Hirtenbrief des Erzbischofs von Bamberg, Prof. Dr. Ludwig Schick, zum 1. Adventssonntag 2002


Liebe Schwestern und Brüder im Erzbistum Bamberg!

Mit meinem ersten Hirtenbrief an Sie habe ich mir bewusst ein wenig Zeit gelassen. Über die verschiedenen Medien und bei zahlreichen Begegnungen in den letzten Wochen konnte ich viele von Ihnen persönlich begrüßen und mich Ihnen vorstellen.

Dankbar blicke ich auf die gut zwei Monate hier im Erzbistum zurück. Ich kann nur wiederholen, was ich in meiner Einführungsansprache gesagt habe: "Nun bin ich Ihr neuer Erzbischof, und ich bin es gern." Noch einmal: Danke für die freundliche Aufnahme, das Verständnis, die Hilfsbereitschaft und Mitarbeit.

Liebe Schwestern und Brüder!

Durch dieses Schreiben möchte ich mit Ihnen teilen, was mir am Herzen liegt.

1.
     

"Jesus Christus Weisheit Gottes uns gegeben", so lautet mein bischöflicher Wahlspruch. In Jesus hat Gott sich selbst offenbart: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9). ER ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (vgl. Joh 14,6). Deshalb wünsche ich mir vor allem, dass wir auf Jesus Christus schauen. IHM begegnen wir besonders in der Heiligen Schrift.

"Wer die Schrift nicht kennt, kennt Jesus Christus nicht", so hat der Kirchenvater Hieronymus geschrieben. Von daher wäre es mir eine große Freude, wenn alle in unserem Erzbistum täglich einige Verse aus der Heiligen Schrift lesen und betrachten würden. So werden wir die Weisheit, die Gott uns in Jesus schenkt, erkennen, lieben und aus ihr leben.

In diesem Zusammenhang ist mir das Jahr der Bibel 2003 ein wichtiges Anliegen. Wie froh wäre ich, wenn in möglichst vielen Pfarreien Bibelkreise entstehen könnten. Diese sollten nach Möglichkeit ökumenisch gebildet werden. Davon verspreche ich mir wichtige Impulse für die Einheit der Christen. Die Heilige Schrift führt zu Jesus Christus, der sagt: "Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast" (vgl. Joh 17,21). In IHM ist die Einheit der Christen gegeben.


2.
     

Wir erleben derzeit einen vielschichtigen Wandlungsprozess in unserer Gesellschaft. Denken wir nur an die Wertediskussion, an die "neuen Definitionen" von Ehe und Familie, an die Einstellungen zur Embryonenforschung und Gentechnik oder an den Streit um die Kruzifixe in den Schulen. Auch unsere Kirchengemeinden sind derzeit in einem Wandel, der verschiedene Ursachen hat. Er ist teils vom gesellschaftlichen Wandel mitbewirkt, hat innerkirchliche Gründe und ist für die Zukunftsfähigkeit unserer Pastoral gefordert. Das Bamberger Pastoralgespräch hat diese Situation breit erörtert. Als Abschluss dieses intensiven Gespräches wird im Jahre 2004 ein Pastoralplan in unserem Erzbistum verabschiedet. Er soll die Leitlinien für die Seelsorge aufzeigen, die Gemeinden erneuern und Mut machen für die Zukunft.


3.
     

Bei seiner Erstellung und Umsetzung muss uns alle die Weitergabe des Glaubens das wichtigste Anliegen sein. Auch hier geht es "um die Weisheit Gottes für die Fülle des Lebens." Stärken wir das Vertrauen unserer Kinder und Jugendlichen in den barmherzigen und guten Vater, der unser Schöpfer und Erhalter ist! Geben wir die Zuversicht auf Gottes gute Fügungen und die Hoffnung auf die Vollendung der ganzen Schöpfung im Himmel weiter! Vermitteln wir die christlichen Werte, um das gute, gerechte und friedliche Zusammenleben in unserer deutschen Gesellschaft und in allen Völkern und Nationen zu fördern! Geben wir das Wissen und Verständnis des Glaubensbekenntnisses, der 10 Gebote, der 7 Sakramente, der christlichen Tugenden weiter! Lehren wir unsere Kinder die Grundgebete, beten wir in den Familien morgens, abends und bei Tisch miteinander! So bleibt der Glaube lebendig und nährt das Leben. Papst Johannes Paul II. hat das kommende Jahr zum Jahr des Rosenkranzes erklärt. Auch dieses wichtige Gebet möchte ich Ihnen empfehlen.


