Christus und Johannes
       LICHT FUR DIE MENSCHEN
Der Blinde am Weg sitzt im Dunkel.
Die Leute sagen: Gott hat ihn bestraft.
Seine Eltern distanzieren sich von ihm.
Die religiösen Führer nennen ihn: Sünder.
Die meisten aber kennen ihn - als Bettler.
So sitzt er einsam und verlassen da
und wartet - auf einen Menschen.
Er sieht nichts. Er besitzt nichts.
Nur eines hat er sich immer bewahrt:
die Hoffnung.
Darum greift er mit leeren Händen
über seine Dunkelheit hinaus
voll Erwartung.
Und er wartet nicht umsonst.
Jesus geht auf ihn zu.
Er beugt sich tief zu ihm hinab.
Die Sonne um sein Haupt bedeutet:
Er bringt ihm - das Licht,
Licht nicht nur für die Augen,
Licht viel mehr noch für sein Herz.
Denn »man sieht nur
mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche
ist für die Augen unsichtbar.«
(Antoine de Saint-Exupéry)


 
Zuerst streicht Jesus dem Blinden
einen Teig auf die Augen und sagt:
Geh und wasch dich im Teich Schiloach!
Jesus stellt den Blinden auf eine Probe.
Er soll zu seiner Heilung etwas tun:
dem Wort Jesu Folge leisten,
sich die Augen auswaschen.
Der Blinde tut, was Jesus sagt.
Er wäscht sich den Schmutz aus den Augen
und kann sehen - die Welt, die Menschen,
noch nicht - den verborgenen Gott.
Jesus berührt ihn ein zweites Mal, diesmal
in seinem Innersten, in seinem Herzen.
Jetzt sieht und erkennt er - alles,
auch, wer Jesus eigentlich ist.
Und er bekennt: Ich glaube, Herr!
Bei unserem Bild fällt auf,
daß Jesus vom Wasser umgeben ist.
Der Teich Schiloach heißt zu deutsch:
Wasser-sender, Kanal.
Denn Jesus leitet uns die Wasser zu,
die uns heilen von unserer Blindheit,
die uns reinigen von unserer Schuld.
Wir müssen ihm nur - Vertrauen schenken,
ihm, dem Licht der Welt und der Menschen.
       Herr,
ich sitze da im Dunkel
und warte.
Ich greife mit meinen Händen
ins Leere.
Bis Du vorübergehst,
mich anrührst und sagst:
Wasch dir die Augen aus,
und du wirst wieder sehen,
hoffen und lieben!
Herr,
ich möchte tun,
was Du mir sagst.
Ich möchte Dir glauben -
blind,
Dir, dem Licht für die Menschen.
Text: Theo Schmidkonz SJ
Bild: M. Animata Probst OSF, Heilung des Blinden, Joh 9
Verlag Ver sacrum, 7407 Rottenburg am Neckar, Nr. 788 D



  Gefunden in einem Gebetbuch in der Kapelle des Klinikums Nord in Nürnberg und gescanned. Alter und Herkunft unbekannt. Scan nur leicht nachbearbeitet. Originalgröße 8,7 x 12,5 cm.



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Diese Seite wurde am 29. März 2003 von Familie Wimmer erstellt.