Und dies ist der Inhalt: |
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Am 8. Mai 1670 wurde die Kapelle in Heimhofen vom Hochwürdigen und kochgeschätzten Herrn Georg Sigismund MÜLLER, Bischof von Heliopolis und Weihbischof von Konstanz, zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria konsekriert. Das Weihefest wird gefeiert am Dienstag nach der Oktav des Fronleichnamsfestes. Das Patrozinium ist das Fest Mariä Opferung im Monat November. Im Sepulchrum des Altares befinden sich die Reliquien der Heiligen Phalerius, Constans und Digna. (Dies geschah) unter dem Pfarrvikar P. Maurus WITTWAR, Konventuale des Bregenzer Klosters. |
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Georg Sigismund MOLLER (geb. 1615 in Rottenburg, gest. 1686 in Konstanz und im Konstanzer Münster beigesetzt) war von 1654 bis 1686 Weihbischof in Konstanz. Er hatte kurz zuvor auch die Schönauer Kapelle konsekriert. |
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Nach dem Willen der Erbauer sollten in der Kapelle jährlich 17 hl. Messen gelesen werden, und zwar |
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– je eine am Weihetag und am Patrozinium für die Ortsbewohner von Heimhofen, dazu
– drei Jahresmessen und
– zwölf hl. Messen nach Belieben des Pfarrers. |
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Etwas reduziert werden diese Messen noch heute gehalten. |
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Der 1940 gemalte Kreuzweg stammt von dem 1901 in Genhofen geborenen Malermeister Simon MÜLLER. Er kann sich durchaus sehen lassen. MÜLLER ist noch im letzten Kriegsjahr nach einer schweren Verwundung am 15. Februar 1945 in einem Lazarett zu Frankenstein in Schlesien gestorben. |
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Zum Patrozinium „Mariä Opferung“ wurde bis jetzt noch nichts gesagt. Es ist ein seltenes Patrozinium. Was soll man darunter verstehen? |
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Das am 21. November gefeierte Fest hängt mit der Legende zusammen, daß die Eltern Joachim und Anna das Mädchen Maria zum Tempel gebracht hätten, damit es dort als ‚Tempeljungfrau‘ in besonderer Weise Gott diene. Nun gab es aber in biblischer Zeit in Jerusalem keine Tempeljungfrauen. Deshalb konnten die Eltern das Kind auch nicht für diesen Dienst bestimmen. Man wird hier also nur ganz allgemein an einen längeren Aufenthalt Mariens in Jerusalem denken dürfen. Aus der Bibel wissen wir ja über das Leben der Gottesmutter vor der Verkündigungsszene (Lk 1,26 ff) nichts, außer |
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– daß sie damals in Nazaret wohnte (Lk 1,26) und
– daß sie mit Josef, der aus dem Hause David stammte, verlobt war. (Lk 1,27) |
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Die große Lücke suchte nun das Jakobus-Evangelium (um 150 n. Chr.) zu füllen. Aus ihm stammt der Name des Elternpaares Joachim und Anna, dessen Kinderlosigkeit als Schande angesehen wird. Durch eine Engelsbotschaft wird beiden ein Kind verheißen, obwohl sie schon in fortgeschrittenem Alter stehen. Dieses Kind, Maria, wird geboren und in besonderer Weise Gott geweiht, was ja der Festgedanke von ‚Mariä Opferung‘ ist. Ebenso aus dem Jakobus-Evangelium stammt der Hinweis, daß Maria vor ihrer Verlobung mit Josef in Jerusalem aufgewachsen sei. (Die Themen des Jakobus-Evangeliums sind übrigens auch in den Freskenzyklen zu Gestratz und Zell bei Oberstaufen dargestellt!) |
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Durch die Bibel belegt ist der Wohnsitz Jerusalem für die Zeit nach der Himmelfahrt Jesu. (vgl. Apg 1,14) Eine aus dem 4./5. Jahrhundert stammende Tradition nennt weiter Jerusalem als die Stätte des Heimgangs der Gottesmutter. |
