Hirtenbrief des Erzbischofs von Bamberg, Prof. Dr.
Ludwig Schick, zum 1. Adventssonntag 2002 | |
1. |
"Jesus Christus Weisheit Gottes uns gegeben", so lautet mein
bischöflicher Wahlspruch. In Jesus hat Gott sich selbst offenbart: „Wer
mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9). ER ist „der Weg,
die Wahrheit und das Leben“ (vgl. Joh 14,6). Deshalb wünsche ich mir
vor allem, dass wir auf Jesus Christus schauen. IHM begegnen wir
besonders in der Heiligen Schrift. |
2. |
Wir erleben derzeit einen vielschichtigen Wandlungsprozess in unserer Gesellschaft. Denken wir nur an die Wertediskussion, an die "neuen Definitionen" von Ehe und Familie, an die Einstellungen zur Embryonenforschung und Gentechnik oder an den Streit um die Kruzifixe in den Schulen. Auch unsere Kirchengemeinden sind derzeit in einem Wandel, der verschiedene Ursachen hat. Er ist teils vom gesellschaftlichen Wandel mitbewirkt, hat innerkirchliche Gründe und ist für die Zukunftsfähigkeit unserer Pastoral gefordert. Das Bamberger Pastoralgespräch hat diese Situation breit erörtert. Als Abschluss dieses intensiven Gespräches wird im Jahre 2004 ein Pastoralplan in unserem Erzbistum verabschiedet. Er soll die Leitlinien für die Seelsorge aufzeigen, die Gemeinden erneuern und Mut machen für die Zukunft. |
3. |
Bei seiner Erstellung und Umsetzung muss uns alle die Weitergabe des Glaubens das wichtigste Anliegen sein. Auch hier geht es "um die Weisheit Gottes für die Fülle des Lebens." Stärken wir das Vertrauen unserer Kinder und Jugendlichen in den barmherzigen und guten Vater, der unser Schöpfer und Erhalter ist! Geben wir die Zuversicht auf Gottes gute Fügungen und die Hoffnung auf die Vollendung der ganzen Schöpfung im Himmel weiter! Vermitteln wir die christlichen Werte, um das gute, gerechte und friedliche Zusammenleben in unserer deutschen Gesellschaft und in allen Völkern und Nationen zu fördern! Geben wir das Wissen und Verständnis des Glaubensbekenntnisses, der 10 Gebote, der 7 Sakramente, der christlichen Tugenden weiter! Lehren wir unsere Kinder die Grundgebete, beten wir in den Familien morgens, abends und bei Tisch miteinander! So bleibt der Glaube lebendig und nährt das Leben. Papst Johannes Paul II. hat das kommende Jahr zum Jahr des Rosenkranzes erklärt. Auch dieses wichtige Gebet möchte ich Ihnen empfehlen. |
4. |
Bei der Weitergabe des Glaubens an die nachfolgenden Generationen möchte ich auf den Weltjugendtag 2005 hinweisen. Ich bitte jetzt schon alle Pfarreien, sich daran zu beteiligen. Unser Erzbischöfliches Jugendamt wird sich demnächst diesbezüglich an die Pfarreien und Jugendgruppen wenden. Gut vorbereitet und durchgeführt kann der Weltjugendtag 2005 eine Erneuerung des Glaubens in den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bewirken. |
5. |
Die Schwerpunkte in den Jahren 2003 - Jahr der Bibel - , 2004 -
Pastoralplan - und 2005 - Weltjugendtag - können Stationen auf dem
Weg in das Jahr 2007 sein. In diesem Jahr feiert unser Erzbistum seinen
tausendsten Geburtstag. Ich freue mich auf dieses Jubiläum und möchte
es groß mit Ihnen allen begehen. Dankbar dürfen wir auf eine lange,
reiche und fruchtbare Bistumsgeschichte zurückblicken. "Jesus Christus
Gottes Weisheit für uns" hat in den vergangenen tausend Jahren viele
gute Früchte hervorgebracht. Durch die Vorbereitung und die Feier des
Millenniums soll ein "Ruck" durch unsere Erzdiözese gehen. Von
unserem Jubiläum verspreche ich mir vielfältige Anstöße für die
Zukunft der Kirche von Bamberg. |
6. |
Für die Ehen und Familien erbitte ich in meinen täglichen Gebeten Treue und Liebe. Möge die Freude am Leben wieder zunehmen und auch mehr Kinder geboren werden. Die Politik ist aufgefordert, dafür die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen und Ehe und Familie mehr zu fördern. Dazu muss vor allem das Infragestellen von Ehe und Familie, wie sie das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland definiert hat, endlich wieder aufhören. Was unser Erzbistum angeht, soll die Ehe- und Familienpastoral einen noch stärkeren Akzent bekommen. Nicht zuletzt wegen der schädlichen Auswirkungen auf Ehen und Familien bedrücken mich auch die hohe Arbeitslosigkeit und die ungünstige wirtschaftliche Entwicklung im Bereich unserer fränkischen Heimat. Ich hoffe sehr, dass sich diese Situation bald ändert. |
Liebe Schwestern und Brüder! | |
7. |
Der Schriftsteller Elias Canetti hat in seinem Werk "Die Fliegenpein"
geschrieben: "Viel mehr als Ziele braucht man vor sich ein Gesicht, um
leben zu können." |
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