Gottes an uns helfen in den Nöten der Kirche für unsere Zeit. Die Nöte ergeben sich aus einer weltlich erfahrenen Welt. Wir erfahren so vehement. Da hat die Kirche nicht viel zu sagen. Anklagen treffen sie. Das Evangelium sagt dazu. Das brauchen wir für die Wende ich all den Nöten. Es ist eine Erleuchtung durch Christus, dass wir sehend werden. Ich kann ja die Nöte der Kirche auch Bedrängnisse nennen. Da nehme ich auch als euer Seelsorger daran teil. Die Kirche ist bedrängt. Das ist ihr Normalzustand. Das hat schon große Gefahren für das Leben der Kirche in sich. Das ruft nach Bewährung und auch nach innerer Erneuerung. Als von Christus Erleuchtete dürfen wir dann Christi Licht in die Welt hinein tragen. Erleuchtete sind in Christus sehend Gemachte. Die können dann auch wirklich Glaubenszeugen sein in unserer Zeit.


Hauptteil:
 
Christus will die Kirche erneuern.
- Zur Erneuerung eurer Glaubenshoffnung will ich das alles sagen.
 
 
1: Die Wundergeschichte des Evangeliums ist ein Zeichen für uns.
 
Johannes schreibt ja für uns. So wird das Erdenleben Jesu fruchtbar für das Leben der Kirche. Ich darf es als eine Wunderbegebenheit aus dem Erdenleben Jesu ansehen. Es sind genaue Ortsangaben da. Es werden Umstände geschildert, die das Ganze nicht in den Bereich bloßer literarischer Gestaltung verweisen lassen. Jesus hat so einem armen hilflosen Menschen geholfen. Blinde waren hilflos und standen unter den besonderen Schutz des Gesetzes. Von Geburt an Blinde lebten in heilloser und damit schrecklichen Finsternisse. Blinde konnten ohne fremde Hilfe nicht leben. In dieser Geschichte sagte der Blinde kein Wort. Hier spricht er auch keine Bitte an Jesus. Hat er überhaupt Glauben? Jesus aber beginnt an ihm zu handeln. Das wird umständlich beschrieben. Es ist eine Zeichenhandlung Jesu. Jesus sieht diesen Blinden unterwegs. Jesus spürt den Auftrag von seinem Vater her, an ihn zu handeln. „Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat.“ Jesus offenbart sich als das Licht der Welt. „So lange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.“ Darum sagt Jesus auch etwas vom Sinn seiner Wohltat an diesen kranken Menschen. „Das Wirken Gottes soll an ihn offenbar werden.“ Dieses Wunder Jesu also wird für die kirchliche Verkündigung zum Zeichen, dass Jesus Christus der Messias ist, de Sohn Gottes. Das gilt dann Menschen, die den irdischen Jesus nie gesehen haben und auch nicht sehen konnten. Ihnen begegnen Zeichen von Christus. Das irdische Geschen wird zum Zeichen für viel Größeres, für einen gnadenhaft geistlichen Durchbruch, für eine Auferstehung zum Leben. In der Kirche wird das verkündet, um den Glauben an Christus neu zu Verlebendigen, damit man in der Kirche neu Jesus Christus geistlich begegnen kann. Das braucht auch jede Pfarre und die Kirche im Gesamten. Erneuerung ist da nicht bloß eine Zeitanpassung, damit man auf der Höhe der Zeit ist. Es geht auch für die Kirche um ein sehend werden ganz im Sinn von Jesus. Es geht um ein geistliches Sehend werden für das neue Leben mit Gott. So verstehe ich die Worte Jesu heute als Worte des erhöhten Herrn an uns und damit an seine Kirche in ihrer Bedrängnis.

2: 

Womit hat die Kirche in unserer Zeit zu ringen, wenn sie sich für die Erneuerung einsetzt?
 
Es sind dies die vielen Irrtümer auf dem Gebiet des Glaubens und der Sitte. Wenn ich von der Erneuerung de Kirche spreche ist ja gerade das zu erkennen. Es ist damit auch die oft sehr belastende Sündenerfahrung. Es ist der Kampf zwischen Glaube und Unglaube. Das zeigt sich auch in der Kirche. Wie schwer kann sie sich in der Kirche durchsetzen. Von der Wirklichkeit der Kirche her heißt das. Wer mehr vom Christ sein will, bekommt seine Probleme in der Kirche mit den Lauen und auch mit den Gewohnheitschristen. Ich denke da an den Vorwurf Die wollen eine Elite sein. Die wollen besser sein als die anderen. Jesus hat einen Blindgeborenen das Augenlicht wiedergeschenkt. Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind. So hat es einmal geheißen. Aber die Kirche hat es meistens mit naturhaft denkenden Menschen zu tun. Wie blind sind selbst da die Christen. In der Zeit der Niederschrift des Evangeliums gab es auch dramatische Konflikte zwischen Juden und Christen. Die Christen waren ja anfangs eine jüdische Sondergruppe. Sie wurden aber als Anhänger des neuen Weges von den jüdischen Synagogengemeinschaften ausgeschlossen. Man verfluchte sie sogar in bestimmten Gebeten. Davon gibt es einen starken Widerhall im Evangeliun heute. So hat es die Kirche schon von Anfang an mit Konflikten zu tun. Wie viele Christen aber bleiben blind. Sie sind gar nicht für ein neues tieferes Sehen Jesu offen. Die Christen sind ja auch Kinder ihrer Zeit. Wie wenig wird Jesus in der Kirche noch gegenwärtig gesehen.
 
