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Franziskus und der Gekreuzigte von Thomas von Celano
E ines Tages schritt Franziskus bei der Kirche von
San Damiano vorüber, die beinahe eine Ruine war
und von allen verlassen. Als er, vom Geiste
geführt, eintrat, um zu beten, kniete er vor dem
Bilde des Gekreuzigten fromm und demütig nieder,
und von ungewohnten Geistesheimsuchungen
heftig bewegt, fühlte er sich ganz anders, als er
eben noch bei seinem Eintritt gewesen. Als ihm so
wunderlich zumute war, da geschah etwas, das seit
Menschengedenken unerhört ist: Das Bild des
gekreuzigten Christus bewegte seine gemalten
Lippen und begann zu sprechen. Es rief ihn beim
Namen: «Franziskus, gehe hin, baue mein Haus
auf, denn du siehst, es ist ganz zerfallen.» Bei
dieser Rede zitterte Franziskus vor maßloser
Verwunderung und kam beinahe von Sinnen, doch
schickte er sich an, mit aller Kraft dem Befehl
Folge zu leisten.
Bild: Hl. Franziskus von Assisi (Murillo)
Text: Das Leben des Hl. Franziskus,
beschrieben durch den Bruder
Thomas von Calano, Basel 1921
© Theresia-Verlag 2001.
Theresia-Verlag, CH-6424 Lauerz - Best.-Nr. 837
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