4.
     

Bei der Weitergabe des Glaubens an die nachfolgenden Generationen möchte ich auf den Weltjugendtag 2005 hinweisen. Ich bitte jetzt schon alle Pfarreien, sich daran zu beteiligen. Unser Erzbischöfliches Jugendamt wird sich demnächst diesbezüglich an die Pfarreien und Jugendgruppen wenden. Gut vorbereitet und durchgeführt kann der Weltjugendtag 2005 eine Erneuerung des Glaubens in den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bewirken.


5.
     

Die Schwerpunkte in den Jahren 2003 - Jahr der Bibel - , 2004 - Pastoralplan - und 2005 - Weltjugendtag - können Stationen auf dem Weg in das Jahr 2007 sein. In diesem Jahr feiert unser Erzbistum seinen tausendsten Geburtstag. Ich freue mich auf dieses Jubiläum und möchte es groß mit Ihnen allen begehen. Dankbar dürfen wir auf eine lange, reiche und fruchtbare Bistumsgeschichte zurückblicken. "Jesus Christus Gottes Weisheit für uns" hat in den vergangenen tausend Jahren viele gute Früchte hervorgebracht. Durch die Vorbereitung und die Feier des Millenniums soll ein "Ruck" durch unsere Erzdiözese gehen. Von unserem Jubiläum verspreche ich mir vielfältige Anstöße für die Zukunft der Kirche von Bamberg.

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch zwei Anliegen nennen, die mir besonders am Herzen liegen: der Priesternachwuchs sowie Ehe und Familie. Das priesterliche Amt ist ein notwendiger, sinnvoller, erfüllender und schöner Dienst. Wer ihn so sieht und erfährt, erkennt, dass die Ehelosigkeit ihm angemessen ist, wie das Zweite Vatikanische Konzil sagt. Beten wir um Priesternachwuchs und ermutigen wir junge Männer diesen Weg zu wählen! Möge der Herr Arbeiter in die große Ernte unseres Erzbistums senden.


6.
     

Für die Ehen und Familien erbitte ich in meinen täglichen Gebeten Treue und Liebe. Möge die Freude am Leben wieder zunehmen und auch mehr Kinder geboren werden. Die Politik ist aufgefordert, dafür die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen und Ehe und Familie mehr zu fördern. Dazu muss vor allem das Infragestellen von Ehe und Familie, wie sie das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland definiert hat, endlich wieder aufhören. Was unser Erzbistum angeht, soll die Ehe- und Familienpastoral einen noch stärkeren Akzent bekommen. Nicht zuletzt wegen der schädlichen Auswirkungen auf Ehen und Familien bedrücken mich auch die hohe Arbeitslosigkeit und die ungünstige wirtschaftliche Entwicklung im Bereich unserer fränkischen Heimat. Ich hoffe sehr, dass sich diese Situation bald ändert.


     

Liebe Schwestern und Brüder!

7.
     

Der Schriftsteller Elias Canetti hat in seinem Werk "Die Fliegenpein" geschrieben: "Viel mehr als Ziele braucht man vor sich ein Gesicht, um leben zu können."

Unser Glaube hat ein Gesicht, Jesus Christus. In IHM erkennen wir „die Weisheit Gottes für uns“. Schauen wir auf IHN und weisen wir auf IHN hin. Der Advent ist dazu besonders geeignet. Lassen Sie diese gottgeschenkte Zeit nicht in Hektik und Stress verloren gehen. Nutzen Sie sie zur Besinnung und geistlichen Erneuerung, zu Gespräch und Glaubensweitergabe. Dann wird Weihnachten ein gesegnetes und gnadenreiches Fest für Sie werden. Das wünsche ich Ihnen von Herzen und gebe Ihnen dazu den bischöflichen Segen.


 
 

Der Hirtenbief steht auch als .pdf Datei, zirka 13 kB, zum Download zur Verfügung. Zur Anzeige und zum Ausdruck von .pdf Dateien ist der Acrobat Reader notwendig. Dieser ist im Internet unter www.adobe.de, aber auch auf den CDs von Computer Zeitschriften zu finden.

Download

 


zur Home Page       zu den Katholischen Aktionen       zur Bibliothek

zur Hirtenbrief Auswahl


Cat Logo

Diese Seite wurde am 15. Dezember 2002 von Familie Wimmer erstellt
und am 22. Januar 2010 zuletzt bearbeitet.