Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 1

Geschichten und Sagen
des Kremser Bezirkes
1.


Teil 4


von Sage 31 bis 40



31

BEI DEN DREI KREUZEN

    Vor vielen. Jahrhunderten lebte in Ried bei Krustettett ein reicher Bauer. Er hatte drei Söhne, die sieh, als der alte Bauer starb, um das Erbe zankten und nicht einigen konn ten. Da beschlossen sie, das Schicksal durch den Zweikampf zu befragen. Dieses hatte aber einen sehr traurigen Entscheid gefällt, denn alle drei Brüder fielen im Kampfe um das Erbe. Das Volk behielt dieses Ereignis in steter Erinnerung und setzte zum Gedenken den drei Brüdern - drei Kreuze. Oftmals waren diese Wahrzeichen von Wind und Wetter zerstört worden, aber immer hatten die Bewohner sie erneuert. Durch die Ereignisse des letzten Krieges, als unsere Heimat znm Schlachtfeld wurde, sanken auch die drei Kreuze in Trümmer und man erneuerte sie nunmehr durch ein steinernes Kreuz. Der Platz heißt aber noch immer "Bei den drei Kreuzen".


Aufzeichnung und Gewährsmann: Johann Klein, Tiefenfucha (1952).

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2. Erzählform:

    Als einst zur Zeit der Franzosenkriege in unserer Heimat der Kampf tobte, fielen an der Stelle, die heute " B e i d e n d r e i K r e u z e n " heißt, drei französische Offiziere dem Kampf zum Opfer. Man errichtete als Erinnerung an ihren Kriegertod die drei Kreuze, jedem der Gefallenen eines. Auch in der Umgebung dieser Stätte fanden sich östlich vom Hause Nummer 33 und östlich vom "Taferlkreuz" französische Soldatengräber, die man einst freigelegt hatte.


Gew.: Leopold Geppl, Krustetten, Aufz.: Anna Holzheu, Krustetten (1952).

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32

PESTKREUZ AUF DER HOFGARTEN- WIESE

    Zu Senftenberg steht auf der Hofgartenwiese westlich vom Kremsfluß ein eisernes Kreuz, von dem die Sage erzählt wird, daß hier zur Pestzeit die Pestleichen aus Senftenberg bestattet worden sind.


Volksgut. Jugenderinnerung Dr. Plöckinger. Aufz.: Berth. Kamitz im Führer durch Senftenberg. S, 14. (1931).

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33

DAS RUSSENKREUZ BEI DROSS

    Als einst vor mehr als 150 Jahren Österreichs und Rußlands Soldaten gemeinsam gegen den französischen Feind fochten, trug es sich zu, daß nach entsagungsvollem Kampf bei Dürnstein und Loiben, in dem auch der österreichische Feldherr Schmid gefallen war, sich die verbündeten Russeu gegen Znaim zurückziehen mußten. Seit mehreren Tagen hatten die. Soldaten kein warmes Mahl mehr erhalten und audi sonst sich von wenig Mundvorrat genährt, den sie im Eßbeutel mitführten. Als sie nun durch Droß marschierten, standen versperrte Weinkeller am Wege. Ein Offizier, ermattei und hungrig, benützte eine kleine Rast und tat sich, nachdem er in einen Weinkeller eingedrungen war, an Vorräten gütlich. Sein vorgesetzter Kommandant erspähte die unrechtmäßige Tat, die als Plünderung unter strenger Strafe stand. Er ließ den Unglücklichen erschlagen. DieLeiche des auf solche Weise getöteten Offiziers wurde am Wege verscharrt. Die Ortsbewohner, die Zeugen des Vorfalles waren, setzten zum Gedenken das " R u s s e n k r e u z ".


Nach Biedermanns Pfarr-, Markt- und Herrschaftsgeschichte v. Lengenfeld (1934).

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34

DAS WEISSE KREUZ

    Vor vielen Hunderten von Jahren, als noch unsere Heimat von wilden Tieren, die auch dem Menschen gefährlich werden konnten, heimgesucht war, trug es sich zu, daß ein Bauer am Drosserberg seiner Feldarbeit nachging. Da wurde der Arme von einem hungrigen Wolfsrudel überfallen. Seine Hilferufe verhallten in der Weite der Flur, ohne daß ihm Rettung gekommen wäre. Er wurde von den unersättlichen Bestien aufgefressen. Bloß seine Stiefel fanden heimkehrende Holzfäller. Seine Frau war über den Tod ihres Mannes untröstlich und gelobte die Errichtung eines Gedenkmarterls. Doch vor Gram starb auch sie, bevor sie ihr frommes Versprechen in die Tat umsetzen konnte. An der Stelle, wo sich das schreckliche Ereignis zugetragen hatte. zeigte sich aber nach ihrem Tode stets um die Mitternachtssiunde eine unruhig herumwandelnde, weiße Gestalt. Die Seele der Frau., welche ihr Gelübde nicht hatte einlösen können, fand im Grabe keine Ruhe und wandelte seit dieser Stunde an der Stätte, wo ihr Mann den Tieren des Waldes zum Opfer gefallen war. Damit die arme 'Seele ihre Ruhe finden konnte, errichtete das Volk an der Stelle einen Bildstock. Seitdem nun das Versprechen der Frau eingelöst war, herrschte daselbst Ruhe. Die weiße Gestalt blieb fortan verschwunden.