Der Geheilte des Evangeliums erfährt Ablehnung und schärfsten Widerspruch. „Du bist ganz in Sünden geboren und willst uns belehren.“ Die feindliche Ablehnung, Die können auch wir erfahren. Das kann auch für unser Christ sein große Gefährdung bedeuten. Umso mehr brauchen wir da Hilfe von Christus in einem neuen Sehen. Die Geschichte vom Blindgeborenen und seiner Heilung durch Christus zeigen ein stufenweises Heranführen zum vollen Glauben an Jesus Christus, dem Sohn des lebendigen Gottes. Das Evangelium ist da Ermutigung und Verheißung für uns. Wir brauchen auch ein stufenweises Hinführen zum vollen Glauben an Jesus Christus, Denn auch wir sind in unseren Schwächen den Glaubensgefährdungen ausgesetzt. Wie sehr brauchen sie einen sehenden Priester als Seelsorger in unserer Zeit. Oberflächlichkeit im Geistlichen ist da sehr gefährlich.

3: 

Wie darf die Kirche ihre Erneuerung erleben? Die geht nicht ab ohne geistige Auseinandersetzung.
 
Da muss man auch kennen, was die Erneuerung hindert und damit oft auch verhindert. Im Evangelium werden viele Menschen als blind beschrieben. Sie bleiben bei der schrecklichen Deutung der Krankheit des Blindgeborenen. Die haben ja auch die Jünger Jesu. Da fragten ihn seine Jünger: "Rabbi, wer hat gesündigt, so dass er blind geboren wurde,“ er selbst oder haben seine Eltern gesündigt? Die Ursache wird in seiner Sünde gesehen und auch in der Sünde der Eltern. Das ist strenge jüdische Gesetzesfrömmigkeit. Die denkt so. Gott belohnt das Gute und bestraft das Böse. Gott ist gerecht. Blindheit von Geburt an muss also seine Ursache haben. Es können die Sünden der Eltern sein oder eigene Schuld im Mutterleib.
 
Wie blind sind da selbst die Jünger Jesu. Wie sehr muss sie Jesus selbst sehend machen. Wie dunkel ist auch bei uns oft das Gottesbild im Leid. Auch wir suchen halt dann näher liegende Erklärungen. Jesu aber verneint keineswegs die Sündhaftigkeit der Menschen. Jesus aber bringt in dieses Sündenelend das Licht der Barmherzigkeit Gottes, Gottes Rettung. Gottes Werke sollen gerade so offenbar werden, dass Sündenelend und Krankheit als Elendserfahrung genommne werden. Das brauchen wir zur Wende in unseren Nöten. Das braucht auch unsere Pfarre besonders. „Es sollen auch so die Werke Gottes offenbar werden.“ Der bloß naturhaft denkende Mensch kann damit nichts anfangen. Man will Gott oft nur als ein momentanes Trostpflaster. Doch Menschen, die sich die Gnade der Erkenntnis Christi schenken lassen, können dann umso belastungsfähiger und stärker im Glauben an Jesus Christus sein.

4: 

Immer ist zu fragen auch für die Erneuerung der Kirche und der Pfarre.
 
Wie wird dieses Evangelium in der Kirche erlebbar? Es geht um eine Offenheit für eine gnadenvolle Ereleuchtung in den Herzen der Gläubigen. Das ist dann auch eine Umkwehrwilligkeit. Das kann man an dem Bekenntnis des geheilten Blinden erkennen. Der Geheilte ist eigentlich ein Christ. Für ihn gilt das Wort Jesu. „Wer an mich glaubt, wird leben.“ Denn ohne das Licht der Erekenntnis Christi bleibt das Christentum mit ihren Glaubensinhalten eine Summe zu lernender Wahrheiten und nicht mehr. Dann ist man ja bald davon abgesättigt und sagt. Das ist fad. Das kennt man schon. So wird Glaube nicht Leben. So wird dann alles endlos angezweifelt. Gerade das Evangelium weist einen anderen Weg. Jesus ist auf Erden gewesen und hat damals viel Elend unter seinen Landsleuten gesehen. Darum waren das sein Wort und auch seine Lebensgesinnung. „Mich erbarmt des Volkes."“ Durch seine Kirche ist Jesus weiter unter den Menschen und sieht erneut das viele Elend der Christen auch bei uns. Wir dürfen uns im Gebet und in der Kirche darum diesem liebevollen Blick Jesu aussetzen. Wie sehr will er dann darum uns helfen. Sehen sie die Hilfe Christi besonders in den Sakramenten, besonders auch im Bussakrament. Jesus will jetzt unsere blinden Augen sehend machen. Bei uns geht das auch schrittweise vor sich. Schauen wir darum das Evangelium als Ganzes an. Und wir werden so den geistlichen Reichtum der Kirche erkennen. Der Geheilte hat Jesus erfahren und bittet dann noch um den vollen Glauben. Jesus fragt. „Glaubst du an den Menschensohn?“ Jesus sagt dem Geheilten. Er steht vor dem Menschensohn. Jetzt bekennt sich der Geheilte ganz und voll zu Jesus. „Ich glaube Herr!“


