Die Sünderin

DER GELIEBTE SÜNDER

Die Frau am Boden (links unten) ist eine von denen,
auf die alle »Tugendhaften« verächtlich herabschauen.
Ein absoluter Außenseiter, eine stadtbekannte Sünderin.
Der Gastgeber (im grünen Gewand), der Pharisäer Simon,
ist entsetzt: Dieser Jesus kann nicht von Gott kommen.
Ein Prophet läßt sich nicht von so einem Menschen anrühren!
Auch Petrus neben ihm distanziert sich deutlich mit Hand
und Blick von dieser Frau, als wäre sie eine Aussätzige.
Die Frau selbst geht zu Boden und bekennt offen ihre Schuld.
Groß ist ihre Beschämung über ihr vergangenes Leben.
Aber größer ist ihre Ergriffenheit über diesen Jesus.
Er hat ihr Leben von Grund auf verändert.
Bei ihm durfte sie erfahren, was wahre Liebe ist.
Ihre Tränen fallen auf seine Füße. Sie trocknet diese mit
ihrem Haar, küßt sie und gießt kostbares Öl über sie aus.


Über ihr sehen wir die einfache Gestalt Jesu.
Sein Blick ruht verstehend und liebend auf dieser Frau.
Er steht zu ihr und nimmt sie in Schutz.
Größer als alle Schuld ist bei ihm Güte und Erbarmen.
Seine Hand segnet diese Frau.
Und sein Segen bedeutet immer: Vergebung, Friede, Leben.
Rechts sehen wir im roten Gewand die Gestalt des Johannes.
Der Lieblingsjünger Jesu versteht den Herrn wie kein anderer.
In einem Brief schreibt er: »Wenn unser Herz uns anklagt,
Gott ist größer als unser Herz!
Und wenn Gott uns so sehr liebt, dann müssen auch wir
einander lieben« 1 Joh 3, 20; 4, 11.
Der Mönch (ganz rechts) ladet uns ein, niederzuknien,
die Hände zu falten und anzubeten:
Gott, Dein Erbarmen ist unfaßbar groß.


Groß ist der Herr, seine Größe ist unerforschlich.
Die Wunder seiner Begebnisse will ich berichten.
Mild und erbarmend ist der Herr,
langmütig und reich an Gnade. Gütig ist er allem.
Treu ist er in seinen Worten. Der Herr stützt alle,
die sinken, alle Gebeugten richtet er auf.
Nahe ist er denen, die ihn anrufen,
die aufrichtig zu ihm rufen.
Er hört ihr Stöhnen und befreit sie.
Der Herr behütet alle, die ihn lieben.
Mein Mund verkündet das Lob des Herrn.
Und alles, was lebt, preise seinen großen Namen
immer und ewig. (Psalm 145)


Text: Theo Schmidkonz SJ
Bild: Dirk Bouts, Die Sünderin, 15. Jh., Berlin
Verlag Ver sacrum, 7407 Rottenburg am Neckar, Nr. 712 D



  Gefunden in einem Gebetbuch in der Kapelle des Klinikums Nord in Nürnberg und gescanned. Alter und Herkunft unbekannt. Scan nur leicht nachbearbeitet. Originalgröße 12,5 x 8,7 cm.



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Diese Seite wurde am 25. Juli 2003 von Familie Wimmer erstellt.