Gew.: Kitzler Aloisia, Droß. Aufz.: Kitzler Fritz (1952).

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35

DIE ZWEI ROTEN KREUZE

    Einst lebten. im' weiten Gföhlerwalde zwei Jägerbur- schen. Sie waren lustigen Blutes und voll männlicher Kraft. Es war daher kein Wunder, daß sich manches Waldmägde lein oft nach ihnen umblickte. Aber auch die Burschen sahen die Mädel sehr gerne und drehten am Kirchtag so manchen Tanz mit den Bauernmädchen. Ein Mädel war beiden besonders lieb und teuer geworden. Jeder der zwei Jäger wollte sie einst zur Frau haben. Da entschlossen sich die beiden zur gleichen Zeit, bei den Eltern um die Hand des Mädchens zu bitten. Als sie sich nun auf den Weg machten, ,jeder von seinem Forsthause aus, wußten sie nicht, daß es ein böses Ende nehmen sollte. Sie trafen auf der Waldstraße, die nach dem Orte Sankt Leonhard führte, denn dort: wohnte das Mädchen, zusammen. Sie gingen ein Stück Weges miteinander und sprachen über dieses und jenes. Da erfuhren sie voneinander, daß jeder den gleichen Weg vor sich habe. Sie gerieten darüber in Streit und töteten einander. Man fand sie am Morgen tot und starr am Straßenrand. Man setzte jedem ein Kreuz - die zwei Kreuze, rot wie Blut.


Gew.: Hauer Rudolf, St, Leonhard. Aufz.: Hauer Hermine (1952).

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36

DAS JOSEFIKREUZ ZU LENGENFELD

    Als im Gföhlerwalde noch der "Staudenheißl", so nannte man den Wolf, hauste, kam es oft vor, daß Bauern, die auf den Feldern Arbeiten verrichteten, von Wölfen oder ganzen Wolfsrudeln angefallen wurden. So trug es sich auch einmal zu., daß in der Flur "Im Spieß", die nahe dem Walde liegt, ein Bauer ackerte. Plötzlich scheuten die Pferde und gingen dem Bauern durch. Sie hatten Witterung genommen und die nahende Gefahr erkannt. Der Bauer wollte sie zurückholen, da brach auch schon das Wolfsrudel aus dem Walde hervor und setzte mit Geheul dem überraschten, laut um Hilfe rufenden Bauer nach, der nunmehr seinen Pferden nacheilte, verfolgt von den Wölfen. Auf seiner Flucht kam er an den Ort Lengenfeld heran, wo ihm Bewohner zu Hilfe eilten. Sie erschlugen eine große Zahl der Raubtiere und retteten so dem Bauer das Leben. Dieser ließ aus Dankbarkeit für seine Errettung das Josefikreuz errichten.


Aufzeichnung durch die Schüler der Schule Lengenfeld (1952).

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37

DAS FRANZOSENKREUZ VON STRATZ- DORF

    Als vor hundertfünfzig Jahren Napoleons Krieger auch Österreich bekriegten, schlugen sie nächst Rohrendorf und Weidling-Neustift ein großes Lager auf. In dieses mußten alle Gemeinden des Umkreises Vieh, Wein und Nahrung für Mensch und Tier abliefern. Hier waren auch die Verwundeten zum Teile untergebracht, die in den Kämpfen ihre Wunden erlitten hatten. Viele starben daran und wurden im freien Felde bestattet. Auf dem Wege von Stratzdorf nach Brunn steht über der Begräbnisstelle verstorbener Franzosen ein Wegmarterl, das "Franzosenkreuz" heißt. Auf Blechbildnissen, die durch Rost heute fast unkenntlich sind, ist noch wahrzunehmen, wie ein Reiter hoch zu Roß mit wallendem Federbusch auf dem Helm eine Fahne em- porhält. Daneben steht zur Linken das Totengerippe.


(Nach einer Mitteilung der Schulleitung Brunn i, F.)

