Katholische Aktionen

R. k. Predigt bei der Beerdigung von
GR Pfarrer Mag. Eduard Öhlinger

Gehalten am Dienstag den 13. Dezember 2005 in der römisch katholischen Pfarrkirche zur Heiligen Margareta in Niederranna, Gemeinde Mühldorf / Niederösterreich / Österreich.
 
Thema:
 
In der Liebe Christi verwurzelt sein.

 
Einleitung:
 
Stirbt ein Priester, trauert die Kirche. Stirbt ein Pfarrer, trifft es die ganze Gemeinde. Stirbt er aus seiner Schaffenskraft, dann reißt er eine Lücke, die jeden einzelnen weh tut. Pfarrer Mag. Eduard Öhlinger hat auf dem Weinberg des Herrn gewirkt bis er seine Hände hingelegt hat, um zu seinem Herrn zu wandern, dem er zeit seines Lebens in absoluter Treue gedient hat. Elf Jahre war ich, als in unserer Heimatgemeinde Weistrach ein Knabe zur Welt kam, den man Eduard taufte. Das war der einzige Vorsprung, den ich ihm gegenüber hatte, ansonsten hat er uns alle auf dem Weg zu Gott bei weitem überholt. Im Streben nach Gott hatte er ein Tempo, dem kaum jemand folgen konnte. Auch seine schwere Krankheit konnte ihn nicht bremsen, bis er in einem unerwarteten Augenblick sein letztersehntes Ziel erreicht hat. Es ist schwer, diese priesterliche Persönlichkeit mit Recht zu beurteilen, darum lassen sie mich mit Paulus sprechen, der mit mächtigen Enthusiasmus für seine Gemeinde bei Gott bittet, dass sie in der Liebe Christi wachse, während er sich dem Tode nahe fühlte.


Thema:
 
Der Apostel schreibt: „Deshalb bitte ich, nicht wegen der Bedrängnisse zu verzagen, die ich für euch ertrage, denn sie sind euer Ruhm“ (Eph. 3/ 13)
 
Paulus sitzt im Gefängnis wegen seines Auftretens für seinen Herrn Jesus Christus. Er musste vielerlei Leiden ertragen wie ihm der Herr durch Hananias sagen ließ: „Ich werde ihm auch zeigen, wie viel er für meinen Namen leiden muss“ (Apg. 9/16) Paulus schildert in seinen Briefen verschiedene Bedrängnisse und Leiden, die er für das Heil seiner Gemeinden auf sich nimmt. Er will auch im Leiden Christus ähnlich werden. Auch Jesus kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Jeder Priester, der heute Christus verkündet, muss mit Bedrängnissen und Leiden rechnen. Durch sein Naturell hat auch unser Mitbruder nicht immer irdisch bemessene Erfolge geerntet. Er ging uns voraus und musste eine Einsamkeit erleben, die jeden wahren Priester Gottes zuteil wird. Diese Einsamkeit war aber keine Leere, sondern die Chance, sie mit göttlicher Fülle zu erfüllen. Man glaubte oft nicht an seine Geistlichkeit, die er gerade in seinem Krebsleiden hervorragend bewiesen hat. Er sah seine Krankheit als Seelsorger für die anderen und stand zu ihr im Leben so, wie er bis zum letzten die heilige Messe zelebrierte. Wahrhaft auf dem Weg mit Christus hat er uns alle bei weitem überholt.
 
