Ich möchte Ihr Augenmerk auf die sogenannten sieben
Hauptsünden richten.
Es sind: Stolz, Habsucht, Zorn, Neid,
Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Trägheit.
Sie werden auch Wurzelsünden genannt, weil sie die Ursache für viele andere
Sünden sind. Ich versuche sie zu überwinden, indem ich jeden
Tag morgens die acht Seligpreisungen, wie sie im
Matthäusevangelium beschrieben werden (vgl. Mt 5,3-10), mir
vergegenwärtige.
„Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das
Himmelreich“.
Mit der Haltung der Demut und Bescheidenheit
wird der Stolz überwunden und das „Himmelreich“ der
gegenseitigen Anerkennung und Akzeptanz erlangt.
„Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden“.
Gemeint ist hier die Trauer über Ausbeutung, Unterdrückung und
Ungleichheit in unserer Welt. Wer an diesen Missständen
leidet, der kämpft gegen die Habsucht an, die die Wurzel
dieser Übel ist. Er wird getröstet. Denn er erlebt, dass sich
Geschwisterlichkeit, Freundschaft und Solidarität
ausbreiten.
„Selig, die keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land
besitzen“.
Mit der Gewaltlosigkeit oder Sanftmut wird der Zorn
besiegt, der verletzt, weh tut und Beziehungen oft für lange
Zeit zerstört. Geduld, Wohlwollen und Güte kehren ein.
„Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; sie
werden satt werden“.
Wer Gerechtigkeit für alle will, der ist
nicht neidisch. Er erkennt, dass wir alle verschieden sind und
jedem das zukommen muss, was jeder Einzelne braucht. Er freut
sich an den unterschiedlichen Begabungen und Talenten, die
bereichern. Mit der Gerechtigkeit ist die Barmherzigkeit
verbunden. Sie lässt auch den Schwachen und Armen
Gerechtigkeit zukommen. Sie weiß, dass jeder auf die Hilfe
anderer angewiesen ist. Deshalb: „Selig, die Barmherzigen;
denn sie werden Erbarmen finden.“ Gerechtigkeit und
Barmherzigkeit sind die Mittel, die den Neid überwinden.
„Selig, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott
schauen.“
Die, die reinen Herzens sind, verfallen nicht der
Unkeuschheit, die sich nicht nur auf das sexuelle Leben
bezieht. Die christliche Tradition meint mit diesem Begriff
die Haltung der Egozentrik, die alles an sich reißt, für sich
benutzt und verbraucht. Die, die reinen Herzens sind, begegnen
mit Ehrfurcht und Hochachtung jedem Nächsten, aber auch der
Tier- und der Umwelt. Sie gehen mit jedem und allem um, wie es
Gott bestimmt hat und will.
„Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes
genannt werden.“
Die Unmäßigen stiften Unfrieden, weil sie das
Gefälle zwischen Arm und Reich, Nord und Süd, Arbeitgeber und
Arbeitnehmer, Rassen und Ländern, Jung und Alt vergrößern.
Selig, die Frieden stiften, der mit dem Ausgleich der
Interessen und der Anerkennung der Gleichheit aller in Würde
und Stellung beginnt - sie heißen Kinder Gottes.
„Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden;
denn ihnen gehört das Himmelreich“.
Wer um der Gerechtigkeit
willen Verfolgung erleidet, der kämpft für sie. Er ist also
nicht träge. Er ist keiner, der nur egoistisch sein Schäfchen
ins Trockene zu bringen sucht und um des eigenen Wohlbefindens
willen auch faule Kompromisse eingeht. Der Einsatz für die
Gerechtigkeit zu Gunsten aller, der sich auch nicht durch
Verfolgung einschüchtern lässt, überwindet die Trägheit.
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