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Wohl an diese Verbindung Mariens mit Jerusalem sollte eine am 21. November 543 geweihte Kirche an der Tempelmauer erinnern, welche im Gelände der jetzigen El-Aksa-Moschee stand. Das Weihefest dieser Kirche wurde mit den vorher erwähnten Legenden angereichert und bereits im 8. Jahrhundert auch in Konstantinopel von den Griechen gefeiert. Möglicherweise bewog eine Wallfahrt in das Heilige Land – für Balzhofen 1677 nachgewiesen – zur Wahl dieses Patroziniums? |
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Die Einführung des Festes ‚Mariä Opferung‘ im Abendland ist bezeugt |
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Alte Kultgeräte – z.B. ein Kelch, Kännchen, Meßgewänder – oder Meßbücher sind leider nicht mehr vorhanden, ein Bild der Gottesmutter aus der alten Kapelle befindet sich jetzt in Privatbesitz. Unbekannt ist weiter, was mit der der hl. Dreifaltigkeit geweihten Glocke aus dem 17. Jahrhundert geschah. |
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Die Nachfahren der Kapellenerbauer sind aber nicht untätig geblieben. Damit im Rahmen des Möglichen der Liturgiereform des 11. Vatikanischen Konzils Rechnung getragen werden konnte, wurde von der Schreinerei KUHN in Schönau 1988 ein Lesepult gefertigt. Um die Arbeit des Mesners, bzw. der Mesnerin zu erleichtern, wurde im gleichen Jahr dank einer großzügigen Spende von Anton FROMM-KNECHT bei der Fa. Elektro-ZWISLER ein automatisches Läutwerk beschafft. |
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Um auf den Mesner zurückzukommen: Dieses Amt hat schon seit sechs Generationen die Familie
EINSLE inne, die auf dem Anwesen Heimhofen Hausnr. 1 sitzt und nicht umsonst den Hausnamen
‚Beim Kapelemeßmer‘ führt. Ein Franz EINSLE (1721-1803) aus Grünenbach heiratete 1745 eine
Christina DRESSEL (auch ‚TRESSEL‘ geschrieben) aus Heimhofen, deren Vater Jakob TRESSEL möglicherweise als Kind noch die Kapellenweihe miterlebt hatte. Von da an sitzen EINSLE in Heimhofen
Nr. 1 - |
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Seine Frau Viktoria, welche ihm im Mesneramt zur Seite stand, ist leider 1994 viel zu früh im Alter von 61 Jahren gestorben. Um noch die letzten Erneuerungsarbeiten zu erwähnen: |
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Zweimal – 1989 und 1995 – erhielt die Kapelle einen neuen Anstrich, zugleich erneuerte Michael OHMEIER das schadhafte Gestühl auf der rechten Seite völlig. Außerdem wurde das an der vom Blitz getroffenen Linde angebrachte Kreuz eines bäuerlichen Schnitzers wieder in der Kapelle aufgehängt. |
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Die Ortsbewohner sind auf ihr Kappele stolz. Schon zweimal ließ sich in der auf der kleinen Anhöhe weithin sichtbaren Kapelle ein Hochzeitspaar trauen, ebenso werden dort – wenn irgendwie möglich – Heimhofens kleine Erdenbürger zu Christen gemacht. Der derzeitige Kapellenpfleger Xaver HASER kann jedenfalls nach der alljährlichen kirchlichen Patroziniumsfeier in der Gaststätte SOHLER zu Schönau eine zahlreiche Schar von Heimhofnern begrüßen, die sich hier leiblich stärkt und mit Interesse seinen Ausführungen über die finanzielle Lage der Kapellenstiftung lauscht. |
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Der Text der Beschreibung und die beiden s/w Bilder wurden der
GRÜNENBACHER CHRONIK von Herbert Mader, Seite 195 bis 197, entnommen. Wir bedanken uns ganz herzlich für die Erlaubnis. |