„Daher beuge ich meine Knie vor dem Vater und bitte, er möge euch schenken, dass ihr in eurem Innern an Kraft und Stärke zunehmt.“ (Eph. 3/ 14; 16;)
 
Vor der Verherrlichung Gottes fügt Paulus Fürbitten ein, der Vater möge aufgrund seiner reichen Herrlichkeit seine anvertraute Gemeinde stark machen. Es ist eigentümlich, dass unser Verstorbener seine bekannten Predigten betend und lobpreisend ausklingen ließ. Bittend für seine Gemeinde, dass sie Gott beschütze und im Glauben stärke. Die Anliegen des Apostels waren seine Wünsche für seine Gemeinde. Diese Anliegen prägten auch sein persönliches Priesterleben. Er holte sich tiefgehende Werte von der ostkirchlichen Liturgie, von der charismatischen Erneuerung, von den Aussagen Roms über Internet und wurde so in der Tat ein Kanonikus theologus, wo immer er auftrat. Er konnte viele Menschen mitreißen und führte sie auf steilen Pfaden, um Geborgenheit und Hilfe bei Gott zu finden. Ihre Gemeinde wird bald genug erkennen, welch eine geistliche Größe sie in ihrem Pfarrer gehabt hat. Die Welt wird das aber kaum verstehen. Das jedoch war ein Dauerbrenner in seinem Herzen, der in seinem Krebsleiden zu einem lodernden Feuerherd wurde.
 
Um das noch besser zu begreifen, wollen wir die drei Bitten des Apostels nochmals zur Betrachtung heranziehen. Mit der ersten Bitte besteigen wir die erste Stufe, die lautet:
 
„Durch den Glauben wohne Christus in eurem Herzen.“ (Eph. 3/17a)
 
Es fällt auf, dass Christus in eurem Herzen in der Einzahl steht. Wessen Herz ist das? Die Apostelgeschichte erzählt:
 
„Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele.“ (Apg.4/ 32)
 
Der Glaube der Christen soll so gestärkt werden und so durchschlagskräftig sein, dass man erkennt, dass Christus in im Herzen dieser Gemeinde wohnt. Möchte die Pfarrgemeinde Mühldorf wie Luzia ein Leuchtstern werden, dann hat sich der steile Weg, den uns der Pfarrer vorausgegangen ist, reichlichst gelohnt. Oder wie Odilia den Blinden die Augen öffnete, so möge sie im Dunkel des weltlichen Treibens ein Licht anzünden, dass uns das Auge des Geistes zum Himmel hin weist.
 
Die zweite Stufe lautet so: Wir sollen in der Liebe festgewurzelt sein, dass wir miteinander fähig werden,
 
„die Länge und Breite die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu verstehen, die alle Erkenntnis übersteigt.“ (Eph. 3/18b-19a)
 
Hier deutet der Apostel jenes Geheim nis an, wie tief wir in der Liebe Christi verankert sind, die man mit kosmischen Maßen nicht bemessen kann. Das ist es, dass die Einsamkeit des Priesters aufhebt, wenn er sich in die Christi einlässt. Das ist auch der Grund, warum unser Verstorbener mit Mut und Gelassenheit seiner Krankheit und seinem Tod entgegensah.
 
Die dritte Stufe formuliert der Apostel so:
 
„So werdet ihr mehr und mehr von der ganzen Fülle Gottes erfüllt.“ (Eph. 3/ 19b)
 
Das bedeutet für unseren Mitbruder, dass er seinen Weg vollendet hat, jedoch noch tiefer in die Fülle des Ewigen eingeht. Christus, dem er treu gefolgt ist, möge das Auge seines Herzens so heilen, dass er klar und rein die Herrlichkeit Gottes erleben darf. Das bedeutet auch für uns alle, dass wir im Gebet mit ihm verbunden bleiben, denn Glaube, Hoffnung und Liebe ist Sache der ganzen gläubigen Gemeinde. So darf ich dich. Lieber Mitbruder, den Heiligen des Himmels, den geretteten Seelen im Reinigungsort und allen Gläubigen auf dieser Welt diese innige Christusliebe anempfehlen, die uns heute der Apostel so eindringlich von Gott erbittet. Als Dechant möchte ich für deine Geradheit, für deine gute Zusammenarbeit danken und wünschen, dass die Herrlichkeit Gottes auch durch deine Verherrlichung uns zuteil wird. Denn niemand wird gerettet, ohne dass durch ihn viele gerettet werden.
 
Amen




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Diese Seite wurde am 3. Januar 2005 von Familie Wimmer erstellt.