Schluß:
 
Was kann man zusammenfassend sagen?
 
Es darf eine neue Verinnerlichung des Glaubenslebens sich ereignen und Jesus Christus so unser Leben werden. Dann sind wir neu Sehende in Christus. Das ist dann wirklich Erneuerung der Kirche. Jesus verheißt uns das.


Pastorale Gedanken
 
für die Fastenzeit im Anschluss an den Lesetext der Predigt will ich erwägen. Diese Gedanken bewegen mich ja unausgesprochen in meiner ganzen Verkündigung. Sind ist für mich auch wichtig im ganzen Kirchenjahr. Aber in der Fastenzeit stehen sie im Vordergrund meines Denkens.
 
1.   Bedeutungsverlust der Lehre über Jesus Christus muss in der Kirche festgestellt werden.
 
  Das berührt einerseits das Glaubenswissen über Jesus Christus und auch das Leben aus ihm. Glaubensswissen interessiert den Katholiken immer weniger. Jesus Christus muss neu aber wieder zum Inhalt der Lehre in der Kirche werden. Erst dann kann man im Gebet viel mehr sich geistlich in seine Gegenwart versetzen.
 
2.   Unterschied von Reform der Kirche und ihrer geistlichen Erneuerung muss gesehen werden.
 
 Das Wort Reform kommt mehr aus dem weltlichen Bereich. In der Kirche spricht man lieber von der Erneuerung an Haupt und Gliedern. Von daher kommen die Gedanken, die von einem Reformstau in der Kirche dann sprechen. Das Wort Reform ist leider auch negativ besetzt von der Reformation der Kirche in dem bestimmten Abschnitt der Kirchegeschichte.
 
3.   Über Liturgie und Christusbegegnung will ich auch nachdenken.
 
  Das ist mir ein besonderes Anliegen in der Seelsorge als Pfarrer hier in Mühldorf-Niederranna. Dafür möchte ich auch durch mein Leben das Glaubenszeugnis geben. Das bewahrt vor einer Gestaltungsmanie in den gottesdienstlichen Vollzügen. So wird Gott dann auch wirklich angebetet.
 
4.   Ich erfahre leider auch sehr viel geistlich negativ.
 
 Man ist schon irgendwie religiös. Man ist aber so wenig auf Christus bezogen. Man weicht der direkten Begegnung mit Jesus Christus aus. Man entscheidet nicht sich für ihn. Man will durch religiösen Vollzug eine gewisse Sicherheit vor ihm. Liegt nicht der eigentliche Grund im Misstrauen Gott gegenüber. Ich muss so von einer Folge der Ursünde in uns sprechen.
 
5.   Jesus hatte einen besonderen Blick auf das Leid der Menschen.
 
 So zeigt sich das Wesen Gottes und damit auch Gottes Liebe. So bezeugt vieles von den Worten Jesu sein göttlich liebendes erbarmungsvolles Herz. „Mich erbarmt des Volkes.“ Das zeigt uns auch dieses Sonntagsevangelium. So dürfen wir uns wahrlich diesem liebevollen barmherzigen Blick Jesu in der Kirche und besonders bei der Messe aussetzen.


Aus den Unterweisungen von Aphraat dem Syrer:
 
Für uns aber ist Christus Licht und Leben geworden, wie er verkündete und gesagt hat, als er lehrte: „Ich bin das Licht der Welt.“ Ferner hat er gesagt: „Glaubt so lange das Licht bei euch ist, bevor die Finsternis euch ergreift.“ Ferner hat er gesagt: „Wandelt im Licht, dass ihr Söhne des Lichtes genannt werdet.“ Ferner hat die Schrift über Christus gesagt: „Das Licht leuchtete in der Finsternis.“ Das ist der Bund, der dem Volk zuteil wurde, und das Licht, das alle Völker erleuchte, das sie lähmt und von krummen Pfaden fernhält, wie geschrieben steht: „Bei seinen Kommen werde das Hügelige zur Ebenem, die rauhe Gegend zum Flachland. Es werde die Herrlichkeit des Herrn offenbar, und alles Fleisch wird das Leben Gottes schauen.“
 


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Diese Seite wurde am 4. März 2005 von Familie Wimmer erstellt.