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38

PESTKREUZ AM TOTENWEG

    Am Totenwege, der von Brunn im Felde nach Stratz- dorf führt, steht außerhalb von Stratzdorf ein gemauerter Bildstock, das Pestkreuz. Als im Jahre 1617 in den vorge nannten Orten und in der ganzen Umgebung derselben die große Seuche wütete, trugen, wenn einer starb, seine Hausgenossen oder Nachbarn den Pestleichnam auf dem Totenwege gegen Brunn zur Bestattung. Oft waren aber die Menschen, die ihren Verwandten den letzten Dienst erwiesen, selbst schon krank und matt, vom Tode gezeichnet. Sie wagten manchmal auch nicht, das nächste Dorf zu betreten, denn die Pest raffte die Menschen dahin wie Fliegen. So bestattete, man längs des Totenweges die Leichname. Das später in frommer Erinnerung gesetzte Marterl gab dann Zeugnis von der Begräbnsistätte dieser unglücklichen, von der großen Seuche hinweggerafften Menschen. Auch nahe bei Brunn, heute am Bahndamm gelegen, steht ein soldfies. Mahnmal Eine Steinsäule inmitten der Felder zeigt auch frier eine solche Pestgrube an. Sie trägt die Bildnisse der Pestlheiligen S. Sebastian und S. Rochus in verwitterten Steinbildnissen. Die Inschrift ist nicht mehr lesbar, die besagte, wer hier sein Grab gefunden hatte.


(Mitteilung der Schulleitung Brunn im Felde durch Dir, Weixlbaum.)

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39

PESTKREUZ AM KETTENSTEG

    Bevor die Bomben den Kettensteg über die Krems und die Umgebung dortselbst verwüsteten, stand auch an dieser Stelle zu Krems ein Pestkreuz. Die Sage kündet, daß das Landvolk aus Weinzierl hier an dieser Stelle den Bewohnern der Stadt Krems, in welcher die Pest wütete, die notwendigen Nahrungsmittel hinterlegten. An der gleichen Stelle lag dafür auch das Geld für den Ankauf der Nahrung stets bereit. Die Menschen halfen einander, ohne daß sie sich sahen.


(Kremser Volksüberlieferung)

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40

DAS JAGERKREUZ

    An einem düsteren Herbsttage unternahm der Förster des einst überaus großen Jagdrevieres Mollands, der in einem Jägerhause bei diesem Dorfe wohnte, einen Pirsch ritt. Er verspätete sich dabei sehr und es dunkelte schon, als er seinen Heimritt antrat. Sein Rößlein trug ihn zwar mit schnellem Trab dem Forsthause zu, aber dennoch kam er nicht recht vorwärts, da ein dicht einfallender Nebel ihm jede Sicht nahm. So war es fast finstere Nacht, als er sich endlich am Ziele glaubte. Doch plötzlich stutzte sein Pferd und war trotz Sporen nicht von der Stelle zu bringen. Da er sein Tier kannte, so mußte irgend eine Sache hinderlich irrt Wege sein. Der Jäger schwang sich aus dem Sattel und machte Licht. Wie erschrak er aber, als er kaum zwei Schritte von seinem Standort entfernt den unheimlich gähnenden Schund einer Lößschlucht vor sich sah. Undurchdringlich wallte aber der Nebel über das Land, sodaß er sich nur Schritt für Schritt weiter fortbewegen konnte. In dieser gefährlichen Lage gelobte er Gott, daß er, wenn er heil heimgelangen würde, eine Wegmarter errichten würde. Da hob sich ein leichtes Lüftchen und in kurzer Zeit war der dichte Nebel verzogen. Eingedenk seines Gelöbnisses, errichtete er an der Stelle seiner Bewahrung vor dem sicheren Tode das " J a g e r k r e u z ", das noch heute steht.


Gew.: Hager Pauline, Mollands. Aufz.: Hager Adelheid, Mollands (1952).

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2. Fassung

    Eine zweite Fassung stellt als Errettungsursache das Klingen des Glöckleins von Mollands fest.


Gew.: Rosa Burgstaller, Mollands (1952).

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3. Erzählform: des "Jagerkreuz"

    Früher, als zu Mollands noch kein Forsthaus bestand, hatte der Grafenegg'sche Förster, welchem das Revier "Rehset", welches zam Grafenegger Besitze gehörte, unterstand, einen weiten eineinhalbstündigen Pirschgang zu machen. Oft geschah es, daß er sich am Heimwege an einer bestimmten Stelle des Weges stets verirrte und so in die Nachbarortschaft Schönberg kam. Um dem Übel abzuhelfen, setzte er an die Stelle ein Wegkreuz, da er meinte, daß der Teufel ihn auf den falschen Weg bringe.


Gew.: Josef Pokorny, Aufgezeichnet: Dr. H. Plöckinger, Krems (1926).

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    Das Kreuz ist aller Hoffnung Stern, im Kreuz allein ist Segen; drum pflanzen wir das Kreuz des Herrn auf Bergen, Steg' und Wegen.

(Inschrift auf einem Feldkreuz)

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Diese Seite wurde am 22. September 2001 erstellt